26.04.2024 11:31:31 - dpa-AFX: Jahrestag: Selenskyj warnt vor neuer Tschernobyl-Katastrophe

TSCHERNOBYL (dpa-AFX) - Am Jahrestag des Unfalls im Atomkraftwerk
Tschernobyl hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj vor einer
Wiederholung der Katastrophe gewarnt. "Bereits 785 Tage befindet sich das größte
Atomkraftwerk Europas bei Saporischschja in den Händen der russischen
Terroristen", erinnerte der Staatschef am Freitag bei Telegram. Er ermahnte die
Weltgemeinschaft, Druck auf Russland auszuüben, damit das Kraftwerk wieder unter
ukrainische Kontrolle komme. "Und dass alle atomaren Objekte in der Ukraine
sicher vor russischen Angriffen sind", schrieb Selenskyj. Allein das würde die
Welt vor einer neuen atomaren Katastrophe bewahren.

Zugleich erinnerte der Präsident an die Menschen, die beim Atomunglück vor
38 Jahren um das Kraftwerk von Tschernobyl im Einsatz waren: "Zehntausende
Menschen haben um den Preis ihrer Gesundheit und ihres Lebens die Ausweitung der
Tschernobylkatastrophe gestoppt und dabei geholfen, ihre schrecklichen Folgen
1986 und in den Jahren danach zu beseitigen". Selenskyj erinnerte ebenfalls
daran, dass das stillgelegte Kraftwerk nach dem russischen Einmarsch für 35 Tage
unter russischer Kontrolle war. "Russische Soldaten raubten die Laboratorien
aus, nahmen die Wache in Gefangenschaft und haben das Personal erniedrigt",
schrieb der Staatschef.

Am 26. April 1986 explodierte der Reaktor vier des damals sowjetischen
Atomkraftwerks Tschernobyl in der Nordukraine. Das Unglück gilt als die größte
Atomkatastrophe der zivilen Nutzung der Kernkraft. Wegen der Radioaktivität
wurden weite Landstriche um das AKW in der heutigen Ukraine und im benachbarten
Belarus gesperrt und Zehntausende Menschen zwangsumgesiedelt. Tausende Menschen
starben an den Folgen der radioaktiven Strahlung. Das Kraftwerksgelände befindet
sich nur gut 90 Kilometer nördlich der ukrainischen Hauptstadt Kiew.

Nach dem russischen Einmarsch vor über zwei Jahren geriet Anfang März 2022
das mit einer Nennleistung von 6000 Megawatt größte Atomkraftwerk Europas beim
südukrainischen Saporischschja unter russische Kontrolle. Wegen wiederholter
Angriffe mit Artillerie und Drohnen fuhr die russische Kraftwerksleitung alle
sechs Blöcke herunter./ast/DP/mis

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH