09.07.2024 12:24:39 - dpa-AFX: Steuerzahlerbund: Bürger arbeiten bis 11. Juli für den Staat

BERLIN (dpa-AFX) - Die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland arbeiten nach
Angaben des Bunds der Steuerzahler in diesem Jahr bis zum Donnerstag für die
Staatskasse. Der vom Verein betitelte "Steuerzahlergedenktag" fällt damit auf
den 11. Juli. Das gilt für einen fiktiven Durchschnittshaushalt mit 2,3
Personen, der sein Einkommen aus Arbeit bezieht. Für Singles liegt die
Steuerbelastung höher, für Alleinerziehende beispielsweise niedriger. Der
"Gedenktag" pendelte in den vergangenen Jahren um die Juli-Mitte, im vergangenen
Jahr fiel er auf den 9. Juli.

Wenige europäische Länder mit höherer Belastung

Von einem Euro an Arbeitseinkommen bleiben den Angaben zufolge 47,4 Cent
übrig. 31,7 Cent entfallen auf Sozialabgaben, der Rest auf diverse Steuern und
Umlagen. Ein durchschnittlicher Arbeitnehmer-Haushalt zahlt damit 52,6 Prozent
seines Einkommens an den Staat. Für Singles ist diese Quote im europäischen
Vergleich nur in Belgien höher, für Familien in Belgien und Frankreich. Im
Vergleich zum Vorjahr sank die Belastung den Angaben nach um rund 0,1
Prozentpunkte.

Konkret hat der Bund der Steuerzahlen Daten aus dem Jahr 2022 hochgerechnet. Neben Steuern fließen in die Quote auch Sozialabgaben und "Quasisteuern" ein.
Damit meint der Verein Belastungen, denen Bürger nicht ausweichen können, obwohl
sie keine Steuern sind - also zum Beispiel den Rundfunkbeitrag und die
CO2-Abgaben auf Kraft- und Heizstoffe, die klimafreundlicheres Verhalten fördern
sollen. Dies sei übliche Praxis und werde auch vom Statistischen Bundesamt oder
der OECD so gemacht, sagte Matthias Warneke vom Deutschen Steuerzahlerinstitut.

Kritik am "Gedenktag"

Kritiker bemängeln, dass bei diesen Berechnungen die Gegenleistung des
Staates für gezahlte Steuern und Sozialabgaben nicht berücksichtigt werde. Ohne
diese müssten die Bürgerinnen und Bürger viel Geld etwa für die
Krankheitsvorsorge ausgeben. Sozialabgaben flössen etwa in Form von Rente später
wieder an die Zahler zurück.

Vereins-Präsident Reiner Holznagel selbst betonte, es solle nicht der
Eindruck entstehen, dass alle Steuern und Abgaben bis zum 11. Juli verschwendet
oder falsch ausgeben würden. "Durch die Zahlungen von Steuern und Abgaben
finanzieren wir Bürger ein starkes und soziales Sicherungssystem. Deshalb fließt
ein erheblicher Teil direkt durch staatliche Leistungen, durch
Versorgungsansprüche und Wohlfahrt direkt an die Bürger zurück."

Allerdings sei hier einiges an "Effizienzgewinn" möglich. "Wir haben
unendlich viele Krankenkassen, wir haben große Verwaltungseinheiten", sagte
Holznagel. Zunächst einmal gehe es dem Bund der Steuerzahler darum, Transparenz
herzustellen. Es müsse aber auch viel mehr über steuerliche Entlastungen
gesprochen werden. Es müsse alles dafür getan werden, dass die Belastungsquote
unter 50 Prozent sinke./hrz/DP/men

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