27.03.2024 10:21:02 - dpa-AFX: Milka-Mutter Mondelez wehrt sich gegen Kritik an Russland-Geschäft

BREMEN (dpa-AFX) - Der US-Lebensmittelkonzern Mondelez (Milka, Oreo, Tuc)
verteidigt sich gegen Kritik an seinen Geschäften in Russland. "Es gibt keine
einfachen Entscheidungen, aber wie die meisten anderen globalen Lebensmittel-
und Getränkeunternehmen stellen wir in diesen schwierigen Zeiten weiterhin
Lebensmittel zur Verfügung", sagte eine Sprecherin des Unternehmens am Mittwoch.
"Würden wir unsere Geschäftstätigkeit vollständig einstellen, liefen wir Gefahr,
unser gesamtes Geschäft einer anderen Gruppe zu überlassen, die den gesamten
Erlös für ihre eigenen Interessen verwenden könnte." Dies hätte zur Folge, dass
ein Teil der Lebensmittelversorgung für viele Familien abgeschnitten würde.
Mondelez begründet den Schritt auch mit Verweis auf die etwa 3000 Mitarbeiter in
Russland.

Das Unternehmen reagierte damit auf eine Aktion von Vitsche, einer
ukrainischen Organisation mit Sitz in Berlin. Die hatte in dieser Woche einen
Brief an Rewe und Edeka geschickt. Darin wurden die Supermarktketten aufgerufen,
den Verkauf von Mondelez-Produkten zu stoppen, bis sich das Unternehmen aus
Russland zurückzieht. "Internationale Unternehmen, die weiterhin in Russland
tätig sind, finanzieren und verlängern den Krieg gegen die Ukraine", heißt es in
dem Brief. Die Organisation wirft Mondelez vor, das Russlands-Geschäft trotz
öffentlicher Ankündigung nicht zurückgefahren zu haben. Zuvor hatte das
Redaktionsnetzwerk Deutschland über den Brief berichtet.

Mondelez widerspricht den Vorwürfen. "Wir haben unsere Aktivitäten
reduziert, neue Kapitalinvestitionen, die Einführung neuer Produkte und unsere
Ausgaben für Werbemittel in Russland gestoppt. Diese Maßnahmen haben dazu
geführt, dass wir deutlich weniger Produkte verkaufen. Wir werden unsere
Aktivitäten weiter reduzieren", sagte eine Sprecherin. "Seit Beginn des Krieges
haben wir diese brutale Aggression gegen die Ukraine verurteilt."
Unternehmenszahlen zum Russland-Geschäft nennt Mondelez nicht.

Rewe wollte auf die Forderung von Vitsche nicht eingehen. "Bereits
unmittelbar nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine haben wir
einen Boykott für unmittelbar in Russland produzierte Lebensmittel verhängt.
Dieser hat unverändert Fortbestand", teilte das Unternehmen mit. Eine
Edeka-Sprecherin sagte, man wolle die Geschäftspolitik anderer Unternehmen nicht
kommentieren. Das Handelsunternehmen bestellt nach eigenen Angaben seit
Kriegsbeginn keine Produkte mehr, die in Russland produziert werden. Laut
Mondelez werden die in Russland verkauften Produkte ausschließlich vor Ort
hergestellt und vertrieben.

Das Unternehmen stand bereits wegen seines Russland-Geschäftes in der
Kritik. Der schwedische Fußballverband lässt die Zusammenarbeit deshalb seit
Juni 2023 ruhen. Der Konzern wurde von der ukrainischen Antikorruptionsbehörde
auf eine sogenannte schwarze Liste gesetzt. Auch einige deutsche Unternehmen
sind seit Beginn des Krieges weiter in Russland tätig. Dazu zählen unter anderem
der Großhandelskonzern Metro sowie der Schokoladenhersteller Ritter
Sport./cr/DP/jha
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
Mondelez International A1J4U0 NASDAQ 70,760 01.05.24 20:38:06 -1,180 -1,64% 70,740 70,750 71,760 71,940

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