14.05.2024 15:54:24 - dpa-AFX: Bosch-Chef: Müssen uns in bestimmten Bereichen für die Börse öffnen

HAMBURG/RENNINGEN (dpa-AFX) - Bosch-Chef Stefan Hartung will den
Autozulieferer und Elektronikkonzern stärker an den Kapitalmarkt heranführen.
"Wir müssen Bosch für die Börse öffnen - in einzelnen Bereichen und an den
geeigneten Stellen", sagte der Manager dem "Manager-Magazin" (online/Dienstag).
Um sich in bestimmten Geschäften zu engagieren, müsse Bosch auch auf
Partnerschaften setzen. "Wir müssen näher an den Kapitalmarkt ran und in der
Lage sein, an einigen Elementen des Unternehmens in Zukunft auch andere
teilhaben zu lassen. An der Finanzierung und am Geschäft." Bei den
Gemeinschaftsunternehmen in China sei das bereits der Fall.

An der Börse gibt es laut dem Unternehmenslenker andere Ansprüche und
Voraussetzungen: "Wir müssen diese Fähigkeit in den nächsten Jahren
weiterentwickeln", sagte Hartung. Der finanzielle Spielraum etwa von
amerikanischen Techkonzernen sei ein anderer als der eigene. "Wir werden
Partnerschaften brauchen", räumte Hartung ein. "Einen Börsengang der
Bosch-Gruppe insgesamt werden Sie aber sicher nicht erleben", sagte er.

Um das Renditeziel von 7 Prozent im Jahr 2026 erreichen zu können, müsse
sich Bosch genau ansehen, wo das Unternehmen wachsen wolle. "Bei der
Elektrifizierung und Automatisierung im Fahrzeug schaffen wir das aus eigener
Kraft, da sind wir schon führend, bauen Werke, investieren Milliardensummen",
sagte Hartung. "Bei den nicht automobilen Feldern können wir hingegen nicht
ausschließlich aus eigener Kraft wachsen, da müssen wir uns Zukäufe anschauen."
Zum Beispiel bleibe das Geschäft mit Wärmepumpen spannend. "Auch weil da -
getrieben durch den plötzlich bremsenden Effekt der Regulierung - einige
Marktteilnehmer ins Straucheln gekommen sind." Wenn der Preis stimme, könne es
günstige Gelegenheiten für Übernahmen geben.

"Wir müssen uns mittlerweile jeden als Wettbewerber vorstellen", sagte der
Manager mit Blick auf die harte Konkurrenz von Technologieunternehmen. "Und
genauso als Partner. Es wird Dinge geben, die macht man auch als Bosch besser
nicht ganz allein." Damit werde es automatisch notwendig, auch börsengelistete
Teilunternehmen bei sich im Konzern zu haben.

In den vergangenen Monaten waren mehrmals Pläne des Unternehmens
bekanntgeworden, weltweit Stellen zu streichen. Betroffen sind größtenteils
deutsche Standorte in der Antriebssparte sowie in Bereichen für Steuergeräte,
Fahrzeugelektronik und Software. Als Grund für die Pläne nannte Bosch vor allem
den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit. Der Stellenabbau soll den Angaben zufolge
sozialverträglich ablaufen - unter anderem durch Qualifizierungsprogramme und
Vorruhestandsregelungen. Betriebsbedingte Kündigungen schließt eine Vereinbarung
für die deutschen Zulieferstandorte bis Ende 2027 aus./men/jsl/he

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