05.07.2024 13:35:24 - dpa-AFX: ROUNDUP: Keir Starmer ist neuer britischer Premierminister

LONDON (dpa-AFX) - Keir Starmer ist neuer Premierminister des Vereinigten
Königreichs. König Charles III. beauftragte den Sozialdemokraten mit der
Regierungsbildung. Der 61-Jährige hatte mit seiner Labour-Partei bei der
Parlamentswahl einen deutlichen Sieg errungen und die Konservative Partei
abgelöst, die 14 Jahre lang in Großbritannien regierte.

Starmer folgt auf den bisherigen Premierminister Rishi Sunak. Er ist Jurist, arbeitete als Menschenrechtsanwalt und war Chef der Anklagebehörde Crown
Prosecution Service. Er führt die Labour-Partei seit vier Jahren.

Rückkehr in die EU schließt er aus

Auf den neuen Premier kommen etliche Herausforderungen im Land zu - etwa die Überlastung des staatlichen Gesundheitsdiensts NHS, Probleme in der
Wohnungspolitik oder die Frage, wie das Land mit Einwanderung umgehen will.
Großes Thema im Vereinigten Königreich sind auch die gestiegenen
Lebenshaltungskosten.

Politisch verspricht wirtschaftliche Stabilität, ein besseres
Gesundheitssystem und stärkeren Grenzschutz. Er will ein nationales Unternehmen
für die Energieversorgung gründen und mehr Lehrer einstellen. Kippen will er den
Plan der bisherigen Regierung, irreguläre Migranten ungeachtet ihrer Herkunft
nach Ruanda abzuschieben. Eine Rückkehr seines Landes in die EU hat er
ausgeschlossen.

Starmer muss Menschen erst noch von sich überzeugen

Begeisterung löst der als langweilig geltende Politiker, der nun in die
Downing Street einzieht, bei den Briten nicht aus. Sein überragender Sieg bei
der Parlamentswahl wird eher als Wunsch der Briten nach Veränderung gedeutet als
eine Zustimmung zu seiner politischen Vision für das Land.

In vielen Politikbereichen blieb er vage. Mit Spannung wird daher erwartet,
welche Veränderungen er einleiten wird, und ob er die Menschen in Großbritannien
von sich überzeugen kann.

Die Führung der Labour-Partei übernahm Starmer von dem Alt-Linken Jeremy
Corbyn, dem vorgeworfen wurde, nicht entschieden genug gegen Antisemitismus in
seiner Partei vorzugehen. Starmer führte die Partei zurück in die politische
Mitte und ging entschieden gegen antisemitische Tendenzen vor. Der Krieg im
Gazastreifen führte allerdings in seiner Partei, die traditionell den
Palästinensern nahesteht, immer wieder zu Spannungen.

Freitagabend soll der Familie gehören

Im Wahlkampf hatte Starmer gerne betont, sein Vater sei Werkzeugmacher und
seine Mutter Krankenschwester gewesen. Weil seine Mutter schwer krank war,
übernahm Starmer schon früh Verantwortung in der Familie, wie sein Biograf Tom
Baldwin schreibt.

Starmer ist Fußballfan und Anhänger des Londoner Erstligisten FC Arsenal.
Nach seinem Wahlsieg will er auch selbst noch ab und an auf dem Fußballplatz
stehen. Die Freitagabende will er sich weiterhin möglichst für Ehefrau Victoria
und seine beiden Kinder im Teenageralter freihalten./cmy/DP/jha

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