26.10.2025 13:45:36 - dpa-AFX: Linke Catherine Connolly zur Präsidentin von Irland gewählt
DUBLIN (dpa-AFX) - Die von einem Linksbündnis unterstützte Catherine
Connolly ist zur neuen Präsidentin Irlands gewählt worden. Sie gewann die Wahl
deutlich mit 63 Prozent der abgegebenen Stimmen, wie der öffentlich-rechtliche
Sender RTÉ berichtete.
"Ich werde eine Präsidentin sein, die zuhört und reflektiert und sich äußern
wird, wenn es notwendig ist", sagte Connolly in ihrer Dankesrede. Sie werde
zudem eine Stimme des Friedens sein und eine, die auf der Politik der
Neutralität des Landes aufbaue und sich Gehör verschaffen werde, wenn es um die
existenzielle Bedrohung durch den Klimawandel gehe, sagte sie.
Sieg Connollys zeichnete sich früh ab
Ihre einzige Mitbewerberin, Heather Humphreys von der regierenden
Mitte-Rechts-Partei Fine Gael, hatte Connolly bereits gratuliert, bevor das
Endergebnis vorlag. "Ich möchte Catherine dazu gratulieren, dass sie die nächste
Präsidentin Irlands wird", sagte Humphreys. Sie fügte hinzu, Connolly werde eine
Präsidentin für alle sein und sie wünsche ihr das Beste. Humphreys hatte nur
knapp 30 Prozent der Stimmen erhalten.
Auch Regierungschef Micheal Martin hatte nicht gewartet, bis das amtliche
Ergebnis vorlag, um seine Glückwünsche auszusprechen. Es sei klar, dass Connolly
die nächste Präsidentin Irlands sein werde, schrieb er auf X.
Viele Stimmzettel wurden ungültig gemacht
Nach Mary Robinson (1990-1997) und Mary McAleese (1997-2011) wird sie die
dritte Frau im höchsten Amt in der Republik Irland sein. Sie folgt auf den 84
Jahre alten bisherigen Amtsinhaber, Michael D. Higgins, der zwei Amtszeiten im
Áras an Uachtaráin, der Residenz des irischen Präsidenten in Dublin, verbrachte.
Die unabhängige Kandidatin Connolly wurde von linken Parteien wie Sinn Féin,
Labour, den Sozialdemokraten, People Before Profit und den Grünen unterstützt.
Connolly gilt als progressive Politikerin, die zusammenführen und nicht spalten
will. Trotzdem ist sie nicht unumstritten. In den vergangenen Wochen war sie
etwa dafür kritisiert worden, dass sie die aktuellen deutschen
Verteidigungsausgaben mit der Wiederaufrüstung der 1930er Jahre verglichen
hatte.
Als Wermutstropfen dürfte gelten, dass Berichten zufolge sehr viele
Stimmzettel aus Protest über den Mangel an weiteren Kandidaten ungültig gemacht
wurden.
Prominente Absagen und Rückzieher
Der Wahlkampf war von prominenten Rückziehern und Absagen geprägt. Der
ehemalige Dubliner Fußballtrainer Jim Gavin, kurz als Favorit gehandelt, zog
sich Anfang Oktober nach einem "persönlichen Fehltritt" im Zusammenhang mit
einer Immobilienaffäre überraschend zurück - zu spät für die Wahlzettel, die zu
dem Zeitpunkt schon gedruckt waren. Trotz seines Rückzugs stimmten noch immer
mehr als 100.000 Menschen für ihn. Mehrere weltbekannte Iren - darunter
Riverdance-Legende Michael Flatley und der umstrittener Kampfsportler Conor
McGregor - wurden zeitweise als Kandidaten gehandelt, zu einer offiziellen
Kandidatur kam es dann aber nicht.
Ähnlich wie in Deutschland ist das Amt des irischen Staatsoberhaupts
weitgehend von repräsentativen Aufgaben geprägt. Der Präsident oder die
Präsidentin spielen aber eine wichtige Rolle als moralische Instanz. Erwartet
wird, dass Connolly diese Rolle ähnlich wie ihr Vorgänger Higgins auszufüllen
weiß./cmy/DP/zb