14.05.2024 11:32:47 - dpa-AFX: Gutachten: Kompliziertes Migrationsrecht bremst Fachkräftezuwanderung

BERLIN (dpa-AFX) - Bei der Fachkräftezuwanderung würde Deutschland laut
einer aktuellen Untersuchung des Sachverständigenrats für Integration und
Migration (SVR) besser vorankommen, wenn die Regelungen nicht so kompliziert und
die Verwaltungen besser aufgestellt wären. In seinem am Dienstag
veröffentlichten Jahresgutachten kritisiert der Expertenrat, das deutsche
Erwerbsmigrationsrecht sei "mittlerweile so komplex, dass es kaum noch jemand
versteht." Wenn Deutschland ausländische Arbeitskräfte effektiv anwerben wolle,
brauche es "mehr Mut zur Vereinfachung, um die geltenden Regelungen nach innen
wie außen verständlich zu vermitteln".

Am 1. März waren zahlreiche Neuerungen in Kraft getreten, die von der
Ampel-Koalition im Zuge der Reform des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes
beschlossen worden waren. Menschen aus Staaten außerhalb der Europäischen Union
können künftig in Deutschland arbeiten, wenn sie mindestens zwei Jahre
Berufserfahrung und einen im Herkunftsland staatlich anerkannten Berufs- oder
Hochschulabschluss haben. Sie müssen keine in Deutschland anerkannte Ausbildung
vorweisen.

In puncto Schulbildung stellten die Expertinnen und Experten fest, dass
Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund nach wie vor geringere Chancen
haben als Gleichaltrige ohne Migrationsgeschichte. Bei den jungen Menschen der
zweiten Zuwanderungsgeneration habe sich die Situation zwar in den vergangenen
Jahren verbessert. Für neu zugewanderte Kinder und Jugendliche gelte dies aber
nicht. Das hat nach Einschätzung des SVR auch mit den Einschränkungen infolge
der Corona-Pandemie zu tun - einer Zeit, wo es noch mehr als sonst auf die
Möglichkeit der Unterstützung durch die Eltern ankam und auf Wohnverhältnisse,
die ein Lernen zu Hause ermöglichen.

Den Angaben zufolge konnten 2022 rund 61 Prozent der jungen Erwachsenen ohne Migrationshintergrund ein Fachabitur oder Abitur vorweisen und 56,8 Prozent
derjenigen der zweiten und folgender Zuwanderungsgenerationen - ein Zuwachs von
4,9 beziehungsweise 7 Prozentpunkten gegenüber 2018. Von jenen der ersten
Zuwanderungsgeneration erreichten 2022 demnach weniger als vier von zehn
Personen (37,9 Prozent) die Hochschulreife beziehungsweise ein Fachabitur. Von
jenen mit einer Fluchtgeschichte gelang dies nur einem Drittel (33,3 Prozent).
Die Quoten in diesen Gruppen gingen - anders als bei den in Deutschland
Geborenen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte - sogar zurück. Im Vergleich zu
2018 war der Anteil im Jahr 2022 um 2,5 beziehungsweise 5,2 Prozentpunkte
niedriger./abc/DP/men

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH