13.09.2023 13:00:36 - dpa-AFX: IPO/ROUNDUP 2: Birkenstock vor Börsengang in New York

(neu: Hintergrund zu US-Aktienmarkt, 4. Absatz)

NEW YORK (dpa-AFX) - Der traditionsreiche Sandalen-Hersteller Birkenstock
geht in den USA an die Börse. Die Firma mit Hauptsitz in Linz am Rhein in
Rheinland-Pfalz legte am Dienstag ihren Börsenprospekt vor. Eckdaten wie das
Volumen der Aktienplatzierung blieben zunächst offen. Der Finanzdienst Bloomberg
hatte im Juli berichtet, dass Birkenstock mit einer Gesamtbewertung von mehr als
acht Milliarden Dollar an die Börse gehen könne.

Die Ursprünge von Birkenstock reichen nach Unternehmensangaben bis ins Jahr
1774 zurück. Vor fast 250 Jahren habe der Schuhmacher Johannes Birkenstock das
Fundament für "eine Schumacherdynastie" gelegt. Das Unternehmen bezeichnet sich
selbst als "Erfinder des Fußbetts".

Haupteigentümer ist seit 2021 die Beteiligungsgesellschaft L Catterton, die
mit dem Luxuskonzern LVMH (u.a. Louis Vuitton, Christian Dior
) und dessen milliardenschwerem Chef Bernard Arnault verbandelt
ist. L Catterton wird nach dem Börsengang die Kontrolle über Birkenstock
behalten. An der New Yorker Börse NYSE wird die Firma unter dem Kürzel "BIRK"
notiert sein.

Birkenstock springt mit den Plänen auf eine Welle der Aktivität am
US-Aktienmarkt nach mehr als ein Jahr langem Stillstand auf. In den kommenden
Wochen wollen der unter anderem auch der Chipdesigner Arm und der Lieferdienst
Instacart an die Börse gehen.

Vom einstigen Ökolatschen-Image haben sich die Sandalen längst gelöst, in
den vergangenen Jahren entwickelten sie sich immer mehr zum Mode-Accessoire,
auch durch Kooperationen mit Edel-Marken wie Dior und Manolo Blahnik. Zum Wandel
trugen sowohl Promis, die sich mit den Sandalen zeigten, als auch das Marketing
des Unternehmens bei. So wurde vergangenes Jahr ein Paar ausgetretener
Birkenstock-Sandalen des Apple -Mitgründers Steve Jobs für mehr
als 218 000 Dollar versteigert.

Zuletzt tauchten Birkenstocks in einer symbolischen Rolle im erfolgreichen
"Barbie"-Film auf. Dort muss sich Barbie erst zwischen der künstlichen
Barbie-Welt und der echten, menschlichen Welt entscheiden und dafür zwischen
pinken Pumps und braunen Birkenstock-Sandalen wählen. Später ist sie in pinken
Birkenstocks zu sehen. "Hervorragendes Product Placement", lobt Martin
Fassnacht, Marketing- und Strategie-Professor an der WHU Otto Beisheim School of
Management. "Grandios, besser kann man es nicht machen."

Auch in Zeiten der Globalisierung hält Birkenstock an Deutschland als
Standort fest. Im vergangenen Geschäftsjahr lief in den deutschen Betrieben die
gesamte Fußbett-Produktion - und auch 95 Prozent der fertigen Produkte stammen
von hier. In Portugal gibt es eine zusätzliche Komponenten-Fertigung.

Wie oft bei Börsengängen erfährt man aus dem Prospekt mehr über das
Geschäft. Im Ende März abgeschlossenen ersten Halbjahr des laufenden
Geschäftsjahres steigerte Birkenstock den Umsatz um 18,7 Prozent auf rund 644,2
Millionen Euro. Unterm Strich blieb ein Gewinn von 40,2 Millionen Euro in den
Büchern, nach rund 73,5 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Der Rückgang ging vor
allem auf ungünstige Wechselkurse zurück. Das vergangene Geschäftsjahr beendete
Birkenstock mit 1,24 Milliarden Euro Umsatz und 187 Millionen Euro Gewinn.

Nord- und Südamerika sind die wichtigste Region mit einem Anteil von 54
Prozent im vergangenen Geschäftsjahr, gefolgt von Europa mit 36 Prozent. Frauen
machen 72 Prozent der Kundschaft aus. Den Anteil des Direktvertriebs am Umsatz
steigerte Birkenstock von 18 Prozent im Geschäftsjahr 2018 auf zuletzt 38
Prozent. Das erfolgreichste Design ist das 1973 eingeführte Modell Arizona.

In der obligatorischen Auflistung der Risiken verweist Birkenstock unter
anderem auf Gefahren für das Ansehen der Marke durch im Internet verkaufte
Fälschungen sowie ähnlich aussehende Schuhe der Eigenmarken von
Handelskonzernen. Einige Designs von Birkenstock seien nicht geschützt - so dass
das Unternehmen rechtlich nicht gegen deren Nachahmungen unter anderen Namen
vorgehen könne.

Erstmals aus den Händen der Familie wechselte die Leitung des Unternehmens
2013 an zwei Manager, Markus Bensberg und Oliver Reichert. Die Partnerschaft mit
L Catterton 2021 habe Birkenstock bereits mehr Wachstum gebracht, betont
Fassnacht. "Die verstehen, wie man Luxusmarken managt, das bringt Geld und
Expertise rein."

Die Familie blieb dabei im Unternehmen. "Damit geht natürlich immer noch
einher, dass die DNA und die Seele der Marke weitergelebt werden können",
urteilt Fassnacht. Laut dem Experten trägt auch der Wandel in der Modewelt zum
Erfolg der Sandalen bei. "Die ganze Mode wird informeller. Die Leute wollen sich
wohler fühlen", sagt er. "Mal ist es ein Lederschuh oder ein Pumps und mal ein
Birkenstock, sogar bei hochkarätigen Anlässen. Dadurch wurde Birkenstock
salonfähiger."

Mittlerweile verkauft das Unternehmen nicht nur Schuhe, sondern auch Betten
und Naturkosmetik. Zum Stichtag 30. Juni beschäftigte Birkenstock rund 6200
Mitarbeiter, davon etwa 4800 auf Vollzeitstellen. Frauen machen 56 Prozent der
Belegschaft aus.

Fassnacht sieht Entwicklungspotenzial vor allem außerhalb Europas. "China,
Indien, Brasilien, das sind große Märkte." Der Börsengang könne helfen, Geld für
die Expansion dort aufzubringen. "In China und Brasilien sind die
Vertriebsstrukturen anders, die Kundenpräferenz ist anders. Das ist schon alles
teuer."/wem/so/DP/ngu
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
CHRISTIAN DIOR INH. EO 2 883123 Xetra 714,000 23.05.24 11:42:15 -6,000 -0,83% 715,500 719,000 714,000 720,000
LVMH EO 0,3 853292 Xetra 752,900 23.05.24 15:59:32 +1,600 +0,21% 752,700 753,300 752,200 751,300

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