24.05.2024 11:27:21 - dpa-AFX: POLITIK: Hessen will Ukrainisch an Schulen als zweite Fremdsprache einführen

WIESBADEN (dpa-AFX) - Hessen will nach eigenen Angaben als erstes Bundesland
Ukrainisch als zweite Fremdsprache an Schulen einführen. Hintergrund ist
einerseits der Wettbewerb um künftige Fach- und Lehrkräfte, wie das
Kultusministerium in Wiesbaden am Freitag mitteilte. Andererseits müssten hier
immer wieder ukrainische jugendliche Kriegsflüchtlinge mangels einer zweiten
Fremdsprache das Gymnasium etwa zugunsten einer Realschule verlassen und damit
zunächst auf das Abitur verzichten. Zwar gebe es auch in anderen Bundesländern
einzelne Sprachangebote für Ukrainisch an Schulen, aber nicht als reguläre
zweite Fremdsprache.

Hessens Kultusminister Armin Schwarz sprach von einem "klaren Zeichen der
Verbundenheit" mit der Ukraine und Europaminister Manfred Pentz (beide CDU) von
einem Beitrag, dass Identität und Kultur der Ukraine erhalten blieben. "Denn wir
wollen die ukrainischen Flüchtlinge nicht entwurzeln, sie gerade nicht von ihrer
Heimat abschneiden, sondern ihnen eine Brücke für eine Rückkehr in die Ukraine
bauen", betonte Pentz. Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii
Makeiev, bezeichnete das neue Bildungsangebot als "eine Anerkennung des
Ukrainischen als wichtige europäische Sprache". Es werde junge ukrainische
Kriegsflüchtlinge hier entlasten "und allen anderen Ländern in Deutschland ein
gutes Vorbild sein".

In Hessen leben laut Kultusministerium rund 20 000 Schülerinnen und Schüler
sowie mehr als 300 Lehrkräfte nach ihrer Flucht aus der Ukraine. Abgesehen von
Englisch, das als erste Fremdsprache in dem von Russland überfallenen Land meist
ab der Grundschule gelehrt wird, müssen junge Flüchtlinge hier rasch für den
gesamten Unterricht Deutsch lernen. Als erforderliche zweite Fremdsprache für
die gymnasiale Oberstufe käme allenfalls Russisch infrage, was als "Sprache des
Kriegsgegners" für die meisten ausscheide, erklärte das Ministerium./jaa/DP/ngu

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