28.04.2024 15:08:42 - dpa-AFX: Polens Außenminister setzt auf Taurus-Freigabe durch Scholz

BERLIN (dpa-AFX) - Polens Außenminister Radoslaw Sikorski setzt nach der
Lieferung weitreichender US-Raketen an die Ukraine darauf, dass Bundeskanzler
Olaf Scholz (SPD) doch noch seine Meinung ändert und dem angegriffenen Land
deutsche Taurus-Marschflugkörper nicht länger verweigert. "Ich hoffe, der
Kanzler fühlt sich durch die Ereignisse der letzten Tage ermutigt", sagte
Sikorski in einem Interview der "Bild am Sonntag" und anderer
Axel-Springer-Medien in Warschau. Die Lieferung von US-ATACMS-Raketen an die
Ukraine bezeichnete Sikorski als "Reaktion auf die russische Eskalation" in der
Ukraine, auf die auch Deutschland reagieren müsse.

Vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass die Ukraine von den USA
weitreichende ATACMS-Raketen erhalten hat. Das Pentagon machte allerdings keine
konkreten Angaben dazu, ob es sich dabei um Modelle mit einer Reichweite von
rund 300 Kilometern oder solche mit geringerer Reichweite handele. Medien
berichteten, es handele sich um solche mit der größeren Reichweite.
ATACMS-Raketen mit geringerer Reichweite hatten die USA bereits im vergangenen
Jahr geschickt.

Scholz lehnt es strikt ab, der Ukraine Taurus-Marschflugkörper zu liefern.
Er befürchtet, dass Deutschland bei Bereitstellung der Raketen mit einer
Reichweite von 500 Kilometern in den Krieg hineingezogen werden könnte.

"Die Russen haben bereits 70 Prozent der ukrainischen
Stromerzeugungskapazität abgeschaltet. Das ist eigentlich ein Kriegsverbrechen",
sagte Sikorski weiter. In Berlin habe eine Konferenz über den Wiederaufbau der
Ukraine nach dem Krieg stattgefunden. Besser wäre es aber, die Zerstörung des
Landes zu verhindern, gab der polnische Außenminister zu bedenken. Im Umgang mit
dem russischen Präsidenten Wladimir Putin als Angreifer im Ukraine-Krieg müsse
man hart sein. "Ich denke, wir wissen jetzt alle, dass Putin nur auf Druck, auf
die härtesten Argumente der rohen Macht reagiert."/and/DP/he

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