27.05.2024 13:16:36 - dpa-AFX: ROUNDUP/Drohnenabwehr, Panzersperren und Bunker: Polen will Ostgrenze sichern

WARSCHAU (dpa-AFX) - Das EU- und Nato-Land Polen will Milliarden in die
Befestigung seiner Ostgrenze investieren, um sich gegen mögliche Angriffe zu
schützen. Das Programm "Schutzschild Ost" sei die größte Operation zur Stärkung
der polnischen Ostgrenze und der Ostflanke der Nato seit 1945, sagte
Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz am Montag in Warschau.
Vorgesehen seien "Befestigungen, verschiedene Arten von Barrieren, aber auch
hochmoderne Luftraumüberwachungssysteme in jedem Parameter und in jeder Höhe" an
der Grenze, die auch eine EU-Außengrenze ist.

"Wir haben 700 Kilometer Grenze zu sichern, davon 400 Kilometer zu Belarus", sagte Vize-Verteidigungsminister Cezary Tomczyk. Mit dem Bau solle noch in
diesem Jahr begonnen werden. Die Befestigung der Grenze soll insgesamt 2,3
Milliarden Euro kosten, wobei Polen auch auf die Mithilfe der EU rechnet.

Polen reagiert damit auf den bereits mehr als zwei Jahre anhaltenden
russischen Angriffskrieg gegen sein Nachbarland Ukraine. Das Land hat auch eine
gemeinsame Grenze mit dem autoritär regierten Belarus, einem Verbündeten
Moskaus. Außerdem grenzt es im Nordosten an die russische Exklave Kaliningrad.
Wegen seiner Unterstützung für die Ukraine wird Polen vom Kreml als Feind
betrachtet.

Hauptziel des "Schutzschildes Ost" sei die Abschreckung, aber auch die
Vorbereitung auf die Verteidigung der Grenze, betonte Generalstabschef Wieslaw
Kukula. Es gehe darum, den Schutz vor möglichen Überraschungsangriffen zu
erhöhen, die Mobilität gegnerischer Truppen zu erschweren und die der eigenen
Armee zu verbessern. Auch sollen sowohl Soldaten als auch die Zivilbevölkerung
besser geschützt werden.

Eine entscheidende Rolle spiele die Drohnenabwehr, sagte Kukula weiter.
Polen werde an der Ostgrenze ein Netz von Basisstationen mit speziellen Masten
errichten. "Wir gehen von der Installation von hochauflösenden Wärmebildkameras
aus. Die Stationen werden über elektronische Aufklärungssensoren und ein
akustisches Aufklärungssystem verfügen." Hochempfindliche Richtmikrofone sollten
zudem Geräusche aus der Umgebung aufnehmen, die auf einen möglichen feindlichen
Drohneneinsatz schließen lassen. Störsender sollten unbemannte Drohnensysteme
eines möglichen Gegners sowie seine taktischen Kommunikationsverbindungen außer
Gefecht setzen.

Geplant ist zudem die Einrichtung von mindestens acht vorgeschobenen
Operationsbasen der polnischen Armee. Dies soll es ermöglichen, im Ernstfall
reibungslos Kräfte zu verlegen. Außerdem soll es mehr befestigte Schutzpunkte
geben - zum Schutz für Soldaten, Zivilbevölkerung und Munition.

Physische Barrieren sollen einem potenziellen Angreifer das Fortkommen
erschweren. So sollen im grenznahen Gelände Panzersperren errichtet werden,
Fernstraßen sollen versenkbaren Barrieren erhalten.

Einen Teil der Kosten für das "Schutzschild Ost" will Polen aus eigenen
Mitteln bestreiten, einen Teil soll die EU finanzieren. "Die EU wird mehr für
Verteidigung ausgeben müssen, wenn sie eine Zone des Friedens und der
Entwicklung bleiben will", sagte Verteidigungsminister Kosiniak-Kamysk. Das
System solle außerdem Teil einer regionalen Verteidigungsstruktur werden, die
gemeinsam mit den baltischen Nato-Mitgliedern Litauen, Lettland und Estland
errichtet werden soll./dhe/DP/stw

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