16.05.2024 15:13:45 - dpa-AFX: POLITIK: Israels Verteidigungsminister: Schicken weitere Truppen nach Rafah

TEL AVIV/GAZA (dpa-AFX) - Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant
hat die Entsendung weiterer Truppen nach Rafah im Süden des Gazastreifens
angekündigt. Sein Büro teilte am Donnerstag mit, er habe am Vortag bei einem
Besuch an der südlichen Gaza-Grenze gesagt: "Weitere Truppen werden sich der
Bodenoperation in Rafah anschließen." Nach UN-Angaben sind bereits rund 600 000
Menschen aus der Stadt an der Grenze zu Ägypten geflohen.

Bei dem Einsatz in Rafah seien bereits hunderte von Zielen getroffen und
mehrere Tunnel zerstört worden, sagte Galant. "Diese Aktivität wird intensiviert
werden."

Israel war vor zehn Tagen trotz scharfer internationaler Warnungen von Osten nach Rafah vorgerückt. Seitdem kontrolliert die Armee auch den palästinensischen
Teil des Gaza-Grenzübergangs nach Ägypten. Der wichtige Grenzübergang ist
seither für humanitäre Hilfsgüter gesperrt. Israel und Ägypten machen sich
gegenseitig dafür verantwortlich.

Der israelische Außenminister Israel Katz hatte davon gesprochen, man müsse
Ägypten "davon überzeugen, den Rafah-Grenzübergang wieder zu öffnen, um den
Transport internationaler Hilfsgüter nach Gaza zu ermöglichen". Katz schrieb bei
X: "Die Welt macht Israel für die humanitäre Lage verantwortlich, aber der
Schlüssel zur Verhinderung einer humanitären Krise in Gaza liegt nun in den
Händen unserer ägyptischen Freunde." Man werde es nicht wieder zulassen, dass
die Hamas den Übergang kontrolliere.

Ägyptens Außenminister Samih Schukri warf Israel dagegen vor, mit Blick auf
die Lage am Grenzübergang "Fakten zu verdrehen" und sich der Verantwortung zu
entziehen. "Israel ist allein verantwortlich für die humanitäre Katastrophe, die
die Palästinenser derzeit im Gazastreifen erleiden" teilte Schukri mit. Er
sprach von "verzweifelten Versuchen" Israels, Ägypten verantwortlich zu machen.

Der wie der Rafah-Übergang im Süden des Gazastreifens gelegene Übergang
Kerem Schalom ist trotz wiederholten Beschusses durch die Hamas weiter geöffnet,
nach UN-Angaben gelangen aber nicht genug Hilfsgüter in den Küstenstreifen. Das
UN-Nothilfebüro OCHA schrieb am Donnerstag bei X, es sei wegen
Treibstoffmangels, gestörter Telekommunikation und fortwährender Kämpfe "fast
unmöglich", Hilfsgüter innerhalb des Gazastreifens zu verteilen. Dies habe
verheerende Auswirkungen auf die rund 2,2 Millionen Einwohner des Gazastreifens.
Israel betont dagegen, es unternehme alles, um die Versorgung der
Zivilbevölkerung mit Hilfsgütern zu ermöglichen./jot/DP/stk

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