19.04.2024 18:47:35 - dpa-AFX: ROUNDUP 2: Nato-Staaten sagen Ukraine weitere Hilfe bei Luftverteidigung zu

(neu: Selenskyj)

BRÜSSEL (dpa-AFX) - Verteidigungsminister der Nato-Staaten haben der Ukraine bei einer Krisensitzung mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj die
Lieferung zusätzlicher Luftverteidigungssysteme zugesagt. Das erklärte
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Freitag im Anschluss an die per
Videokonferenz abgehaltenen Beratungen in Brüssel. "Die
Nato-Verteidigungsminister haben sich darauf geeinigt, ihre militärische
Unterstützung zu verstärken und weiter auszubauen, auch im Bereich der
Luftverteidigung", sagte er.

Wer die Zusagen gemacht hat, sagte der Norweger nach der Sitzung des
sogenannten Nato-Ukraine-Rates zunächst nicht. Konkrete Ankündigungen sollen
demnach in den nächsten Tagen durch einzelne Mitgliedstaaten gemacht werden.
Länder, die selbst keine verfügbaren Luftverteidigungssysteme haben, sagten nach
Angaben von Stoltenberg zu, finanzielle Unterstützung für den Kauf von Systemen
für die Ukraine zu leisten.

Die Ukraine benötigt zum Schutz ihrer Städte nach den Worten von Selenskyj
aktuell mindestens sieben weitere Patriot-Systeme oder ähnliche Systeme. "Und
das ist die Mindestanzahl", sagte er am Freitag in seiner Videoschalte mit den
Mitgliedern des Nato-Ukraine-Rats. "Unsere Positionen auf dem Schlachtfeld
brauchen wirklichen Schutz vor Luftschlägen", betonte der Staatschef. Das gelte
auch für die Städte im ukrainischen Hinterland. Er erinnerte dabei an den
russischen Raketenangriff auf die Großstadt Dnipro in den Morgenstunden und
einen Raketenschlag auf Anlagen im Odessa-Hafen Piwdennyj.

Seit Jahresbeginn habe Russland auf Ziele in der Ukraine mehr als 1200
Raketen abgefeuert. Zudem seien mehr als 1500 Kampfdrohnen iranischer Bauart
eingesetzt worden. Trotz aller Schwierigkeiten gelang es der ukrainischen
Flugabwehr den Großteil abzuschießen. Doch gleichzeitig habe die russische
Luftwaffe über 8500 Gleitbomben eingesetzt, gegen die es bisher kein Gegenmittel
gibt.

Daneben benötige die Ukraine noch mindestens eine Million
Artilleriegranaten. "Sie müssen endlich an die Front geliefert werden", forderte
Selenskyj. Der ukrainische Staatschef und seine führenden Militärs haben in den
vergangenen Wochen wiederholt über Munitionsmangel geklagt. Aus diesem Grund
mussten ukrainische Truppen wiederholt Stellungen aufgeben und vor den
russischen Einheiten zurückweichen.

Selenskyj sprach auch die Notwendigkeit von weiter reichenden Waffen für die ukrainischen Truppen an. Diese Systeme, wie etwa die deutschen
Taurus-Marschflugkörper, waren der Ukraine zuletzt aus politischem Kalkül
verweigert worden. "Es ist absurd, wenn Partner Angst vor ihrer Stärke haben",
sagte Selenskyj. "Je mehr Langstreckenwaffen (gemeint sind Waffen mit größerer
Reichweite) unsere Soldaten in der Hand haben, desto näher ist der Frieden."

Ferner benötige die Ukraine Kampfflugzeuge, um sich gegen die russische
Luftwaffe zu wehren. "Es geht nicht um die Zahl der Versprechen, sondern um die
tatsächliche Zahl der Flugzeuge am Himmel", sagte er mit Blick auf zugesagte
Jets vom Typ F-16, die mehrere Länder an Kiew nach entsprechender
Pilotenausbildung liefern wollen.

Die Bundesregierung hatte bereits am Wochenende angekündigt, der Ukraine ein weiteres Patriot-System zu liefern. Weiteres Potenzial sehen Militärs
beispielsweise in Spanien. Neben Patriots könnten der Ukraine nach eigenen
Angaben auch Systeme wie Iris-T, Samp/T und Nasams helfen.

Nato-Generalsekretär Stoltenberg hatte zuletzt gesagt, in der derzeitigen
Situation sei es aus seiner Sicht wichtiger, der Ukraine zu helfen, als
Bündnisziele für das Vorhalten von Waffen und Munition zu erfüllen./aha/DP/stw

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