24.10.2025 22:36:24 - dpa-AFX: ROUNDUP 2: USA entsenden Flugzeugträger nach Lateinamerika

(Aktualisierung: Infos zum Flugzeugträger, Sanktionen gegen Petro,
Hintergrund zu Beziehungen der USA zu Kolumbien und Venezuela)

WASHINGTON (dpa-AFX) - Der Kampf der US-Regierung gegen Drogenkartelle aus
Lateinamerika hat eine neue Eskalationsstufe erreicht. US-Verteidigungsminister
Pete Hegseth entsandte einen Flugzeugträger in die Region, nur wenige Stunden
nach dem Bekanntwerden des jüngsten Angriffs auf ein angeblich mit Drogen
beladenes Boot. US-Präsident Donald Trump kündigte zudem ein hartes Durchgreifen
gegen Rauschgiftschmuggler an - sowohl auf See als auch an Land. Allerdings gibt
es an der bisherigen Vorgehensweise viel Kritik.

Die Verlegung des Flugzeugträgers "USS Gerald R. Ford" könnte die ohnehin
angespannte Situation zwischen den USA und lateinamerikanischen Ländern wie
Venezuela und Kolumbien weiter verschärfen. Das größte Kriegsschiff der Erde ist
333 Meter lang und bietet Platz für bis zu 90 Kampfflugzeuge und Hubschrauber
sowie mehrere Tausend Soldaten. Es wird von einem Atomreaktor angetrieben und
ist nach dem 38. Präsidenten der USA benannt.

Flugzeugträger Tausende Kilometer von Karibik entfernt

Nach Angaben des US-Senders CNN legte die Einsatzgruppe vor wenigen Tagen im kroatischen Split an. Damit wäre der Verbund rund 8.000 Kilometer von der
Karibik entfernt und es würde Tage dauern, bis die Gruppe ihr neues
Einsatzgebiet erreicht, berichtete der Sender.

Hegseth, der sich inzwischen Kriegsminister nennt, hatte am Freitag einen
erneuten Schlag gegen angebliche Drogenschmuggler auf See öffentlich gemacht.
Über Nacht sei auf Anweisung Trumps ein Schiff in internationalen Gewässern
attackiert worden, das das Pentagon der venezolanischen Drogenbande Tren de
Aragua zuordne, teilte Hegseth auf X mit.

Der Minister drohte, weiterhin konsequent gegen Drogenkartelle vorgehen zu
wollen. Er steht damit auf einer Linie mit Trump. "Ich denke, wir werden einfach
Leute töten, die Drogen in unser Land bringen", sagte der Präsident am
Donnerstag. Er stellte erneut in Aussicht, auch an Land gegen die Kartelle
vorgehen zu wollen. Trump kündigte an, das Parlament über das weitere Vorgehen
in Kenntnis zu setzen. Bereits am Mittwoch hatte er gesagt: "Wir werden sie sehr
hart angreifen, wenn sie auf dem Landweg kommen." Details dazu, wann und wie
diese Angriffe geführt werden sollen, nannte er nicht.

Seit Wochen US-Angriffe auf See

In den vergangenen Wochen hatte das US-Militär mehrfach angeblich mit Drogen beladene Boote in der Karibik und im Pazifik angegriffen. Dutzende Menschen
sollen dabei getötet worden sein. Das Vorgehen zog viel Kritik nach sich, auch
weil die rechtliche Grundlage für die Angriffe unklar ist. Die Vereinten
Nationen riefen die US-Regierung zur Zurückhaltung auf.

US-Medien berichteten jüngst, der Präsident schätze die Situation so ein,
dass sich die Vereinigten Staaten in einem "bewaffneten Konflikt" mit
Drogenkartellen befänden. Die Drogenkartelle und ihnen zugerechnete mutmaßliche
Schmuggler stuft die US-Regierung demnach als "unrechtmäßige Kombattanten" ein.

Trump zieht eine Parallele zu religiös motiviertem Terrorismus und nannte
die Drogenkartelle "den Islamischen Staat der westlichen Hemisphäre". Hegseth
vergleicht sie mit der islamistischen Terrororganisation Al-Kaida.

Lula kritisiert Vorgehen der USA

Kurz vor einem möglichen Treffen mit Trump beim Asean-Gipfel in Malaysia
kritisierte der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva die jüngsten
US-Militärangriffe gegen mutmaßliche Drogenschmuggler vor den Küsten
Südamerikas. "Wenn sich das durchsetzt, glaubt jeder, er könne in das
Territorium des anderen eindringen, um zu tun, was er will", sagte Lula laut
einem Bericht des Fernsehsenders TV Globo auf einer Reise nach Indonesien. "Wo
bleibt dann der Respekt vor der Souveränität der Länder?"

Auch Kolumbiens Präsident Gustavo Petro hatte die Militäraktionen bereits
verurteilt und den USA mehrfach Mord vorgeworfen. Das Vorgehen der
US-Streitkräfte sei nicht mit internationalem Recht vereinbar und zudem
unwirksam. Es führe nicht zum Erfolg, "Raketen auf Boote abzufeuern". "Der
größte Teil des Kokains, das über den Pazifik transportiert wird, wird auf
Handelsschiffen ausgeführt." Petro warf Trump vor, mit seinem Vorgehen die
Wahlen in Kolumbien im kommenden Jahr beeinflussen zu wollen.

US-Regierung sanktioniert Petro

Die US-Regierung verhängte am Freitag Sanktionen gegen Petro, weil sie ihm
mangelndes Vorgehen gegen Drogenkartelle vorwirft. Seine Vermögenswerte in den
Vereinigten Staaten seien dadurch gesperrt oder beschlagnahmt worden. Der
kolumbianische Präsident wies die Vorwürfe zurück. "Der jahrzehntelange und
wirksame Kampf gegen den Drogenhandel bringt mir diese Maßnahme der Regierung
einer Gesellschaft ein, der wir so sehr dabei geholfen haben, ihren Kokainkonsum
einzudämmen", schrieb Petro auf der Plattform X. "Es ist paradox, aber wir gehen
keinen Schritt zurück und niemals auf die Knie."

Die Beziehungen zwischen den USA und der autoritären Linksregierung in
Venezuela sind bereits seit Jahren angespannt. Venezuelas Präsident Nicolás
Maduro wettert regelmäßig gegen den "US-Imperialismus", Washington erkennt ihn
seit seiner von Betrugsvorwürfen überschatteten Wiederwahl im vergangenen Jahr
nicht mehr als rechtmäßigen Staatschef an und hat wegen Drogenvorwürfen ein
millionenschweres Kopfgeld auf ihn ausgesetzt.

Sorge vor Eskalation: Truppenverlegungen und Manöver

Angesichts der jüngsten Entwicklungen wächst in der Region die Sorge, dass
es zu einer Eskalation kommen könnte: Bereits in den vergangenen Wochen verlegte
das US-Militär Medienberichten zufolge Kampfflugzeuge, Marineschiffe und
Hubschrauber in die Karibik.

Das venezolanische Militär übte seinerseits bei einem Manöver die
Landesverteidigung. An strategischen Punkten seien Luftabwehreinheiten
stationiert worden, sagte Präsident Nicolás Maduro. Jeder Versuch der
Destabilisierung werde scheitern, sagte Venezuelas Verteidigungsminister
Vladimir Padrino López.

Trump erwägt laut einem Bericht des Senders CNN, gegen Kokainfabriken und
Drogenhandelsrouten innerhalb Venezuelas vorzugehen. Er habe allerdings noch
nicht entschieden, ob diese Pläne tatsächlich umgesetzt werden sollen, berichtet
der Sender unter Berufung auf drei US-Regierungsbeamte. Der US-Präsident hat
demnach auch einen diplomatischen Ansatz gegenüber Venezuela noch nicht
ausgeschlossen./ngu/DP/he

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