04.05.2024 11:21:27 - dpa-AFX: Griechenland will Besucher vor Katastrophen schützen

RHODOS/ATHEN (dpa-AFX) - Die Bilder gingen um die Welt: Stürmische Winde
trieben zehn Meter hohe Feuerwände vor sich her, direkt auf Hotels zu. Binnen
Stunden wurden im Juli 2023 etwa 20 000 Touristen und Einwohner im Südosten der
Insel Rhodos evakuiert, es folgte ein tagelanger Kampf gegen die Flammen. Zurück
blieben große Schäden, verbrannte Häuser und verkohlte Olivenhaine. Dennoch
verbringen Zehntausende weiter ihre Ferien auf der "Sonneninsel". Was erwartet
sie dieses Jahr auf Rhodos und in anderen griechischen Urlaubsorten?

"Die Reparaturen sind fast vollständig abgeschlossen", sagt
Inselbürgermeister Alex Koliadis. "Natürlich war das mit hohen finanziellen
Kosten verbunden, nicht nur für die Hotels, auch für alle anderen touristischen
Betriebe, für Restaurants und Geschäfte." Was die Natur betreffe, die
abgebrannten Wald- und Buschregionen, so werde an der Wiederbegrünung und
Aufforstung gearbeitet. "Allerdings stehen Landwirte, Viehzüchter und Imker
immer noch vor ernsthaften Problemen."

Die Brände in diesem Ausmaß waren für die Insulaner ein Schock. Viele
kämpften unter Einsatz ihres Lebens darum, ihre Häuser und Dörfer zu schützen.
Es gab viel Solidarität, Koliadis hebt hervor, die Brände hätten gezeigt, dass
die Menschen auf Rhodos in Zeiten der Not zusammenhielten.

Das gilt auch für viele andere Regionen Griechenlands, die im vergangenen
Jahr von Naturkatastrophen heimgesucht wurden: Im Nordosten verbrannte im August
ein großer Teil des einzigartigen Nationalparks Dadia. In Mittelgriechenland
waren im September nach tagelangem Starkregen die Städte Larisa und Volos und
die umliegenden landwirtschaftlichen Flächen überflutet.

Immer wieder kamen Menschen ums Leben, obwohl der Katastrophenschutz jedes
Mal konsequent und schnell die Evakuierung nahegelegener Wohnorte veranlasste.
Immer wieder gab es große Wellen der Solidarität - nicht nur von Griechen,
sondern gerade auch von ausländischen Griechenland-Fans.

Für jene, die im vergangenen Juli ihren Urlaub auf Rhodos wegen der Brände
abbrechen mussten, organisierte die Regierung einen neuerlichen Besuch in der
diesjährigen Vor- oder Nachsaison: Wer kam, durfte für eine Woche umsonst
wohnen. Viel wichtiger aber ist der künftige Umgang mit Naturkatastrophen.

"Den Flammen hinterherzulaufen, ist kostspielig und ineffizient", sagt
Koliadis und warnt vor den kommenden Monaten: "Auf Rhodos erlebten wir einen
Winter mit wenig Regen und wir erwarten einen sehr heißen Sommer - wie viele
andere Länder im europäischen Süden auch." Prävention sei deshalb das A und O.
So wurden unter anderem die Strafen für fahrlässige und mutwillige Brandstiftung
stark erhöht - Experten sagen, dass ein Großteil der Brände auf menschliches
Handeln zurückzuführen ist.

Die Klimakrise ist in Griechenland angekommen, stimmen Experten, und auch
Regierungschef Kyriakos Mitsotakis und Rhodos-Bürgermeister Koliadis, überein.
Die Regierung hat kürzlich angekündigt, 2,1 Milliarden Euro in den
Katastrophenschutz zu stecken. Das Aktionsprogramm "Aegis" sei notwendig, weil
die Klimakrise längst da sei, sagte Mitsotakis. Die Brände 2023 zeigten, dass
nichts mehr so sein werde, wie es war. Katastrophenschutzminister Vassilis
Kikilias teilte mit, er erwarte einen weiteren Waldbrandsommer, weil der letzte
Winter in Griechenland so warm und trocken war.

Es sollen unter anderem zehn zusätzliche Löschhubschrauber, fünf
Löschflugzeuge und hunderte neue Fahrzeuge für die Feuerwehr angeschafft werden.
Zudem solle in die Infrastruktur des Katastrophenschutzes, in die technische
Ausstattung sowie in neue Technologien investiert werden, etwa in Drohnen, die
bei Bränden in unzugänglichen Gebieten zum Einsatz kommen könnten.

Bürgermeister Koliadis glaubt, dass die Touristen sich der Klimaveränderung
sehr wohl bewusst sind. "Sie fallen im Urlaub nicht aus allen Wolken, wenn sie
das Wetter erleben. Ich würde sagen, sie haben sich bereits angepasst."
Schließlich gelte das für alle: "Wir müssen unsere Einstellung zur Natur ändern
und entsprechend handeln."/axa/DP/zb
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