14.11.2025 22:39:47 - dpa-AFX: SPORT/Woltemade-Doppelpack verhindert Blamage: 2:0 in Luxemburg
LUXEMBURG (dpa-AFX) - Rumpelsieg statt Torefest: Der Weg zur WM bleibt für
Julian Nagelsmann und die Fans der Nationalmannschaft eine Fußball-Qual. Ohne
ihren verletzten Kapitän und Anführer Joshua Kimmich hat die DFB-Elf eine
Blamage gegen Luxemburg nach einer indiskutablen ersten Halbzeit dank
Doppelpacker Nick Woltemade noch abgewendet.
Der Mittelstürmer (49./69. Minute) erlöste die von vielen Ausfällen geplagte
und in allen Belangen enttäuschende DFB-Elf im mit 9.214 Zuschauern
ausverkauften Stade de Luxembourg mit seinen Treffern zum schmeichelhaften 2:0
(0:0)-Pflichtsieg gegen den punktlosen, aber mit viel Leidenschaft spielenden
Außenseiter.
Eine gute Nachricht: Am Montag reicht ein Remis
Das von Nagelsmann einst vollmundig ausgerufenen Titelziel ist sieben Monate
vor dem WM-Anpfiff nach einem mutlosen und uninspirierten Auftritt gegen die
Nummer 97 der Welt unrealistisch.
Erstmals stehen unter Nagelsmann als Bundestrainer vier Siege und drei
Spiele ohne Gegentor in Serie in der Statistik. Doch die Art und Weise des
Erfolgs macht keine Hoffnung auf einen rauschenden WM-Sommer. Bei der Premiere
der an den Triumph 1990 erinnernden neuen WM-Trikots lief einfach nichts
zusammen.
Die einzig gute Nachricht nach einem ernüchternden Fußball-Abend im
Großherzogtum: Am Montag reicht in Leipzig gegen die Slowakei ein Unentschieden,
um Platz eins in der Gruppe A zu verteidigen und das direkte Ticket für die
Endrunde in den USA, Mexiko und Kanada zu lösen.
Gibt es wie beim 0:2 im Hinspiel in Bratislava aber wieder eine Pleite gegen
die Slowaken, muss der vierfache Weltmeister nach 24 Jahren wieder
nervenaufreibende Playoffspiele gewinnen, um ein erstmaliges Scheitern in einer
WM-Quali abzuwenden.
Es ging schon nicht gut los
Personalsorgen hin oder her, so ein Auftritt macht keine WM-Hoffnung.
Jonathan Tah musste als Ersatz-Kapitän nach gerade mal 180 Sekunden retten gegen
überraschend selbstbewusste Luxemburger. Die deutsche Mannschaft dagegen -
lasch, gerade zu blutleer. Von einem weiteren Stimmungsaufheller keine Spur.
11. Minute: Danel Sinani vom FC St. Pauli verfehlt das deutsche Tor. Und der
Angreifer des Tabellen-16. der Bundesliga versucht es weiter: Einmal blockt Tah
ab (16.), dann pariert Oliver Baumann (21.), dazwischen zielt Aiman Dardari vom
FC Augsburg knapp am deutschen Tor vorbei.
Wirtz mit zwei Versuchen - zu schwach
Entschlossenheit, Durchschlagskraft, Willen - Luxemburg machte es vor und
brachte die DFB-Elf immer wieder höchst bedenklich in Bedrängnis. Von Sané, dem
Nagelsmann eine klare Bewährungsansage gemacht hatte, war nach zwei, drei guten
Szenen zu Beginn erstmal wieder wenig zu sehen. Florian Wirtz wirkte bei zwei
Abschlüssen (9. und 18.) auch nicht überzeugend.
Und je länger es dauerte, umso mehr rieben sich die Zuschauer verwundert die
Augen. Nach einer halben Stunde forderten die Luxemburger sogar Elfmeter. Nach
einer Ecke klärte Ridle Baku. Vom Leipziger flog der Ball Bayerns Leon Goretzka
an den Kopf und von dort schien er minimal seine Hand berührt zu haben.
Eine Frage der Einstellung?
Hier die Nummer 97 der Weltrangliste, dessen Trainer Jeff Strasser
süffisant-zufrieden vor sich hingrinste, als der Pausenpfiff ertönte. Dort der
viermalige Weltmeister, dessen Coach Nagelsmann an der Seitenlinie schimpfte und
nach der ersten Halbzeit schnurstracks in die Kabine stapfte.
Es gehe nicht nur um den Sieg, sondern auch die Art und Weise, wie sie
gewonnen wollen, hatte Kimmich vor dem Spiel noch betont. Auch eine
Mentalitätssache. Einer, der die Mannschaft mitreißt, fehlte aber auf dem Rasen.
Sané und Wirtz konnten die Rolle in der Offensive nicht übernehmen, Tah hatte in
der Abwehr mehr als erwartet mit den Luxemburgern zu tun.
Nach der Pause alle auf Bewährung
Nagelsmanns Alternativen auf der Bank waren auch eher überschaubar -
zumindest in Sachen Erfahrung. Eintracht Frankfurts Jonathan Burkardt hatte mit
fünf Länderspielen bis zum Match in Luxemburg die meisten Einsätze. In den
Katakomben redeten die Spieler noch aufeinander ein, Nagelsmann hatte im Regen
von Luxemburg längst schon wieder auf dem Trainerstuhl Platz genommen. Einen
Wechsel nahm er erstmal nicht vor.
Nun spielten alle auf Bewährung. Entsprechend groß die Freude, als der Ball
im Tor der Gastgeber war. Endlich mal ein schneller, schöner Spielzug. Über
Aleksandar Pavlovi? landete der Ball bei Sané und der legte von der rechten
Seite das Spielgerät maßgerecht für Woltemade auf.
Der doppelte Woltemade
Die Beinah-Ernüchterung folgte nicht mal zwei Minuten später. Augsburgs
Dardari verpasste aber den Ausgleich um wenige Zentimeter. Und weil Goretzka
auch noch nah an einer Gelb-Roten Karte war, nahm Nagelsmann den Bayern-Profi
vom Platz und brachte Dortmunds Felix Nmecha.
Zumindest phasenweise wirkte die deutsche Mannschaft nun mit der Führung im
Rücken etwas souveräner, konnte allerdings auch von Glück sprechen, dass
Christopher Martins den Ball aus drei Metern nicht ins deutsche Tor brachte.
Kurz darauf schlug Woltemade zum zweiten Mal zu, und wieder auf Vorarbeit von
Sané. Auch Ridle Baku war beteiligt. Und nun hatte sogar Kimmich auf der Bank
wieder gut lachen. Die Blamage war verhindert, viel mehr aber auch
nicht./aer/DP/he