03.05.2024 10:03:59 - dpa-AFX: Rheinmetall-Chef mahnt mehr Militärausgaben in Deutschland an

DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Chef des Rüstungskonzerns Rheinmetall
, Armin Papperger, hat deutlich mehr Militärausgaben angemahnt,
damit Deutschland verteidigungsfähig wird. "Die westliche Welt ist für einen
konventionellen Krieg nicht gerüstet", sagte der Vorstandsvorsitzende von
Deutschlands größter Waffenschmiede vor der Wirtschaftspublizistischen
Vereinigung in Düsseldorf. China und Russland hätten stark aufgerüstet. Der
deutsche Verteidigungshaushalt sollte von derzeit 52 Milliarden Euro jährlich um
mindestens 30 Milliarden Euro aufgestockt werden. "Wenn diese 30 Milliarden
nicht investiert werden in Deutschland, dann wird die Zeitenwende scheitern."

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte im Jahr 2022 eine "Zeitenwende"
ausgerufen, nachdem Russland die Ukraine angegriffen hatte. Der Bund stellte ein
100 Milliarden Euro schweres Sondervermögen bereit, um die
Verteidigungsfähigkeit zu stärken und Defizite bei der Bundeswehr auszugleichen.
Nach dem Ende des Kalten Krieges hatte Deutschland seine Verteidigungsausgaben
reduziert, wodurch der Bestand an Militärgeräten veraltete und sich
Munitionslager leerten. Es sei zu viel gespart worden, sagte Papperger im
Rückblick auf die vergangenen Jahrzehnte.

Rheinmetall profitierte von dem vor gut zwei Jahren auf den Weg gebrachten
100-Milliarden-Sondervermögen, es bekam Aufträge für Panzerfahrzeuge und andere
Militärgüter. Papperger wies darauf hin, dass das Sondervermögen im Jahr 2026
aufgebraucht sein werde. Daher sei eine Aufstockung des regulären
Verteidigungshaushalts enorm wichtig. Andernfalls werde die Zeitenwende
scheitern. "Das wird dann ein Strohfeuer sein und wir werden eben nicht mehr
dementsprechend weitermachen können." Die Rüstungsindustrie vertraue bei ihren
Investitionen darauf, dass die Politik ihr Wort halte und auch künftig Aufträge
erteile.

Nur mit einer Aufstockung um 30 Milliarden jährlich könne Deutschland seine
Verpflichtung als Nato-Staat einhalten, zwei Prozent seiner Wirtschaftsleistung
in die Verteidigung zu stecken. "Der Bundeswehr fehlt es immer noch an allem",
sagte der Rüstungsmanager. Als Beispiel nannte er die Artilleriemunition. "Die
Munition, die wir produzieren, geben wir heute in die Ukraine." In den
vergangenen zwei Jahren habe Deutschland "so gut wie nichts" in seine eigenen
Lager gebracht. Um die Lager an Artilleriemunition zu füllen, werde man zehn
Jahre lang produziert müssen, schätzt Papperger und macht damit deutlich, dass
der Bund dafür eben auch entsprechende Finanzmittel bereitstellen müsse.

Deutschland sei in der westlichen Welt kein Einzelfall. "Egal ob es Italien
ist, ob es Spanien ist, ob es Frankreich ist - die Lager sind alle leer, und
zwar bei allen konventionellen Munitionsarten."

Rheinmetall hat seinen Verwaltungssitz in Düsseldorf und sein größtes Werk
in Unterlüß in Niedersachsen, zudem gibt es diverse Tochterfirmen im Ausland.
Der Konzern hat rund 28 000 Vollzeitstellen, er stellt Panzer, Munition,
Artillerie, Flugabwehr-Geschütze und Militär-Lastwagen her. Im vergangenen Jahr
stieg der Umsatz um 12 Prozent auf rund 7,2 Milliarden Euro und der Nettogewinn
um neun Prozent auf 0,6 Milliarden Euro. Die Auftragsbücher sind voll, das
Management will den Wachstumskurs beschleunigen.

An der Börse hat sich der Wert der Firma seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs
etwa verfünffacht - der Wert liegt inzwischen bei etwa 22 Milliarden. Nach
Einschätzung von Papperger ist damit noch nicht das Ende der Fahnenstange
erreicht: "Ich glaube, dass wir ihn auf 50 Milliarden hochkriegen." Bis wann das
geschehen soll, sagte er nicht. Neben seinem Chefposten bei Rheinmetall ist
Papperger auch Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Sicherheits- und
Verteidigungsindustrie (BDSV), er ist gewissermaßen der oberste Rüstungsmanager
Deutschlands./wdw/DP/jha
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RHEINMETALL AG 703000 Xetra 512,000 17.05.24 17:37:16 -1,400 -0,27% 0,000 0,000 511,000 512,000

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