21.06.2024 13:19:27 - dpa-AFX: EM 2024/Rutschgefahr: Frankfurter EM-Rasen bereitet Sorgen

FRANKFURT (dpa-AFX) - Droht DFB-Jungstar Jamal Musiala wieder eine
gefährliche Rutschpartie? Vor dem abschließenden EM-Gruppenspiel der deutschen
Fußball-Nationalmannschaft gegen die Schweiz am Sonntag in Frankfurt herrscht
akuter Rasen-Alarm, die Spielfläche befindet sich in einem besorgniserregenden
Zustand.

Das weckt vor allem bei Musiala ungute Erinnerungen. Besonders der
21-Jährige vom deutschen Meister FC Bayern München machte im März beim
2:1-Länderspielsieg der DFB-Auswahl gegen die Niederlande schlechte Erfahrungen
mit dem Geläuf in Frankfurt und sagte danach: "Zum Glück habe ich überlebt."

Was ist das Problem?

Der Rasen präsentiert sich auch bei der EM in einem äußerst rutschigen
Zustand, was die Spieler vor erhebliche Standprobleme stellt. Die Folge: Der
Platz ist voller Rasenfetzen. Zuletzt war das beim Spiel England gegen Dänemark
(1:1) am vergangenen Donnerstag zu beobachten. Englands Abwehrspieler Kyle
Walker rutschte schon in der Anfangsphase gefährlich weg und musste ebenso wie
später sein Teamkollege Bukayo Saka die Fußballschuhe wechseln.

Was sagen die Beteiligten?

Englands Trainer Gareth Southgate wollte den Rasen zwar nicht für den
dürftigen Auftritt seiner Mannschaft verantwortlich machen. "Wir brauchen keine
Ausreden zu suchen. Da liegt nicht der Grund für unsere Leistung." Dafür redeten
die Dänen Klartext. "Selbst wenn man mit Eisenstollen gespielt hat, war der
Platz sehr rutschig. Es ist offensichtlich nicht der beste Platz", kritisierte
Joakim Maehle. "Wir hatten Schwierigkeiten, darauf zu rennen."

Auch Stürmer Yussuf Poulsen, der vor einem Monat mit RB Leipzig zum
Bundesligafinale bei Eintracht Frankfurt in der Arena gastierte, war nicht
begeistert. "Es war nicht der beste Platz, auf dem ich gespielt habe, aber auch
nicht der schlechteste. Ich habe schon öfter in Frankfurt gespielt und der ist
halt immer so. Ich habe den Jungs gesagt: Zieht mal die Stollen an, denn nach 20
Minuten wird's rutschig", berichtete Poulsen.

Wie sind die deutschen Erfahrungen?

Nicht gut. "Leider ist der Platz eine Katastrophe, wirklich eine
Katastrophe. Da gab es viele Situationen im letzten Drittel, als wir
weggerutscht sind", sagte Bundestrainer Julian Nagelsmann nach dem
März-Länderspiel gegen die Niederlande. Bayern-Routinier Thomas Müller sprach
damals von "einem Wahnsinn". Und Musiala berichtete: "Ich bin bei gefühlt jeder
Aktion ausgerutscht. Der Platz ist bei jeder Drehung weggegangen. Ich mache
immer viele Drehungen. Da muss der Platz schon stabil sein. Ein bisschen
rutschig ist okay, aber das war gefährlich."

Wo liegen die Ursachen für das Problem?

Der Grund für den schlechten Zustand des Rasens ist offenbar das
NFL-Gastspiel in Frankfurt im vergangenen November. Nach den zwei Auftritten der
American-Football-Stars am Main musste der strapazierte Hybridrasen ausgetauscht
werden. Aus Kostengründen entschied sich der Stadionbetreiber danach für die
Verlegung eines Naturrasens, der wegen des Wintereinbruchs und der starken
Niederschläge wochenlang unter Wasser stand.

Kann Abhilfe geschaffen werden?

Die Europäische Fußball-Union hofft auf eine rasche Behebung der
Rasenprobleme. "Es gibt einen detaillierten Wartungsplan, um spezifische
Probleme zu beheben und die Qualität im Vorfeld der bevorstehenden Spiele am
Veranstaltungsort weiter zu verbessern", teilte die UEFA am Freitag auf
dpa-Anfrage mit. Man arbeite schon seit einiger Zeit eng mit dem
Stadionbetreiber zusammen, "um optimale Spielbedingungen zu gewährleisten", hieß
es weiter. Sollten die Bemühungen nicht fruchten, helfen nur noch kosmetische
Ausbesserungen. So wie bei der Partie England gegen Dänemark, als in der
Halbzeitpause vier Greenkeeper die gröbsten Löcher auf dem Platz
stopften./edo/DP/jha

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