01.05.2024 13:00:17 - dpa-AFX: HINTERGRUND: Ein Jahr Deutschlandticket - das Abo in fünf Fakten

BERLIN (dpa-AFX) - Seit einem Jahr gibt es das Deutschlandticket. Mit dem
Abo können Nutzer für 49 Euro pro Monat in Bussen und Bahnen des Nah- und
Regionalverkehrs durchs ganze Land reisen. Rund 11,2 Millionen Abonnenten hat
das Angebot im Schnitt. Hat es den ÖPNV wie erhofft revolutioniert? Fünf Fakten.

1. Jeder Zweite nutzt das Ticket für den Arbeits- oder Schulweg

Das Deutschlandticket ist vor allem ein Pendler-Abo. Rund jeder zweite
Abonnent nutzt das Ticket für den Weg zur Arbeit oder zur Schule, wie eine
Untersuchung der Deutschen Bahn ergeben hat. In vielen Fällen bieten Arbeitgeber
das Ticket ihren Beschäftigten als vergünstigtes Jobticket an. Geben Firmen den
Mitarbeitern mindestens 25 Prozent Nachlass auf das Abo, gibt der Bund weitere
fünf Prozent hinzu. Auf diese Weise können Beschäftigte das Angebot schon für
34,30 Euro pro Monat nutzen statt für 49 Euro. Viele Betriebe bieten noch weiter
gehende Nachlässe, einige schenken es ihren Mitarbeitern sogar. Rund 17 Prozent
aller Deutschlandtickets sind solche Jobticket-Varianten.

Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge sagte der Deutschen Presse-Agentur,
es gelte, noch mehr Menschen vom 49-Euro-Ticket zu begeistern. Verkehrsminister
Volker Wissing (FDP) sei gefordert, mit einer breit angelegten Werbekampagne
besonders Arbeitgeber davon zu überzeugen, ihren Beschäftigten das Ticket zu
ermöglichen.

2. Mehrzahl der Nutzer besitzt das Ticket ununterbrochen seit Beginn

Das Deutschland-Abo ist monatlich kündbar. Doch die Zahl derjenigen, die das Abo sporadisch bestellen und mangels Bedarf wieder abbestellen, hält sich
Umfragen des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) in Grenzen. Lediglich
sieben Prozent der Besitzer kündigen demnach das Abo zum Monatsende. Mehr als
die Hälfte der Befragten (56 Prozent) nutzt es hingegen unterbrochen seit
Beginn. Knapp jeder Dritte besaß es demnach für mindestens acht Monate.

3. Das Ticket zeigt, wo Kapazitäten im öffentlichen Nahverkehr fehlen

Aufgrund der gestiegenen Nachfrage infolge des Deutschlandtickets ist es in
Bussen und Bahnen voller geworden. Insbesondere auf den touristisch
nachgefragten Strecken etwa von Berlin in Richtung Ostsee, von München in die
Berge oder von Hamburg an die Nordsee waren die Züge im vergangenen Sommer
häufig völlig überlastet.

Zwar will die Deutsche Bahn in Abstimmung mit den Aufgabenträgern das
Sitzplatzangebot im Regionalverkehr in diesem Jahr ausweiten. Grundsätzlich sei
die Auslastung im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) auch deutlich niedriger
als im Fernverkehr, betonte Bahn-Personenverkehrsvorständin Evelyn Palla
kürzlich. Doch der Angebotsausbau kostet die Länder und Verbünde viel Geld und
hat mit der gestiegenen Nachfrage bisher nicht mithalten können.

"Das bislang größte Manko ist das unzulängliche Angebot von Bus und Bahn im
ländlichen Raum", teilte der Geschäftsführer des Interessenverbands Allianz pro
Schiene, Dirk Flege, kürzlich mit. "Nötig ist ein Angebotsausbau, eine
Ausweitung der Jobticketangebote und weitere Vereinfachung der immer noch zu
komplizierten Ticketpreisregelungen etwa für Fahrrad- und Kindermitnahme."

Der Bund habe den Grundstein für eine riesige Reform des öffentlichen
Nahverkehrs gelegt, bemerkte FDP-Fraktionsvize Carina Konrad. Nun komme es
darauf an, dass die Länder nachziehen. Komplexe und kostenintensive Strukturen
mit vielen Verkehrsverbünden könne sich niemand mehr leisten.

4. Es steigen weniger vom Auto in Bus und Bahn um als erhofft

Umfragen des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) zufolge steigen
zwar rund 16 Prozent der Deutschlandticket-Nutzer seltener ins Auto, seit sie
das Abo haben. Trotzdem hat die Verkehrsverlagerung bisher nicht in dem Maße
stattgefunden wie erhofft. "Was das Deutschlandticket noch nicht geleistet hat,
ist es, einen Beitrag dazu zu leisten, mehr Menschen vom Auto in den
öffentlichen Personennahverkehr zu holen", sagte VDV-Präsident Wortmann
unlängst. Dafür brauche es deutlich mehr Neukundinnen und Neukunden, die vorher
noch gar keine Berührungspunkte mit dem ÖPNV hatten. Rund ein Drittel Neukunden
müssten es demnach werden, damit mit dem Angebot auch eine spürbare
Verkehrsverlagerung einherginge, die auf die Klimaziele einzahle.

5. Das Ticket wird nicht ewig 49 Euro kosten

So alt wie das Angebot ist auch der Streit ums Geld. Derzeit kostet das
Ticket noch 49 Euro pro Monat. Es ist jederzeit zum Ende eines Monats kündbar.
Bund und Länder subventionieren das Angebot pro Jahr mit jeweils 1,5 Milliarden
Euro. Bis einschließlich kommendes Jahr ist die Finanzierung gesichert. Doch für
die Jahre danach gibt es noch keine endgültige Zusage des Bundes, auch wenn
Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) stets betont, dass das Ticket auf Dauer
angelegt sei. Eine Preisgarantie seitens des Bundes und der Länder gibt es nur
noch für dieses Jahr. Schon 2025 könnte das Deutschlandabo für Nutzerinnen und
Nutzer daher teurer werden. Die Grünen verlangten eine Preisgarantie und eine
verlässliche Finanzierung./maa/DP/jha

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