17.06.2024 05:55:39 - dpa-AFX: Friedensforscher: Zahl einsatzbereiter Atomwaffen steigt

STOCKHOLM (dpa-AFX) - Die Anzahl der einsatzbereiten Atomwaffen ist im
vergangenen Jahr abermals gestiegen. Zwar würden Sprengköpfe ausrangiert und die
weltweite Zahl der Kernwaffen sinke seit Jahrzehnten, wie das Stockholmer
Friedensforschungsinstituts Sipri in seinem am Montag veröffentlichten
Jahresbericht schreibt. Zugleich würden aber immer mehr Sprengköpfe
einsatzbereit gehalten. Das Institut bezog sich dabei auf Daten vom Januar 2024
im Vergleich zum Januar 2023.

Zugenommen hat laut Sipri auch die Zahl von Kernwaffen, die sich in der
Entwicklung befinden, da Staaten ihr Vertrauen in die nukleare Abschreckung
verstärkten. Vom weltweiten Gesamtbestand der schätzungsweise 12 121 Sprengköpfe
im Januar 2024 befanden sich etwa 9585 in militärischen Lagerbeständen für den
potenziellen Einsatz. Rund 3904 dieser Sprengköpfe waren auf Raketen und
Flugzeugen bestückt - 60 mehr als im Januar 2023. Der Rest befand sich laut
Bericht in Zentrallagern.

Die Experten erwarten, dass sich der Trend in den kommenden Jahren
fortsetzen und noch beschleunigen wird, was "äußerst besorgniserregend" sei.
Sipri zufolge verfügen neun Länder über Atomwaffen. Spitzenreiter sind dabei USA
und Russland. In ihren Beständen befinden sich etwa 90 Prozent aller nuklearen
Sprengköpfe. Großbritannien rangiert auf dem dritten Platz gefolgt von
Frankreich, China, Indien, Pakistan, Nordkorea und Israel. Zum ersten Mal soll
auch China einige Sprengköpfe in hoher Alarmbereitschaft halten. Deutschland
besitzt keine Atomwaffen.

Die Transparenz in Bezug auf die Nuklearstreitkräfte der beiden führenden
Länder hat nach Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine im Februar
2022 abgenommen, kritisieren die Sipri-Experten. "Wir haben seit dem Kalten
Krieg nicht mehr erlebt, dass Atomwaffen eine so herausragende Rolle in den
internationalen Beziehungen spielen seit dem Kalten Krieg", sagte Wilfred Wan,
Leiter des Sipri-Programms für Massenvernichtungswaffen./mee/DP/zb

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