24.04.2024 05:46:42 - dpa-AFX: Geldabheben im Supermarkt - Handel will keine Gebühren mehr zahlen

BERLIN (dpa-AFX) - Die Einzelhändler in Deutschland wollen nicht länger
dafür zahlen, dass Kunden beim Einkaufen Bargeld abheben können. Der
Handelsverband Deutschland (HDE) fordert von den Banken, auf die für die
Auszahlungen erhobenen Gebühren zu verzichten. "Die Banken reduzieren vielerorts
Automaten und Filialen. Der Handel übernimmt einen Teil der Aufgaben, auf die
Kunden angewiesen sind. Das sollte auch etwas wert sein. Es ist untragbar, dass
die Banken an einem Service verdienen, den sie nicht anbieten", sagte der
HDE-Experte für Zahlungsverkehr, Ulrich Binnebößel, der Deutschen
Presse-Agentur.

Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DGSV) wies die Forderung und die
Kritik auf Nachfrage zurück. "Die Händler bieten diesen Service freiwillig an.
Viele von ihnen werben sogar damit und stellen die Möglichkeit, Bargeld an der
Kasse zu erhalten, als besonderen Service für ihre Kundschaft dar", sagte ein
Sprecher. "Es ist weder möglich noch wünschenswert, dass der Einzelhandel die
Funktion von über 51 000 Geldautomaten in ganz Deutschland übernimmt." Das
Geldabheben im Supermarkt ergänze die Bargeldversorgung der Banken und
Sparkassen, ersetze sie jedoch nicht. Der DSGV spricht für die Deutsche
Kreditwirtschaft, den Dachverband der großen Bankenverbände.

Volumen der Auszahlungen auf 12,31 Milliarden Euro gestiegen

Das Abheben von Bargeld beim Einkaufen wird von vielen Einzelhändlern
angeboten und ist bei Verbrauchern beliebt. Das Gesamtvolumen der Auszahlungen
stieg im Jahr 2023 laut einer kürzlich veröffentlichten Studie des
Handelsforschungsinstituts EHI um gut 20 Prozent auf 12,31 Milliarden Euro. Mit
der zunehmenden Nutzung steigen auch die Gebühren, die die Handelsunternehmen
dafür an die Banken abführen müssen. Diese liegen nach Angaben des EHI pro
Girocard-Transaktion zwischen 0,1 und 0,2 Prozent des ausgezahlten Betrages.

Großen Filialisten wie die Supermarktkette Rewe verhandeln ihre Konditionen
individuell mit den Banken. Die Entgelte würden nicht vorgegeben, betont der
DSGV. Ulrich Binnebößel vom Handelsverband widerspricht, aufseiten der Banken
gebe es keinerlei Bereitschaft, die Gebühren zu reduzieren. Den Einzelhändlern
bliebe deshalb nichts anderes übrig, als die Kosten zu akzeptieren oder den
Service einzustellen. "Aus Gründen des Wettbewerbs ist das jedoch schwierig. Die
Bargeldauszahlung ist heute nicht mehr verzichtbar."

Umfrage: Für jeden Vierten hat sich Weg zum Bargeld verlängert

Im vergangenen Jahr haben die Einzelhändler 17,23 Millionen Euro Gebühren an die Banken gezahlt. Die Kosten werden nach Binnebößels Angaben auf die Endpreise
umgelegt und somit an die Kunden weitergegeben.

Die Bargeldauszahlung stellt die Unternehmen, die den Service anbieten, vor
ein zusätzliches Problem. Da immer weniger mit Bargeld bezahlt werde, könne es
für die Handelsunternehmen zeitweilig schwierig werden, die Nachfrage zu
bedienen, sagt EHI-Zahlungsexperte Horst Rüter. Die Unternehmen seien dann
womöglich dazu gezwungen, Bargeld zuzukaufen, um Geld an Kunden auszahlen zu
können.

Verbraucherschützer beklagen, dass der Zugang zum Bargeld und dessen
Akzeptanz schwieriger geworden ist. Eine im Februar veröffentlichte Umfrage des
Verbraucherzentrale Bundesverbandes zeigt: 26 Prozent der Befragten geben an,
dass sich der Weg zum Abheben von Bargeld in den vergangenen drei Jahren
verlängert habe - weil Geldautomaten abgebaut und Bankfilialen geschlossen
worden sind./cr/DP/zb
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
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COMMERZBANK AG CBK100 Frankfurt 13,695 03.05.24 18:56:41 -0,200 -1,44% 0,000 0,000 13,980 13,695

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