BERLIN (dpa-AFX) - Zum 75-jährigen Bestehen des Grundgesetzes hat die
Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kirsten Fehrs, die
Gesellschaft zur Dialogbereitschaft aufgerufen. "Wir müssen reden, gerade in
diesen Tagen", sagte die Bischöfin am Donnerstag in einem ökumenischen
Gottesdienst in Berlin. Die Demokratie lebe von unserer Versöhnungsarbeit, von
der Dialogstärke, von unserer Nächstenliebe und vom Hoffnungsmut.

"Nicht Pöbeln, Hetzen, Niederschreien, Beängstigen, sondern mutig einen
Demokratiesommer 2024 ausrufen und damit die Vision der Mütter und Väter des
Grundgesetzes aufrecht halten: Reden wir, kommunizieren wir, mit Worten, Gesten,
Herzen, teilen wir unsere Sehnsucht nach Frieden, denn das ist universales
Menschenrecht", sagte die Bischöfin von Hamburg und Lübeck.

Mit dem Gottesdienst in der St. Marienkirche begannen in Berlin die
offiziellen Feiern zum Inkrafttreten des Grundgesetzes vor 75 Jahren. An ihm
nahmen die Spitzen aller fünf Verfassungsorgane teil: Bundespräsident
Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sowie die
Präsidentinnen und Präsidenten von Bundestag, Bundesrat und
Bundesverfassungsgericht, Bärbel Bas (SPD), Manuela Schwesig (SPD) und Stephan
Harbarth. Auch die früheren Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und Angela
Merkel (CDU) sowie Altbundespräsident Joachim Gauck besuchten den Gottesdienst.

Der stellvertretende Vorsitzende der katholischen Deutschen
Bischofskonferenz, Michael Gerber, wies darauf hin, dass Westdeutschland nach
1945 ein "unverdienter Neuanfang mit der Ermöglichung eines Lebens in Frieden
und Freiheit" geschenkt worden sei. "Angesichts der gesellschaftlichen Dynamiken
unserer Tage sind wir herausgefordert, die Freiheit und den Frieden in unserem
Land als Geschenk und als Verpflichtung zu begreifen. Was wir haben, wurde uns
zu einem großen Teil geschenkt und verpflichtet uns zugleich, es zu wahren",
sagte der Bischof von Fulda./sk/DP/ngu