17.04.2024 23:38:45 - dpa-AFX: POLITIK/ROUNDUP/Hochrechnung: Regierungspartei in Kroatien bei Wahl vorne

ZAGREB (dpa-AFX) - Der bürgerliche Ministerpräsident Andrej Plenkovic könnte
nach der Parlamentswahl in Kroatien am Mittwoch weiter Regierungschef bleiben.
Wie die Wahlkommission nach Auszählung von 64,5 Prozent der Stimmzettel
bekanntgab, erhielt seine Partei HDZ mit ihren Verbündeten 36,1 Prozent der
Wählerstimmen. Damit hätte Plenkovic zwar noch keine absolute Mehrheit, jedoch
gilt es als möglich, dass er kleinere Parteien sowie Vertreter der ethnischen
Minderheiten für eine Koalition gewinnen könnte. Ähnlich war die vorige Wahl
2020 ausgegangen.

Auf Platz zwei kam laut Hochrechnungen aufgrund der Teilergebnisse das dem
Staatspräsidenten Zoran Milanovic nahestehende linksliberale Oppositionsbündnis
Rijeke Pravde (Flüsse der Gerechtigkeit) unter der Führung der
sozialdemokratischen SDP mit 26,0 Prozent der Stimmen. Platz drei belegte die
rechtsnationalistische Partei Domovinski Pokret (Heimatbewegung) mit 9,7 Prozent
der Stimmen. Den Einzug ins Parlament dürften zudem erneut das
konservativ-rechtspopulistische Bündnis unter Führung der Partei Most (Brücke)
mit 7,1 Prozent sowie die grün-liberale Partei Mozemo (Wir können) mit 6,6
Prozent schaffen. Die Hürde dafür liegt bei 5 Prozent.

Plenkovic regiert seit 2016 in Kroatien, die HDZ war in den 33 Jahren seit
der Unabhängigkeit des Adria-Landes 26 Jahre lang an der Macht. Er positioniert
sich als prowestlich und proeuropäisch. Kritiker werfen ihm vor, dass er einen
von seinen Vorgängern begonnenen Ausbau korrupter Netzwerke in Staat und
Verwaltung fortgesetzt habe. In den fast acht Jahren seiner Amtsführung verlor
Plenkovic 30 Minister wegen Korruptionsaffären. Mit der jüngsten umstrittenen
Ernennung des HDZ-loyalen Oberstaatsanwalts Ivan Turudic scheint Plenkovic zudem
nun dem Kampf gegen Korruption und der bislang fruchtbaren Zusammenarbeit mit
der Europäischen Staatsanwaltschaft (EPPO) ein Ende bereiten zu wollen.

Für mehr Stimmung im Wahlkampf sorgte Plenkovic' erbitterter Gegner,
Präsident Milanovic. Er hatte einen Monat vor der Wahl überraschend angekündigt,
Ministerpräsident an der Spitze einer SDP-geführten Regierung werden zu wollen.
Diesen Anspruch hatte er mit den Korruptionsvorwürfen gegen die HDZ begründet.
Als Staatspräsident mit einer beschränkten Macht hatte er sich mit
populistischer Rhetorik der extremen Rechten in Kroatien angenähert. Im
Gegensatz zu Plenkovic fiel er mit Blick auf den Ukraine-Krieg mit prorussischen
Äußerungen auf.

Einem Rekord nahe kam am Mittwoch die Wahlbeteiligung: Schon zweieinhalb
Stunden vor Schluss der Wahllokale lag sie bei 50,6 Prozent und damit höher als
die Gesamtbeteiligung an der vergangenen Wahl im Jahr 2020, die 46,9 Prozent
betragen hatte./kl/DP/he

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