WIEN (dpa-AFX) - Der österreichische Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV
will seinen schrittweisen Umbau zu einem klimaneutralen
Unternehmen vorantreiben. Der Konzern werde bis 2030 jedes Jahr durchschnittlich
rund 40 Prozent seiner globalen Investitionen in nachhaltige Technologien und
kohlenstoffarme Projekte stecken, betonte OMV-Chef Alfred Stern am Donnerstag
bei der Bilanzpressekonferenz in Wien. Zu dieser Strategie passe auch der jüngst
kommunizierte Ausstieg aus einem Gas-Joint-Venture in Malaysia und das für 2024
geplante Hochfahren der ReOil-Anlage in der OMV-Raffinerie in Wien-Schwechat, wo
aus Plastikabfällen wieder Öl entstehen werde. Insgesamt gehe es kurz- und
mittelfristig um ein Ausbalancieren bisheriger und neuer wirtschaftlicher
Ansätze. "Zur nachhaltigen Energiewende gehört eine ordentliche Prise
Realismus", sagte Stern.
Der teilstaatliche Konzern habe im vergangenen Jahr mit einem operativen
Ergebnis vor Sondereffekten von sechs Milliarden Euro trotz der deutlich
gesunkenen Rohstoffpreise das zweitbeste Ergebnis seiner Geschichte erzielt,
sagte der OMV-Chef. Allerdings ließen die niedrigeren Öl- und Gaspreise sowie
eine verhaltene Nachfrage nach Kunststoffen den Umsatz im vergangenen Jahr um 37
Prozent auf 39,5 Milliarden Euro deutlich sinken. Der Nettogewinn lag 63 Prozent
unter dem Vorjahresniveau bei 1,9 Milliarden Euro. Die Aktionäre können laut
Stern mit einer besonders hohen Dividende rechnen, die inklusive Sonderdividende
mehr als fünf Euro pro Aktie betragen werde.
Der Konzern sehe eine große Wachstumschance bei den nachhaltigen
Kraftstoffen für die Flugzeugindustrie, hieß es. Die Nachfrage nach solchen
Kraftstoffen, die um 80 Prozent weniger CO2 ausstießen als Kerosin, werde sich
in den nächsten 20 Jahren verdreifachen. Zur Zukunft der Chemie-Tochter Borealis
sagte Stern, dass sich die OMV weiterhin in "laufenden und ergebnisoffenen
Verhandlungen" über eine etwaige Fusion von Borealis mit der Adnoc-Tochter
Borouge befinde. Ein Verschmelzen der jeweiligen Töchter würde einen
Kunststoffkonzern im Marktwert von rund 30 Milliarden Dollar entstehen
lassen./mrd/DP/men