26.04.2024 13:39:13 - dpa-AFX: Litauens Präsident fordert höhere Militärausgaben der Nato-Länder

VILNIUS/WARSCHAU (dpa-AFX) - Nach Polen hat nun auch Litauen höhere
Militärausgaben von den Nato-Mitgliedsländern gefordert. "Wir müssen
zusammenarbeiten, um unsere Nato-Partner davon zu überzeugen, die
Verteidigungsausgaben zu erhöhen", sagte Litauens Präsident Gitanas Nauseda am
Freitag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem polnischen Kollegen
Andrzej Duda. Die beiden Präsidenten hatten in der sogenannten "Suwalki-Lücke",
einem strategisch wichtigen Gebiet an der Ostflanke der Nato, einer gemeinsamen
Militärübung der Streitkräfte beider Länder beigewohnt.

Duda hatte kürzlich vorgeschlagen, die Nato solle ihre Mitglieder
verpflichten, mindestens drei Prozent jährlich ihres Bruttoinlandsproduktes
(BIP) für Verteidigung auszugeben. Nauseda sagte, er sei mit Duda einer Meinung,
dass das gegenwärtige Ziel von zwei Prozent des BIP in diesen "dynamischen und
komplizierten Zeiten" nicht ausreiche. Litauen bewundere sein Nachbarland Polen,
das mehr als vier Prozent seiner Wirtschaftsleistung für Verteidigung ausgebe,
und suche gegenwärtig nach Möglichkeiten, um dieses Ziel ebenfalls zu erreichen.

Die gemeinsame Militärübung mit dem Namen "Brave Griffin" (Mutiger
Greifvogel) im litauischen Dirmiskes soll die Zusammenarbeit der Truppen beider
Länder bei der eventuellen Verteidigung der "Suwalki-Lücke" verbessern. Mit
diesem Begriff bezeichnet die Nato einen nur 70 Kilometer breiten Landstreifen,
der zwischen Belarus und Kaliningrad liegt und sich links und rechts der
litauisch-polnischen Grenze erstreckt. Benannt ist das geographisch nicht genau
begrenzte Gebiet nach dem polnischen Ort Suwalki. Die Sorge: Russland könnte mit
einem Vorstoß dort die Baltenstaaten von den übrigen Nato-Ländern abschneiden
und so den Verteidigungswillen des Westens testen.

Polen zählt zu den engsten militärischen Verbündeten der von Russland
angegriffenen Ukraine. Das EU- und Nato-Land ist auch eine wichtige Drehscheibe
für die Militärhilfe des Westens für Kiew. Es wird von Russland deshalb als
Feind betrachtet und rüstet seit Kriegsbeginn massiv auf. In der Baltenrepublik
Litauen, die ebenfalls zu EU und Nato gehört, soll bis 2027 ein gefechtsbereiter
Verband der Bundeswehr mit etwa 4800 Soldaten stationiert werden./dhe/DP/jha

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH