17.04.2024 13:37:37 - dpa-AFX: Irans Atomchef: IAEA-Chef reist zu Gesprächen nach Teheran

WIEN/TEHERAN (dpa-AFX) - Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde
(IAEA), Rafael Grossi, wird in Kürze nach Teheran reisen und die Atomgespräche
mit der iranischen Seite wieder aufnehmen. Das gab Irans Atomchef Mohammed
Eslami am Mittwoch bekannt. "Wir haben eine gute Zusammenarbeit mit der IAEA und
der IAEA-Chef wird auch bald nach Teheran kommen, um die bilateralen Gespräche
fortzusetzen und sie quasi zu aktualisieren", sagte Eslami der iranischen
Nachrichtenagentur Irna zufolge. Das genaue Datum der Reise steht demnach aber
bisher nicht fest.

Auch Grossi sagte am Dienstag in einem Interview mit dem US-Sender CNN, dass er mit Teheran wegen eines Besuchs im Gespräch sei. Allerdings seien bislang
weder ein Datum noch eine Agenda vereinbart worden. Grossi versucht seit langem,
vom Iran Antworten zu geheimen nuklearen Aktivitäten in der Vergangenheit zu
erhalten. "Es bestehen noch immer wichtige Informationslücken", sagte Grossi.
Mit Blick auf die militärischen Spannungen zwischen Israel und dem Iran warnte
der IAEA-Generaldirektor, dass Angriffe auf Atomanlagen ein "schrecklicher
Fehler" wären. "Alle Seiten sollten sich extrem zurückhalten", forderte Grossi.

Nach dem Scheitern des internationalen Atomabkommens von 2015, mit dem
Teheran von der Entwicklung von Kernwaffen abgehalten werden sollte, hat der
Iran in den vergangenen Jahren seine technischen Verpflichtungen in dem Deal
nicht mehr eingehalten. Grund zur Sorge ist insbesondere die Urananreicherung
auf 60 Prozent, obwohl in dem Abkommen dem Iran nur bis zu 4 Prozent erlaubt
waren. Laut Teheran ist das Land technisch auch in der Lage, den
Anreicherungsprozess auf 90 Prozent zu erhöhen. Der würde dann auch den Bau
einer Atombombe ermöglichen. Die iranische Führung behauptet jedoch, dass der
Bau von Massenvernichtungswaffen nicht auf der militärischen Agenda des Landes
stehe.

Irans Atomprogramm führt immer wieder zu Spannungen zwischen der Islamischen Republik und westlichen Staaten sowie Irans Erzfeind Israel. Experten halten
Irans friedliche Nutzung des fast waffenfähigen Urans für nicht plausibel. Auch
soll es ungeklärte Nuklear-Projekte und geheime Atomanlagen geben, zu denen der
Iran der IAEA keinen Zugang gewährt. Das iranische Atomprogramm steht seit den
jüngsten Angriffen des Irans auf Israel wieder besonders im Fokus. Es wird
befürchtet, dass ein israelischer Gegenangriff zu einer Eskalation führen
könnte. Der Iran droht in dem Fall mit "verheerenden"
Militäraktionen./al/st/pey/DP/jha

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