25.04.2024 18:32:20 - dpa-AFX: VERMISCHTES: Anklage gegen 17-Jährigen nach Messerangriff an Schule

WUPPERTAL (dpa-AFX) - Gut zwei Monate nach einem Messerangriff mit mehreren
Verletzten an einem Wuppertaler Gymnasium hat die Staatsanwaltschaft Anklage
gegen einen 17-Jährigen erhoben. Ihm wird vierfacher versuchter Mord in
Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung vorgeworfen, wie die
Staatsanwaltschaft Wuppertal am Donnerstag mitteilte. Ob es zu einem Prozess
kommt, entscheidet nun die Jugendkammer des Wuppertaler Landgerichts.

Nach früheren Angaben waren an dem Gymnasium am 22. Februar dieses Jahres
vier Schüler durch Messerstiche verletzt worden, als der 17-Jähriger in einem
Pausenraum plötzlich auf seine Mitschüler losgegangen sein soll. Drei weitere
Schüler erlitten einen Schock. Der Verdächtige soll sich danach selbst mit dem
Messer schwere Verletzungen zugefügt haben. Drei Schüler, darunter auch der
17-Jährige, lagen auf der Intensivstation.

Der mutmaßliche Täter ging selbst in die Oberstufe der Schule. Ein Lehrer
sei durch laute Rufe aufmerksam geworden und zum Tatort gekommen, hatte die
Staatsanwaltschaft Ende Februar zu ihren ersten Erkenntnissen erklärt. Der
Lehrer habe ihn beruhigen und entwaffnen können. Als er allerdings die
Einsatzkräfte erblickt habe, soll er sie angegriffen haben. Der 17-Jährige sei
ohne den Einsatz einer Schusswaffe überwältigt und festgenommen worden, hieß es
damals.

Die Schule hatte Amokalarm ausgelöst. Die Polizei sei über einen Notruf aus
dem Schulsekretariat informiert worden. Schwer bewaffnete Einsatzkräfte hatten
die Schule daraufhin abgeriegelt und durchsucht.

Der 17-Jährige, der bislang polizeilich nicht in Erscheinung getreten war,
kam nach der Tat in Untersuchungshaft, die auf Antrag der Staatsanwaltschaft
fortdauern solle. Weitere Angaben zu der Tat und dem psychischen
Gesundheitszustand des Angeschuldigten macht die Staatsanwaltschaft mit Verweis
auf den Persönlichkeitsschutz des minderjährigen Angeschuldigten nicht.

Sowohl die Staatsanwaltschaft als auch seine Verteidigung hätten
psychiatrische Gutachten zum Zustand des deutsch-türkischen Oberstufenschülers
in Auftrag gegeben, sagte Staatsanwalt Patrick Penders der dpa. Diese lagen
demnach bereits vor und seien auch Grundlage der Entscheidung zur Anklage
gewesen. Da der Angeklagte noch minderjährig sei, könne er zum Inhalt jedoch
nichts sagen.

Der 17-Jährige wollte sich nach seiner Festnahme zunächst nicht von einem
Psychiater untersuchen lassen, hatte der Staatsanwalt Ende Februar erklärt. Ein
Sachverständiger sei in seinem Kurzgutachten damals dennoch zu dem Schluss
gekommen, dass Anhaltspunkte für eine psychiatrisch relevante Erkrankung
vorliegen. Für eine Unterbringung in einer Psychiatrie habe dies aber nicht
ausgereicht, sodass er in Untersuchungshaft blieb.

Der Verteidiger des Angeklagten, Mustafa Kaplan, sagte der dpa, dass sein
Mandant nach einem von ihm in Auftrag gegebenen psychiatrischen Gutachten gesund
sei und keine Gefahr von ihm ausgehe. Daher reiche eine ambulante psychiatrische
Therapie. Die weitere Unterbringung in Untersuchungshaft halte er daher nicht
für erforderlich. Er habe am Dienstag Haftbeschwerde eingereicht.

Die Polizei hatte den Messerangriff als Amoktat gewertet. Für die
Staatsanwaltschaft spiele dies jedoch keine Rolle, da Amok kein juristischer
Tatbestand sei und nicht im Gesetzbuch stehe, erklärte Staatsanwalt
Penders./jgl/DP/zb

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