18.06.2024 22:57:01 - dpa-AFX: EM 2024/ROUNDUP: Francisco Conceicao rettet Portugal den Sieg

LEIPZIG (dpa-AFX) - Der eingewechselte Francisco Conceiçao hat
Titelmitfavorit Portugal im Dauerregen von Leipzig vor einer Enttäuschung beim
Start in die Rekord-EM von Superstar Cristiano Ronaldo bewahrt. Mit seinem
Treffer in der zweiten Minute der Nachspielzeit sorgte der rund 120 Sekunden
zuvor eingewechselte 21-Jährige für den hochverdienten 2:1 (0:0)-Sieg der klar
dominierenden Portugiesen.

Gegen die destruktiv und praktisch mit einer Ausnahme völlig harmlosen
Tschechen waren die Portugiesen in der 62. Minute durch ein Tor von Lukas Provod
in Führung gegangen. Trotz Chancen im Überfluss auch von Ronaldo, der schier
verzweifelte, musste ein Eigentor von Robin Hranac (69.) herhalten für den
Ausgleich, ehe in einer mitreißenden Schlussphase Conceiçao traf.

Ein Lächeln umspielte Ronaldos Lippen noch, als er inbrünstig die
portugiesische Hymne sang. Und den nächsten Rekord stellte er allein durch seine
Präsenz auf: Nach seinem EM-Debüt 2004 ist diese Endrunde seine sechste, so
viele wie kein anderer schaffte. Ihn zu neutralisieren, war eine der
Hauptaufgaben der Tschechen, per Doppelverteidigung sollte es gelingen.

Ronaldo hebt ab mit giftgrünen Schuhen

In der achten Minute wäre es aber beinahe schon schiefgegangen. Rafael Leao
setzte sich auf der linken Seite der Portugiesen durch, flankte nach innen, wo
Ronaldo mit seinen giftgrünen Schuhen in die Höhe stieg. Den Kopfball setzte er
aber neben das Tor.

So lange wie kein anderes Favoriten-Team mussten die Portugiesen auf ihren
EM-Auftakt warten. Eine gewisse Ungeduld machte sich schon breit. Überstürzen
wollten sie es auf dem Rasen, der nach früh einsetzendem Regen schnell wurde,
aber nicht. Zu bewusst waren sie sich der Gefahr der Tschechen, die ihrerseits
vor allem auf ihren Topstar hofften: Patrik Schick vom deutschen Double-Gewinner
Leverkusen.

Hinzu kam trotz Ronaldo-Euphorie, die auch Leipzig schon vor dem Anpfiff
gepackt hatte, dass die Fans des vermeintlichen Außenseiters gefühlt in der
Überzahl waren und meist pfiffen, sobald Ronaldo am Ball war. Doch viel kam von
Schick und seinem Team erst mal nicht. Die Dreierabwehrkette der Portugiesen mit
dem neuen EM-Rekord-Oldie Pepe (41 Jahre und 113 Tage) hatte lange Zeit alles im
Griff.

Ronaldo junior fiebert in Saudi-Arabien mit - im Deutschland-Trikot

Die Räume, die sich in der Offensive für die Portugiesen boten, weil die
Tschechen Ronaldo nicht aus den Augen ließen, nutzten vor allem die
hochkarätigen Spielaufbauer Bruno Fernandes von Manchester United und Bernardo
Silva von Manchester City. Fernandes scheiterte in der 24. Minute mit einem
Distanzschuss.

Entlastung bei den Tschechen? Fehlanzeige! Stattdessen zauberte nun Ronaldo
ein bisschen. Sein Sohn Cristiano junior hatte sich tags zuvor schon an seinem
Geburtstag in der saudi-arabischen Fußball-Wahlheimat des berühmten Papas
ausgerechnet in einem Deutschland-Trikot auf den Auftritt seines Vaters
eingestimmt.

Auch er dürfte gejubelt haben, als Ronaldo in der 32. Minute im Strafraum
der Tschechen an den Ball kam, deren überragender Torwart Jindrich Stanek aber
mit einem fantastischen Reflex die Führung des Favoriten verhinderte, der mit
der blitzsauberen Bilanz von zehn Siegen in zehn Spielen durch die
EM-Qualifikation marschiert war. Ronaldo per Hacke eine Minute später auf
Vitinha, Ronaldo in der 45. Minute mit einem Linksschuss. Aber der Ball wollte
nicht ins Tor. 73 Prozent Ballbesitz nutzten da auch nichts. Es wurde ein
Geduldsspiel für den Titelfavoriten.

Schockstarre bei den Portugiesen-Fans

Auch nach der Pause. Immer wieder suchten sie Ronaldo, ein Kopfball (54.)
wurde zur Ecke abgelenkt, bei einem weiteren kurz danach blieb es bei einem
Versuch. Leichte Verzweiflung machte sich schon breit. Ein Freistoß in der 58.
Minute - für seine Verhältnisse viel zu unplatziert. Er peitschte nach einer
Stunde die eigenen Fans an, er trieb seine Mitspieler an. Und dann das: Die
Portugiesen können den Ball bei einem der wenigen Angriffe nicht wegschlagen, er
landet letztlich bei Provod, der Maß nahm und aus 18 Metern die Tschechen-Fans
in Ekstase und die Portugiesen-Anhänger in Schockstarre versetzte.

Erst Hranac erlöste sie aus dieser, nachdem er einem eigentlich schon
abgewehrten Ball von Torwart Stanek nicht mehr ausweichen konnte und den Ball
unfreiwillig über die Linie stupste. Portugal machte weiter Druck, Bernardo
Silva probierte es mit viel Wucht, Stanek parierte. Und Diogo Jotas Kopfballtor
kurz vor dem Ende zählte nicht, weil Ronaldo zuvor hauchzart im Abseits
gestanden hatte. Besser machte es Francisco Conceicao, der in der Nachspielzeit
aus kurzer Distanz nach Pass von Pedro Neto den Siegtreffer erzielte./jmx/DP/ngu

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