17.04.2024 23:17:02 - dpa-AFX: SPORT/ROUNDUP: Kimmich köpft Bayern ins Halbfinale - Wembley-Neuauflage möglich

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Nach dem größten Sieg der Saison hüpften die
Bayern-Stars um Matchwinner Joshua Kimmich ausgelassen vor ihren Fans, von den
Rängen schallte es "Super Bayern, super Bayern". Feierstimmung auf
internationaler Bühne statt Tristesse im grauen Liga-Alltag: Der FC Bayern hat
die letzte Titelchance am Leben erhalten - und dem deutschen Fußball die
Hoffnung auf eine Neuauflage des legendären Wembley-Finales. Einen Tag nach dem
furiosen Halbfinal-Einzug von Borussia Dortmund führte der herausragende Kimmich
den deutschen Rekordmeister am Mittwoch in der Champions League mit seinem
wuchtigen Kopfballtor in der 64. Minute beim 1:0 (0:0) gegen den FC Arsenal in
das erste Halbfinale seit dem letzten Königsklassen-Triumph 2020.

Nach dem 2:2 beim Hinspiel in London boten die Münchner im hochspannenden
Rückspiel vor 75 000 Zuschauern eine extrem konzentrierte Vorstellung. Elf Jahre
nach dem Königslassen-Finale zwischen Bayern und Dortmund mit dem 2:1-Siegtor
von Arjen Robben im Londoner Wembley-Stadion ist eine Neuauflage am 1. Juni in
realistische Nähe gerückt. Trainer Thomas Tuchel bleibt auch ohne Meisterschaft
und Pokal die Möglichkeit auf einen glorreichen Abschied aus München.

"Überragend. Gerade die zweite Halbzeit war sehr gut. Da hätten wir das ein
oder andere Tor mehr machen können und waren zielstrebiger. Unter dem Strich
sind wir verdient weiter", sagte Torschütze Kimmich bei DAZN und ergänzte: "Wir
freuen uns, dass wir endlich mal wieder im Halbfinale stehen." Bei seinem Tor
habe er das Glück gehabt, "dass sich keiner so recht für mich zuständig gefühlt
hat".

Als "ein Geschenk und Privileg" bezeichnete Tuchel das Duell mit dem
Tabellenzweiten der Premier League. Vor allem war es aber eine hohe Hürde,
entsprechend groß war der Respekt der Münchner. Die Bayern agierten sehr
konzentriert, arbeiteten defensiv mit viel Hingabe, ohne allzu sehr ins Risiko
zu gehen. Bloß keinen Fehler machen, lautete die Losung.

Der Sicherheitsgedanke verdeutlichte sich bereits in Tuchels Startelf. Nach
dem Ausfall von Serge Gnabry und Kingsley Coman setzte der Coach links in der
Offensive auf den Portugiesen Raphael Guerreiro anstelle von Routinier Thomas
Müller, um den starken rechten Londoner Flügel zu bremsen. Der Plan
funktionierte, vom pfeilschnellen Bukayo Saka ging wenig Gefahr aus.

Im Gegensatz zum furiosen Hinspiel entwickelte sich im ersten Durchgang ein
Belauern auf hohem Niveau, was zulasten der Offensivpower ging. So richtig
gefährlich wurde es in der ersten Halbzeit bei den Bayern nur einmal, als
Noussair Mazraoui durchbrach und dessen abgefälschter Schuss knapp neben das Tor
ging (23.). Durch die defensive Ausrichtung kamen auch Flügelspieler Leroy Sané,
der sich aufgrund seiner Schambeinprobleme laut Tuchel weiter durchbeißen muss,
und Torjäger Harry Kane selten in Aktion. Auch Jamal Musiala war gut zugestellt.

Gleiches galt aber auch auf der Gegenseite. Ein Distanzschuss von
Arsenal-Kapitän Martin Ödegaard (29.) und ein unplatzierter Torversuch Gabriel
Martinelli (31.) - viel mehr Arbeit bekam Nationaltorhüter Manuel Neuer nicht zu
tun. Der 38-Jährige war wie gewohnt zurück ins Tor gekehrt, nachdem am
Wochenende gegen Köln (2:0) noch vorsichtshalber Sven Ulreich gespielt hatte.
Trotzdem missfiel Tuchel an der Seitenlinie, dass sich die Bayern mitunter zu
weit zurückzogen.

Das Spiel lebte von der Spannung, in der zweiten Halbzeit kamen auch endlich hochkarätige Chancen dazu. Die Bayern waren nun die aktivere Mannschaft. Nach
einer Flanke des eifrigen Kimmich setzte Leon Goretzka einen Kopfball ans
Lattenkreuz, beim Nachschuss traf Guerreiro den Außenpfosten. Es war quasi das
Signal für mehr Münchner Mut, der nach gut einer Stunde auch belohnt wurde. Nach
feiner Hereingabe war Kimmich per Kopf zur Stelle und belohnte seine starke
Leistung.

Kurz darauf hätte Sané sogar noch erhöhen können, doch in Rücklage setzte er den Ball über das Tor (66.). "Super Bayern, super Bayern", schallte es durch die
Arena, was in dieser so holprigen Saison nicht immer der Fall war. Doch dieses
Mal stimmten Wille, Einsatz und Leidenschaft. Die Münchner ließen kaum etwas zu,
auch der deutsche Nationalspieler Kai Havertz war bei den Gunners komplett
abgemeldet./kun/DP/he

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH