06.12.2023 09:43:10 - dpa-AFX: ROUNDUP: Merck KGaA erleidet Studienflop mit wichtigem Pharma-Hoffnungsträger

DARMSTADT (dpa-AFX) - Beim Merck-Konzern ist ein wichtiger
Hoffnungsträger aus dem Pharmageschäft gefloppt: Das Mittel Evobrutinib
erreichte in entscheidenden klinischen Tests bei Patienten mit schubförmiger
Multiple Sklerose (MS) die von den Forschern erhofften Ziele nicht. An der Börse
ging es am Mittwochmorgen für die Aktie massiv abwärts. Es ist nicht der erste
Rückschlag für die Arzneimittelsparte, der Geschäftsbereich hat schon länger
einen Durchhänger.

Zwei zulassungsrelevante Studien zur Erforschung der Sicherheit und
Wirksamkeit von Evobrutinib hätten nicht die gewünschten Ergebnisse erbracht,
teilte das Dax -Unternehmen am Dienstag nach Börsenschluss in
Darmstadt mit. Merck hatte erwartet, mit Evobrutinib die sogenannten
annualisierten Schubraten (ARR) der Testpersonen im Vergleich zur schon seit
einem Jahrzehnt erhältlichen Tablette Aubagio (Wirkstoff Teriflunomid) vom
französischen Hersteller Sanofi verringern zu können. Dieses Ziel
wurde jedoch verfehlt.

Merck sprach in seiner Mitteilung von "sehr enttäuschenden Ergebnissen". Die Darmstädter hatten ursprünglich gehofft, mit Evobrutinib einen neuen
"Blockbuster" auf den Markt bringen zu können - also einen Kassenschlager mit
einem Milliardenumsatz.

An der Börse war die Enttäuschung nach den Nachrichten von Merck zur
Wochenmitte groß. Im frühen Handel knickte das Papier weit abgeschlagen am
Dax-Ende um 13 Prozent ein. Einige Analysten reagierten negativ, die HSBC etwa
strich ihre Kaufempfehlung und warf die Schätzungen für das Medikament gänzlich
aus ihrem Modell. Jefferies-Analyst Brian Balchin vermutete unterdessen, Merck
habe sich selbst eine sehr hohe Hürde gesetzt, da sich die Krankheit bei vielen
der involvierten Patienten erst in einem frühen Stadium befunden habe. Er beließ
es gleichwohl bei seiner Kaufempfehlung für die Aktie, die in diesem Jahr mehr
als ein Fünftel nachgegeben hat.

Evobrutinib zählt zu der Wirkstoffklasse der Brutontyrosinkinase-Hemmer
(BTK-Inhibitoren). Diese wirken auf Entzündungsprozesse im Körper positiv, indem
sie bestimmte Zellen blockieren. Bei anderen Krankheiten wie etwa Leukämie
werden diese Wirkstoffe bereits angewendet und neuerdings auch bei MS
untersucht. So forschen etwa auch Roche , Novartis
und Sanofi auf diesem Gebiet.

Bereits Mitte April hatte Evobrutinib für enttäuschende Nachrichten gesorgt, nachdem die US-Arzneimittelbehörde FDA die Aufnahme neuer Patienten für eine
Therapie im Rahmen der abschließenden klinischen Prüfung des Medikaments
ausgesetzt hatte. Grund war damals der Verdacht auf Leberschädigung durch das
Mittel, nachdem bei zwei Teilnehmern erhöhte Enzymwerte festgestellt worden
waren. Nach Konzernangaben hatte sich der Zustand der Betroffenen nach Absetzen
des Mittels aber wieder vollständig normalisiert.

Mit dem aktuellen Rückschlag verlängert sich die Durststrecke in der
Pharmasparte. Auch mit einem anderen Hoffnungsträger, dem Krebsmittel
Bintrafusp-Alfa, hatte Merck nicht den erhofften großen Durchbruch erzielt. Nach
mehreren Studienflops wurden die Arbeiten daran eingestellt - eine entsprechende
Partnerschaft mit dem Pharmakonzern GSK wurde im Jahr 2021
beendet.

Aktuell profitiert der Konzern vor allem von seinem Krebsmittel Bavencio und der MS-Tablette Mavenclad, die Merck 2017 erstmals nach neun Jahren wieder als
eigene Arzneien auf den Markt gebracht hatte. Der Dax-Konzern hat sich
inzwischen zunehmend darauf verlegt, Lizenzen für Medikamente von anderen
Herstellern zu erwerben, um an deren Verkauf zu verdienen. Erst zu Wochenbeginn
hatten die Darmstädter den Erwerb einer Vermarktungslizenz in bestimmten Ländern
für ein Krebsmittel des chinesischen Unternehmens Abbisko Therapeutics
verkündet, das derzeit in einer zulassungsrelevanten Studie getestet wird.

Während die Pharmasparte zuletzt immerhin dank der Verkaufsschlager Bavencio und Mavenclad weiter wuchs, schwächeln bei Merck aktuell das Halbleitergeschäft
und die Laborsparte. Beide Bereiche leiden unter anderem unter der gedämpften
Investionsbereitschaft ihrer Kunden. Im Konzern laufen deshalb bereits Gespräche
über Sparmaßnahmen und einen Stellenabbau. Merck-Chefin Belen Garijo hatte die
Erwartungen an 2023 zuletzt weiter gedämpft und erwartet, dass der Konzern erst
2024 wieder wachsen wird./tav/nas/mis
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
ROCHE HLDG AG GEN. 855167 Hamburg 0,000 15.05.24 10:17:34 ±0,000 ±0,00% 0,000 0,000 0,000 245,550
SANOFI SA INHABER EO 2 920657 Xetra 91,510 15.05.24 09:04:25 -0,510 -0,55% 91,390 91,440 91,510 92,020
ROCHE HLDG AG INH. SF 1 851311 Hamburg 0,000 15.05.24 10:17:34 ±0,000 ±0,00% 0,000 0,000 0,000 245,200
MERCK KGAA O.N. 659990 Xetra 165,300 15.05.24 10:02:33 +7,000 +4,42% 165,300 165,400 162,600 158,300
GSK PLC LS-,3125 A3DMB5 Xetra 21,040 15.05.24 09:57:58 +0,010 +0,05% 21,010 21,060 21,060 21,030

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