26.05.2024 15:05:40 - dpa-AFX: Berichte über Treffer auf russisches Atomraketen-Frühwarnsystem

KIEW/MOSKAU (dpa-AFX) - Bei einem ukrainischen Drohnenangriff soll nach
inoffiziellen Berichten ein Radar des russischen Frühwarnsystems gegen
anfliegende Atomraketen beschädigt worden sein. Fotos von Schäden an der Anlage
nahe der Stadt Armawir in Südrussland seien in russischen und ukrainischen
Kanälen aufgetaucht, schrieb das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) in seinem
Lagebericht am Freitagabend.

Von Moskauer Seite äußerte sich am Samstag der ehemalige russische
Botschafter bei der Nato, Dmitri Rogosin. Im sozialen Netzwerk X schrieb er von
einem Schaden am Frühwarnsystem - "einem Schlüsselelement der militärischen
Steuerung der strategischen Nuklearstreitkräfte". Rogosin, mittlerweile Senator
im russischen Föderationsrat, warf den USA vor, diesen Angriff geplant oder
zumindest davon gewusst zu haben. Mit solchen Aktionen rücke die Welt näher an
den Abgrund eines Atomkriegs, warnte er. Der Kreml oder das russische
Verteidigungsministerium äußerten sich nicht.

Den Angaben nach geschah der Angriff in der Nacht auf Donnerstag, als die
Ukraine auch einen Kommunikationsknoten der russischen Armee auf der Halbinsel
Krim nahe Aluschta mit Raketen beschoss. Das russische Frühwarnradar vom Typ
Woronesch-DM bei Armawir kann den Berichten zufolge angreifende Atomraketen auf
6000 Kilometer Entfernung erkennen. In der Kette solcher Radarstationen
überwacht es den Luftraum über der Krim und Südwesteuropa hinaus bis weit auf
den Atlantik.

Der Angriff erfolgte allen Darstellungen nach mit einer ukrainischen Drohne. Er fällt in eine Zeit, in der Ukraine mit ihren westlichen Partnern darüber
verhandelt, deren Waffen auch gegen Ziele in Russland einsetzen zu dürfen. Es
sei in Zeiten internationaler Spannungen keine gute Idee, solche Objekte
anzugreifen, schrieb der unabhängige norwegische Militärexperte Thord Are
Iversen auf X. "Es gibt haufenweise Ziele in Russland, die man mit Drohnen
angreifen kann. Und es gibt eine Handvoll Ziele, die man vermeidet, und dies
gehört dazu."/fko/DP/he

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