21.06.2024 20:29:44 - dpa-AFX: EM 2024/ROUNDUP 2: Polen trotz Lewandowski-Rückkehr vor EM-Knockout

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BERLIN (dpa-AFX) - Während Polens Superstar Robert Lewandowski nach der
zweiten Niederlage im zweiten Spiel bei der Fußball-EM seine Hände auf die
Hüften stemmte und lange ins Leere blickte, zeigte Österreichs Trainer Ralf
Rangnick nach einem wichtigen Sieg die Fäuste.

"I Am From Austria" ("Ich bin aus Österreich") sangen die österreichischen
Fans zum Klassiker von Rainhard Fendrich nach dem 3:1 (1:1) am Freitag in Berlin
gegen Polen. Während die Alpenrepublik nun gute Chancen auf das Achtelfinale
hat, stehen die Polen vor dem bitteren Aus in der Vorrunde. Der nach einer
Stunde eingewechselte Lewandowski, der ein Blitz-Comeback nach überstandenem
Muskelfaserriss gab, konnte die Niederlage nicht verhindern.

Gernot Trauner hatte Österreich in der 9. Minute mit dem schnellsten Tor der Alpenrepublik bei Europameisterschaften in Führung gebracht. Der ehemalige
Herthaner Krzysztof Piatek, der anstelle von Lewandowski in der Startelf spielen
durfte, erzielte nach einer halben Stunde an alter Wirkungsstätte den Ausgleich.
Als Lewandowski auf dem Feld war, sorgten der Leipziger Christoph Baumgartner
(66.) und Kapitän Marko Arnautovi? (78., Foulelfmeter) für den Sieg der
Österreicher.

"Da war schon richtig Druck drauf heute", sagte Baumgartner, der Spieler des Spiels wurde. "Ich glaube, wenn wir auf unserem Maximum sind, ist es so schwer
gegen uns und das müssen wir hinkriegen. Jetzt müssen wir körperlich uns in eine
Topverfassung bringen, dass wir voll dagegenhalten können und dann können wir
die Holländer auch ärgern und schlagen."

Die Österreicher haben mit drei Zählern auf dem Konto und den Niederlanden
am Dienstag als letzten Gruppengegner gute Karten auf das Achtelfinale. Den
Polen reicht gegen Vizeweltmeister Frankreich womöglich nicht einmal ein Sieg
zum Weiterkommen. Sollte Frankreich am Freitagabend in Leipzig nicht gegen die
Niederlande verlieren, stünde das Aus schon vor der letzten Partie fest.

70 Minuten vor Anpfiff war die etwas überraschende Nachricht durchgesickert, dass Lewandowski nicht fit genug für die Startelf ist. Dabei hatten die jüngsten
Aussagen der Verantwortlichen zuletzt darauf hingedeutet, dass der 35 Jahre alte
Ex-Bayern-Profi elf Tage nach seinem Muskelfaserriss im Oberschenkel im letzten
EM-Test gegen die Türkei von Beginn auflaufen kann.

Lewandowski gibt Tipps auf der Bank

Für Österreichs Trainer Ralf Rangnick hatte sich dadurch taktisch angeblich
nichts verändert. "Wir haben darüber gar nicht gesprochen", sagte der deutsche
Coach kurz vor dem Anpfiff bei ARD. Er wolle seinem aggressiven Spielstil trotz
des 0:1 zum Auftakt gegen Frankreich treu bleiben: "Unser bester Wellenbrecher
ist unser Gegenpressing."

Und genau so startete das Rangnick-Team auch. Die von Rekordnationalspieler
Marko Arnautovi? angeführten Österreicher griffen die Polen schon in deren
Hälfte aggressiv an und setzten auch beim Führungstreffer konsequent nach. Nach
einer Flanke des auffälligen Mainzers Phillipp Mwene köpfte der aufgerückte
Abwehrspieler Trauner den Ball in den Winkel. Lewandowski blickte auf der Bank
besorgt drein und flüsterte später dem Co-Trainer etwas ins Ohr.

Das 0:1 war für die Polen ein Weckruf. Sie konnten sich nun besser vom
Dauerdruck des Gegners befreien und kamen auch zu nennenswerten Chancen. Der
Ausgleich durch Piatek im Nachsetzen aus Nahdistanz war absolut verdient. Seinen
Treffer feierte der Angreifer mit seinem Pistolen-Jubel, den er im Trikot der
Hertha im Olympiastadion viel zu selten gezeigt hatte. Auch Lewandowski jubelte
an der Seitenlinie mit.

Lewandowski-Einwechslung sorgt für Jubel

Bei den anfangs so dominanten Österreichern war plötzlich Verunsicherung zu
spüren. Dabei stand geballte Erfahrung auf dem Rasen, mit einem
Durchschnittsalter von 28 Jahre und 217 Tage lief die laut Datenanbieter Opta
älteste Startformation in einem EM-Endrundenspiel Österreichs auf. Marcel
Sabitzer setzte am Ende der ersten Halbzeit zwar noch ein paar Akzente. Doch die
große Chance zur Führung hatte Polen durch einen Freistoß von Ersatz-Kapitän
Piotr Zielinski, den ÖFB-Torwart Patrick Pentz parierte.

Rangnick reagierte und brachte im Wolfsburger Patrick Wimmer für Florian
Grillitsch von der TSG Hoffenheim einen etwas offensiver ausgerichteten
Mittelfeldspieler. Doch im Angriff ging zunächst auf beiden Seiten wenig. Zudem
musste Torschütze Trauner in der 59. Minute verletzungsbedingt vom Platz.

Die Einwechslung von Superstar Lewandowski sorgte immerhin für Riesenjubel
bei den rund 35 000 polnischen Fans. In einer seiner ersten Aktionen kassierte
der Kapitän wegen eines Ellenbogen-Einsatzes im Luftzweikampf mit dem Freiburger
Philipp Lienhart die Gelbe Karte.

Doch es kam noch bitterer für den früheren Münchner. Nach dem erneuten
Rückstand durch Baumgartner erhöhten die Polen den Druck und suchten vor allem
mit langen Bällen ihren Topstar. Die Entscheidung für Österreich fiel nach einem
frühen Ballgewinn und einem Foul von Polens Torwart Wojciech Szczesny im
Strafraum an Sabitzer./dav/DP/ngu

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