19.04.2024 16:56:17 - dpa-AFX: IWF: Sanfte Landung für Europas Wirtschaft ist möglich

WASHINGTON (dpa-AFX) - Die europäische Wirtschaft kann nach Auffassung des
Internationalen Währungsfonds gut aus der Krise kommen - allerdings warnt der
IWF vor "Seitenwinden". Eine sogenannte sanfte Landung sei in Reichweite, aber
nicht garantiert, sagte der Direktor der Europa-Abteilung des Internationalen
Währungsfonds, Alfred Kammer, bei der Frühjahrstagung von IWF und Weltbank am
Freitag in Washington. Das bedeutet, die zuletzt noch hohe Inflation kann ohne
größere wirtschaftliche Verwerfungen bezwungen werden. Es könne aber schwierig
werden, Preisstabilität zu erreichen und gleichzeitig eine dauerhafte Erholung
zu sichern, so der Fonds. Kammer betonte auch, dass der Einmarsch Russlands in
die Ukraine mit Blick auf die europäische Energiesicherheit "ein großer Schock
für die Wirtschaft" gewesen sei.

Der Arbeitsmarkt müsse sich ausreichend abkühlen und gleichzeitig müsse der
steigende Konsum die privaten Investitionen ankurbeln, sagte Kammer. Europa
müsse sein Wachstumspotenzial erhöhen. Der IWF warnt davor, dass die sanfte
Landung in den Industrienationen, zu denen auch Deutschland zählt, dadurch
zunichtegemacht werden könne, dass der Konsum nicht anziehe, da die schlechte
Stimmung anhalte. Das würde sich auch negativ auf Investitionen auswirken. Für
die Industrienationen Europas prognostiziert der IWF für das laufende Jahr ein
Wirtschaftswachstum von 0,8 Prozent, das sind 0,4 Prozentpunkte weniger als noch
im Oktober vorhergesagt. Im kommenden Jahr soll das Wachstum bei 1,6 Prozent
liegen.

"Das Wachstum kann auch positiv überraschen, wenn sich das
Verbrauchervertrauen bei anhaltend hohen Lohnzuwächsen rasch erholt", heißt es
in der aktuellen Analyse der Expertinnen und Experten. Das niedrige
Potenzialwachstum bleibe die "Achillesferse Europas". Darunter versteht man das
Wachstum der Wirtschaft bei normaler Auslastung aller Kapazitäten - also ohne
kurzfristige konjunkturelle Schwankungen. Gleichzeitig betont der IWF, dass die
Zentralbanken bei der Lockerung der Geldpolitik maßvoll vorgehen sollten.
Zinssenkungen dürften weder zu schnell noch zu langsam vorgenommen werden.
"Europa hat jedoch gezeigt, dass es selbst die größten Hindernisse überwinden
kann, wenn es entschlossen und gemeinsam handelt."

Der IWF hatte Anfang der Woche seine weltweite Konjunkturprognose
vorgestellt und keine guten Nachrichten für Deutschland gehabt. Für das laufende
Jahr stellte der IWF ein Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent in Aussicht. Im
Januar hatte der IWF noch ein Plus von 0,5 Prozent erwartet. Für 2025 rechnet
der Fonds allerdings wieder mit einem Wachstum der deutschen Wirtschaft von 1,3
Prozent./nau/DP/jsl

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