26.04.2024 15:56:34 - dpa-AFX: Winzer und Obstbauern befürchten Ernteausfälle nach Frostnächten

STUTTGART (dpa-AFX) - Nach den frostigen Nächten der vergangenen Tage
befürchten Winzern und Obstbauern in Baden-Württemberg Ernteausfälle. "Von
Norden bis Süden, im gesamten Weinbaugebiet, haben wir Frostschäden", sagte der
Geschäftsführer des Weinbauverbands Württemberg, Hermann Morast, am Freitag. Die
betroffene Fläche und der mögliche Ausfall ließen sich noch nicht beziffern: "In
manchen Parzellen haben wir Totalschäden. In anderen müssen wir die nächsten ein
bis zwei Wochen abwarten, wie sich die Reben entwickeln."

In den Nächten seit Sonntag sei in vielen württembergischen Lagen die
kritische Grenze von minus 1,5 Grad unterschritten worden. "Besonders in diesem
Jahr war, dass es sogenannte Höhenfröste waren. Diese sind selten und treffen
auch Lagen, die sonst nicht frostanfällig sind", sagte Morast. Hinzu komme, dass
die Vegetationsperiode durch den Klimawandel zwei bis drei Wochen früher
beginne. "Die Reben früher Sorten waren bereits bis zu 20 Zentimeter lang. Da
haben Winzer schon Arbeit und Energie reingesteckt."

Aufgrund der vergleichsweise milden Temperaturen hatten Reben und Obstbäume
in vielen Regionen Deutschlands bereits im April ausgetrieben. In dieser Phase
sind die Blüten aber empfindlich gegenüber Frost. Bundesweit schätzt die
Versicherung Vereinigte Hagel den Schaden auf mehr als 500 Millionen Euro.

In den Weinbaugebieten des badischen Landesteils hat der Frost ebenfalls
zugeschlagen. Die Schäden seien aber regional sehr unterschiedlich verteilt,
sagte der Geschäftsführer des dortigen Weinbauverbands, Holger Klein. "Es geht
los im mittleren Breisgau und dann zieht es sich nach Norden hin." Vor allem
betroffen seien die Regionen Ortenau, Kraichgau und Tauberfranken. Konkrete
Zahlen lassen sich aber auch dort bislang nicht nennen. "Es gibt Anlagen, wo es
große Ausfälle gibt. Wir müssen abwarten, was in den kommenden Wochen passiert",
sagte Klein. Zum einen könnten Reben neu austreiben. Die kritische Phase sei
aber auch nicht vorbei. Noch bis Mitte Mai könne es kalte Nächte und damit
Schäden geben.

Obstbauern: Sind mit blauem Auge davongekommen

Im Obstbau im Land sind vom Frost vor allem Steinobstsorten wie Kirschen und Zwetschgen betroffen. Es gebe Ausfälle von bis zu 80 Prozent - je nachdem, wo
der Betrieb liege, sagte der Präsident des Landesverbands Erwerbsobstbau, Franz
Josef Müller. Besonders betroffen sei die Ortenau. In anderen Regionen wie dem
Bodenseeraum hätte es hingegen kaum Frost gegeben. Auch bei den Äpfeln gebe es
bislang keine großen Probleme. "Im Gegensatz zum Weinbau sind wir mit einem
blauen Auge davongekommen", sagte Müller.

Eine genaue Schätzung des Ernteausfalls durch Frost kann dem
Landwirtschaftsministerium zufolge erst in den kommenden Tagen erfolgen. Auch
erst dann sei eine Prognose möglich, ob es zu Preissteigerungen von regionalen
Produkten wie Wein und Obst komme, hieß es./jwe/DP/ngu

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