20.03.2024 13:52:55 - dpa-AFX: ROUNDUP: Boeing erwartet nach Beinahe-Unglück milliardenschweren Geldabfluss

LONDON/ARLINGTON (dpa-AFX) - Der kriselnde Flugzeugbauer Boeing
verliert wegen der harten Auflagen der Behörden nach dem
Beinahe-Unglück eines Mittelstreckenjets derzeit Milliardensummen. Im ersten
Quartal flössen voraussichtlich 4 bis 4,5 Milliarden US-Dollar (3,7 bis 4,1
Milliarden Euro) aus dem Konzern ab, sagte Boeing-Finanzchef Brian West am
Mittwoch auf einer Konferenz der Bank of America in London. Damit rücke auch das
mittelfristige Ziel eines freien Barmittelzuflusses von 10 Milliarden Dollar in
weitere Ferne.

Bisher hatte sich das Management des US-Konzerns vorgenommen, diese Marke im Jahr 2025 oder 2026 zu erreichen. Laut West dürfte Boeing nun bis zum Ende
dieser Spanne brauchen. Für das laufende Jahr rechnet er trotz der jüngsten
Abflüsse noch mit einem freien Barmittelzufluss im einstelligen
Milliarden-Dollar-Bereich. "Wir sind noch nicht so weit, dass wir diese
finanziellen Ergebnisse kurzfristig steuern können, weil wir noch an der
Stabilität arbeiten", sagte der Manager.

Am Finanzmarkt kamen die Neuigkeiten schlecht an: Die Boeing-Aktie verlor im vorbörslichen US-Handel zuletzt rund 1,8 Prozent an Wert. Im bisherigen
Jahresverlauf hat das Papier schon mehr als 30 Prozent eingebüßt.

Am 5. Januar war an einer Boeing 737-9 Max von Alaska Airlines
im Flug ein Rumpfteil herausgebrochen. Passagiere und Besatzung
kamen weitgehend mit dem Schrecken davon. Bei Untersuchungen stellte sich später
heraus, dass an dem Rumpfteil vier Befestigungsbolzen gefehlt hatten.

Inzwischen nimmt die US-Luftfahrtbehörde FAA deshalb die Produktion und die
Qualitätssicherung von Boeing und dessen Rumpfzulieferer Spirit Aerosystems
unter die Lupe. Auch das US-Justizministerium ermittelt. Zudem
darf Boeing die Produktion der gesamten 737-Max-Reihe vorerst nicht über die
Zahl von 38 Maschinen pro Monat hochfahren.

Wegen der Belastungen rechnet Finanzchef West in der Verkehrsflugzeugsparte
für das laufende Jahr nun mit einem operativen Verlust. Grund seien
Entschädigungszahlungen für den Zwischenfall vom Januar und dessen Folgen. Dazu
gehört auch die Senkung der Produktionsraten. Diese dürften laut West in der
ersten Jahreshälfte niedriger sein und erst später in Richtung der Marke von
monatlich 38 Jets steigen.

Um die Krise in den Griff zu bekommen, will der Hersteller seine einstige
Rumpfsparte Spirit Aerosystems wieder übernehmen, die er vor fast 20 Jahren
ausgegliedert hatte. Boeing verfüge über genügend Reserven, um den Kauf mit
Bargeld und neuen Schulden zu bezahlen, sagte West. Die Beschaffung zusätzlichen
Eigenkapitals sei dazu nicht nötig.

Wenn die Übernahme zustande kommt, würde der Konzern die größte Auslagerung
seiner Geschichte rückgängig machen. "Es geht darum, das Unternehmen nicht als
Unternehmen, sondern als Fabrik zu führen und sich zu konzentrieren", sagte der
Manager und räumte ein: Boeing habe sich bei der Ausgliederung von
Unternehmensteilen wahrscheinlich "ein wenig übernommen".

Vor rund fünf Jahren hatte die Neuauflage des Mittelstreckenjets 737 den
US-Konzern in die schwerste Krise seiner Geschichte befördert. Nach dem Absturz
zweier Maschinen vom Typ 737 Max verhängten Luftfahrtbehörden in aller Welt ein
Startverbot für das Modell. Erst nach technischen Verbesserungen wurden die
Verbote nach über 20 Monaten schrittweise wieder aufgehoben.

Wegen der Max-Krise und anderer teurer Probleme hat Boeing seit 2019 fünf
Jahre in Folge rote Zahlen geschrieben. Der Zwischenfall bei Alaska Airlines und
die neuen Auflagen der FAA warfen den Hersteller erneut zurück. Der weltgrößte
Flugzeughersteller Airbus aus Europa kann davon nur teilweise profitieren: Die
Produktion seiner Mittelstreckenjets aus der A320neo-Reihe ist schon bis Ende
des Jahrzehnts ausgebucht./stw/mne/men
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
ALASKA AIR GRP INC. DL 1 869843 Frankfurt 41,390 26.04.24 08:02:26 +0,520 +1,27% 0,000 0,000 41,390 41,390
BOEING CO. DL 5 850471 Frankfurt 156,860 26.04.24 21:05:19 +5,060 +3,33% 0,000 0,000 156,300 156,860
SPIRIT AERO.HLDGS A DL-01 A0LEXG Frankfurt 29,490 26.04.24 08:03:35 +0,450 +1,55% 0,000 0,000 29,490 29,490

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