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09.09.2024 09:06:25 - APA ots news: Österreichs Wirtschaft verharrt in der Krise

Wien (APA-ots) - Industrie und Bauwirtschaft schwächeln in Österreich
nach wie vor.
Eine Besserung der Lage ist noch nicht in Sicht. Mit Fortdauer der
Konjunkturflaute droht die längste Rezession der letzten 25 Jahre.
Auch im Euro-Raum hemmt der produzierende Bereich das
Wirtschaftswachstum; zuletzt konnten lediglich Volkswirtschaften mit
großem Dienstleistungssektor leicht zulegen. Die Inflation lässt
weiter nach. Der private Konsum verläuft in Österreich angesichts der
kräftigen Realeinkommenszuwächse enttäuschend.

"Die derzeitige Rezession in der Herstellung von Waren ist die
zweitlängste Krise seit über 20 Jahren. Bislang dauerte nur die Krise
Anfang der 2000er-Jahre länger, jedoch waren damals die
Produktionseinbußen deutlich geringer", so der Autor des aktuellen
WIFO-Konjunkturberichtes Marcus Scheiblecker.

Die heimische Herstellung von Waren steckt nach wie vor in der
Rezession. Die Rückgänge der letzten sechs Quartale markieren den
drittstärksten Produktionseinbruch nach der Finanzmarkt- und
Wirtschaftskrise 2008/09 und der COVID-19-Krise. Trotz der Dauer der
Schwächephase deuten Unternehmensumfragen bislang auf keine Besserung
hin.

Wie die Industrie leidet auch Österreichs Bauwirtschaft unter
einem ausgeprägten Nachfragemangel. Über die letzten neun Quartale
brachen die Wohnbauinvestitionen in realer Rechnung um rund 18% ein.
Der Nichtwohnbau schrumpfte im selben Zeitraum zwar deutlich
schwächer (rund -6%), ist aber bereits seit dem 2. Halbjahr 2020
rückläufig. Im I. Quartal 2024 erreichten die
Nichtwohnbauinvestitionen preisbereinigt das niedrigste Niveau seit 1
995.

Vorlaufindikatoren für Österreich und den Euro-Raum lassen auch
für die kommenden Monate nur eine gedämpfte Wirtschaftsdynamik
erwarten. Die mangelnde Nachfrage nach Industriegütern belastet vor
allem darauf spezialisierte Euro-Länder wie Deutschland und
Österreich. Volkswirtschaften mit bedeutenderem Dienstleistungssektor
wie Frankreich und Spanien erzielten zuletzt zumindest ein leichtes
Wachstum. In fast allen Euro-Ländern dämpft die Bauwirtschaft - vor
allem der Hochbau - den BIP-Zuwachs.

In den USA dürfte die günstige Konjunktur angesichts der guten
Stimmung von Unternehmen und privaten Haushalten fortdauern.
Lediglich die Erwartungen zur Industrieproduktion trübten sich ein.

Neben der internationalen Nachfrageschwäche leidet Österreichs
Wirtschaft auch unter der zaghaften Konsumnachfrage. Obwohl sich die
hohen Lohnabschlüsse des Vorjahres nach wie vor positiv auf die
Einkommen auswirken und die Inflation seit Jahresbeginn deutlich
zurückgegangen ist, geben die privaten Haushalte nur sehr zögerlich
Geld aus. Laut Statistik Austria stiegen die nominellen
Einzelhandelsumsätze (ohne Kfz-Handel) im II. Quartal 2024 lediglich
um 0,4% gegenüber dem Vorjahr. In realer Rechnung entspricht dies
einem Rückgang von 1,6%.

Die Inflationsrate sank auch im August weiter auf 2,4% (
vorläufig; Juli 2,9%). Dämpfend wirkte insbesondere die Verbilligung
von Mineralölprodukten.

Der heimische Arbeitsmarkt leidet mit zunehmender Dauer verstärkt
unter der Konjunkturschwäche. Die unselbständige Beschäftigung wuchs
in den vergangenen Monaten kaum mehr, während die Zahl der beim AMS
gemeldeten offenen Stellen gegenüber dem Vorjahr deutlich abnahm. Die
Arbeitslosenquote steigt tendenziell an.

Abbildung 1: Wertschöpfung in der Herstellung von Waren - auf der
WIFO-Website

Zu den Definitionen siehe " Methodische Hinweise und Kurzglossar
".

Rückfragehinweis:
   Rückfragen bitte am Montag, dem 9. September 2024, zwischen 9 und 14 
   Uhr, an 
   Mag. Dr. Marcus Scheiblecker, Tel. (1) 798 26 01 - 245, 
   marcus.scheiblecker@wifo.ac.at 


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Quelle: dpa-AFX

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