KABUL (dpa-AFX) - In Afghanistan sind nach Angaben eines
Journalistenverbands drei Mitarbeiter lokaler Radiostationen festgenommen
worden, weil sie Musik gespielt und Anrufe von Zuhörerinnen entgegengenommen
haben sollen. Es handle sich um eine "besorgniserregende Entwicklung", teilte
der afghanische Verband AFJC am Mittwoch mit und forderte die "sofortige und
bedingungslose Freilassung" der Journalisten.

Die Lokalradiojournalisten werden demnach seit Montag in der ostafghanischen Provinz Chost festgehalten. Vertreter der regierenden Taliban bestätigten die
Festnahmen nicht. Nach Angaben des AFJC sind in der Provinz neben den
staatlichen Medien derzeit 15 Radio- und drei Fernsehsender tätig.

Nach ihrer Rückkehr an die Macht im Sommer 2021 haben die islamistischen
Taliban die Ausstrahlung von Musik verboten. Musik zerstöre die Gesellschaft und
führe die Jugend in die Irre, behaupten führende Taliban-Vertreter. Anfang des
Jahres hatten die Taliban Medien im Osten des Landes zudem verboten, Anrufe von
Mädchen und Frauen entgegenzunehmen.

Insgesamt kam es nach Angaben des Journalistenverbands im vergangenen Jahr
in Afghanistan zu mindestens 168 Fällen, bei denen Rechte von Journalisten
verletzt worden sind. So habe es auch 61 Festnahmen gegeben. Üblicherweise
werden Journalisten über mehrere Stunden oder Tage festgehalten, in manchen
Fällen aber auch über Monate.

Auch Menschenrechtsorganisationen beklagen Einschränkungen der
Pressefreiheit unter den Taliban. Beobachtern zufolge versuchen die autoritär
regierenden Islamisten, eine Medienlandschaft zu schaffen, die nur ihre
Ansichten widerspiegelt und ihren Interessen dient. Auch internationale
Journalisten beklagen zunehmende Einschränkungen. Lokalen Aktivisten für
Pressefreiheit zufolge hat sich Afghanistan zu einem der Länder mit der
stärksten Zensur weltweit entwickelt./alz/DP/zb