15.04.2024 11:30:04 - dpa-AFX: HINTERGRUND: 25 Jahre Ryanair am Hahn und in Deutschland

HAHN/DUBLIN (dpa-AFX) - Als Ryanair im April 1999 erstmals
auf dem Hunsrück-Flughafen Hahn landete, hatte die irische Airline nur rund 5
Millionen Passagiere im Jahr. 25 Jahre später ist die Gesellschaft mit jährlich
184 Millionen Gästen zum größten und gleichzeitig hochprofitablen Fluganbieter
Europas gewachsen - doch der kleine Flughafen in Rheinland-Pfalz spielt immer
noch eine Rolle im Ryanair-Netz. Das Verhältnis zwischen Land, wechselnden
Flughafenbetreibern und Fluggesellschaft war nicht immer ungetrübt, und auch für
die Zukunft geben die Iren trotz aktueller Lobeshymnen keine Garantien.

"Wir könnten so viel größer sein", sagt Ryanair-Marketing-Chef Dara Brady
bei einer kleinen Feierstunde zum Jubiläum. Er meint damit den Hahn und den
deutschen Luftverkehrsmarkt gleichermaßen. Immer wieder haben die
Ryanair-Manager in den vergangenen Monaten die vergleichsweise hohen Gebühren
und Steuern angeprangert, die beim Start von einem deutschen Flughafen fällig
werden. Zum 1. Mai steigt die deutsche Luftverkehrssteuer für einen einfachen
Europaflug auf 15,53 Euro. Dazu kommen Abfertigungskosten, Start- und
Landeentgelte sowie die Gebühren für Sicherheitskontrollen am Boden und die
Flugsicherung.

Zu viel, um darüber hinaus noch anständig Geld verdienen zu können, meint
Brady. "Der deutsche Luftverkehrsmarkt ist kaputt und der Regierung fehlt es an
einer vernünftigen Airline-Politik." Seine Airline macht seit der Corona-Krise
ebenso wie die Konkurrenten Wizz Air oder Easyjet eher einen
Bogen um Deutschland.

Trotz anhaltender Lieferschwierigkeiten von Boeing vergrößert Ryanair die Flotte stetig. 150 Jets vom Typ 737 sind fest bestellt, für weitere
150 halten die Iren, die im laufenden Geschäftsjahr mehr als 200 Millionen
Menschen transportieren wollen, noch Optionen. Das starke Wachstum mit rund 600
Flugzeugen für den Sommer findet vorläufig in anderen Ländern wie Spanien, Polen
oder Italien statt, meist an etwas abseits gelegenen Flughäfen mit sehr
niedrigen Zugangskosten, die hohe Rendite versprechen. Seit diesem Jahr bietet
Ryanair sogar Inlandsflüge in Marokko an, wo offenbar die
Investitionsbedingungen ebenfalls stimmen.

Nach der aktuellen Flugplan-Analyse des deutschen Branchenverbands BDL haben nach Corona die Direktfluggesellschaften ihr Programm in Europa am stärksten
wieder ausgebaut. In den kommenden sechs Monaten werden Ryanair und Co. auf dem
Kontinent 17 Prozent mehr Sitze anbieten als im gleichen Zeitraum des
Vor-Pandemie-Jahr 2019. Im insgesamt schwächelnden Luftverkehrsmarkt Deutschland
kommen sie hingegen nur auf 78 Prozent des früheren Angebots - ein Rückgang um
22 Prozent.

Zum 25. Jubiläum der ersten Ryanair-Auslandsbasis auf dem europäischen
Kontinent stationiert Ryanair ein drittes Flugzeug am Hahn, wo es auch eine
Wartungseinheit der Gesellschaft gibt. Zu Hochzeiten des Hunsrück-Flughafens
waren es auch schon einmal elf Flugzeuge, über die Jahre kamen so rund 50
Millionen Passagiere zusammen. "Ryanair ist für uns ein treuer und verlässlicher
Partner, die Airline ist und bleibt ein starker Kunde am Triwo Hahn Airport",
sagt Flughafen-Chef Rüdiger Franke.

Gemeinsam wolle man den Standort weiterentwickeln und die Abfertigung
beschleunigen, beteuern die Ryanair- Verantwortlichen. Nur allzu viel kosten
darf es nicht, denn bereits in der Vergangenheit reagierten sie äußerst
allergisch auf einschlägige Pläne des damals meist defizitären Flughafens. Als
der frühere Miteigentümer Fraport den sogenannten "Hahn-Taler"
von jedem Fluggast erheben wollte, drohte Ryanair mit dem kompletten Abzug
seiner Flotte und verhinderte letztlich die Extra-Zahlung.

Besonders treu ist Ryanair auch nicht, sondern entscheidet weiterhin
kurzfristig, wo jeweils für die kommenden Monate Flugzeuge stationiert werden.
Als der große Frankfurter Flughafen 2017 mit temporären Rabatten bei den Start-
und Landegebühren lockte, wurde ein Großteil der Hahn-Flotte an den Main
verlagert. Doch nach fünf Jahren war Schluss an dem von Lufthansa
beherrschten Hochpreis-Drehkreuz.

Eine Rückkehr an den größten deutschen Flughafen kann sich Brady derzeit
nicht vorstellen. "Frankfurt hat demnächst drei Terminals: Teuer, sehr teuer und
noch teurer", spottet der Marketing-Mann über die Fraport-Pläne, ab 2026
zumindest einen Teil des neu errichteten Terminal 3 an Billigflieger wie Ryanair
oder Wizz zu vermieten.

Das sind zumindest für den Hahn gute Nachrichten, denn laut einer
Investoren-Information aus dem vergangenen Herbst hält es Ryanair für möglich,
seinen deutschen Marktanteil von derzeit 9 auf 30 Prozent zu steigern. Dafür
wären rund 80 neue Flugzeuge an deutschen Flughäfen notwendig. Derzeit wachsen
die Iren bevorzugt am Hahn, in Weeze am Niederrhein, in Memmingen,
Karlsruhe/Baden-Baden und Nürnberg. Wichtig sind auch Köln und Berlin. Mit gut
15 Millionen Passagieren deutschlandweit liegt Ryanair aber noch deutlich unter
den 21 Millionen Kunden aus der Vor-Corona-Zeit./ceb/DP/zb

--- Von Christian Ebner, dpa ---
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LUFTHANSA AG VNA O.N. 823212 Xetra 6,742 29.04.24 17:44:19 +0,046 +0,69% 0,000 0,000 6,730 6,696
FRAPORT AG FFM.AIRPORT 577330 Xetra 47,500 29.04.24 17:35:59 +0,020 +0,04% 0,000 0,000 47,700 47,480
EASYJET PLC LS-,27285714 A1JTC1 Xetra 6,290 29.04.24 17:35:55 +0,022 +0,35% 0,000 0,000 6,360 6,268
RYANAIR HLDGS PLC EO-,006 A1401Z Xetra 20,590 29.04.24 17:35:30 +0,090 +0,44% 0,000 0,000 20,440 20,500

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