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15.01.2025 10:30:35 - ROUNDUP: Deutschland in der Rezession - Wirtschaft 2024 geschrumpft

WIESBADEN/BERLIN (dpa-AFX) - Die deutsche Wirtschaft ist 2024 erneut in die Rezession gerutscht. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ging im Vergleich zum Vorjahr um 0,2 Prozent zurück, wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Daten in Wiesbaden mitteilte. Damit schrumpft die Wirtschaft schon das zweite Jahr in Folge leicht: Bereits 2023 war das Bruttoinlandsprodukt preisbereinigt um 0,3 Prozent gemessen am Vorjahr zurückgegangen.

"Konjunkturelle und strukturelle Belastungen standen im Jahr 2024 einer besseren wirtschaftlichen Entwicklung im Wege", sagte Behördenchefin Ruth Brand in Berlin. "Dazu zählen zunehmende Konkurrenz für die deutsche Exportwirtschaft auf wichtigen Absatzmärkten, hohe Energiekosten, ein nach wie vor erhöhtes Zinsniveau, aber auch unsichere wirtschaftliche Aussichten."

Ins neue Jahr mit der anstehenden Bundestagswahl geht Deutschland ohne Rückenwind. Auch im vierten Quartal 2024 ist Europas größte Volkswirtschaft nach einer ersten Schätzung der Statistiker preis-, saison- und kalenderbereinigt voraussichtlich um 0,1 Prozent zum Vorquartal geschrumpft. Ein deutlicher Aufschwung ist nicht in Sicht. Der künftige Wirtschaftskurs spielt eine große Rolle im Bundestagswahlkampf.

Defizitquote des Staates unverändert

Viele Volkswirte erwarten nur ein geringes Wachstum 2025. Der deutsche Fiskus hat im vergangenen Jahr erneut mehr Geld ausgegeben, als er eingenommen hat. Nach vorläufigen Daten belief sich das gemeinsame Defizit von Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherung auf 113 Milliarden Euro - nach 107,5 Milliarden im Vorjahr.

Damit hielt Deutschland abermals die europäische Verschuldungsregel ein. Bezogen auf die gesamte Wirtschaftsleistung betrug das Defizit den vorläufigen Berechnungen zufolge im vergangenen Jahr 2,6 Prozent
- exakt die Quote aus dem Jahr 2023.

Verbraucher halten sich bei Konsum zurück

2024 kam der Konsum der privaten Haushalte, die derzeit größte Hoffnung für die schwächelnde deutsche Wirtschaft, nicht recht in Schwung. Die privaten Konsumausgaben stiegen preisbereinigt um nur 0,3 Prozent, während die Staatsausgaben deutlich zulegten.

Viele Menschen sparen angesichts deutlich höherer Preise und Sorgen um ihren Job - obwohl die Reallöhne gestiegen sind und die Verbraucher damit mehr Geld in der Tasche haben. Die Inflationswelle nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ist abgeebbt: Im vergangenen Jahr sank die Teuerungsrate in Deutschland im Schnitt auf 2,2 Prozent, nach 5,9 Prozent 2023.

Schwache Industrie

Im vergangenen Jahr wirkte sich besonders die Schwäche der Industrie aus, dort schrumpfte die Bruttowertschöpfung gegenüber dem Vorjahr deutlich um 3,0 Prozent. Wichtige Branchen wie der Maschinen- oder Autobau produzierten deutlich weniger, in der energieintensiven Chemie und Metallindustrie blieb die Fertigung auf niedrigem Niveau. Die Investitionen in Ausrüstungen wie Maschinen, Geräte und Fahrzeuge sanken kräftig um 5,5 Prozent zum Vorjahr. Das Baugewerbe litt unter der Krise im Wohnungsbau.

Auch der Außenhandel schwächelte. Die Exporte von Waren und Dienstleistungen schrumpften um 0,8 Prozent. Grund waren unter anderem geringere Ausfuhren von Maschinen und Autos.

Prognosen für 2025 gesenkt

Die Aussichten für das neue Jahr sind wenig verheißungsvoll. Zwar hoffen Wirtschaftsverbände mit den Bundestagswahlen am 23. Februar auf Reformen einer neuen Bundesregierung, die die Schwächen des Standorts anpacken könnte. Doch mit dem Wahlsieg von Donald Trump in den USA ist die Unsicherheit gewachsen.

Sollte der designierte US-Präsident wie angekündigt hohe Zölle auf Einfuhren aus Europa erheben, würde das die Exportnation Deutschland wohl besonders schwer treffen. Ökonomen fürchten Handelskonflikte zwischen den USA und der EU, die mit Gegenmaßnahmen reagieren könnte. Allerdings ist unklar, inwieweit Trump seine Pläne umsetzt.

Die Bundesbank hat ihre Prognose für die deutsche Wirtschaft bereits gesenkt und rechnet für 2025 nur mit einem Mini-Wachstum von 0,2 Prozent. Der Sachverständigenrat ("Wirtschaftsweise") erwartet ein Plus von 0,4 Prozent.

Viel Gegenwind für deutsche Wirtschaft

Die deutsche Wirtschaft leidet seit Jahren unter einer Wachstumsschwäche und steht von vielen Seiten unter Druck. Auf den Weltmärkten hat China als Wachstumstreiber an Schwung verloren, im Inland steigt die Zahl der Firmenpleiten. Zugleich sind die Exportaussichten für die Industrie trüb. Schlüsselindustrien wie Autobau und Chemie stecken in der Krise, ebenso der Wohnungsbau. Verbraucher sind verunsichert und halten ihr Geld zusammen. Zugleich belasten hohe Energiepreise und die sperrige Bürokratie den Standort./als/ceb/DP/mis


Quelle: dpa-AFX

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