13.05.2024 14:52:22 - dpa-AFX: Sechs Jahre Freiheitsstrafe für Ex-Manager des Steinhoff-Konzerns

BREMEN (dpa-AFX) - Das Landgericht Oldenburg hat einen ehemaligen Manager
des Möbelkonzerns Steinhoff wegen Steuerhinterziehung in
Millionenhöhe zu sechs Jahren Haft verurteilt. Weil die Ermittlungen zu lange
gedauert hätten, müsse der 65-Jährige aber nur für vier Jahre ins Gefängnis,
sagte ein Sprecher des Landgerichts Oldenburg nach Prozessende am Montag.
Außerdem verurteilte ihn das Gericht zu einer Geldstrafe von 720 Tagessätzen zu
je 350 Euro. (Aktenzeichen 2 KLs 25/22)

Die Staatsanwaltschaft warf dem Angeklagten vor, mehr als 26 Millionen Euro
Steuern hinterzogen zu haben. Der Geschäftsführer von europäischen Firmen des
Konzerns soll bei den Finanzbehörden zwischen Oktober 2008 und August 2012
falsche Angaben gemacht haben. Zu Prozessbeginn Mitte Februar hatte der
Angeklagte gestanden, Bilanzwerte bewusst geändert zu haben. Die genauen
Auswirkungen auf die Steuern habe er nicht im Blick gehabt, sagte er damals.

Das Gericht geht nach eigenen Angaben von einem Steuerschaden von 6,7
Millionen Euro aus und sprach den Ex-Manager in 20 Fällen für schuldig. Nach
Auffassung der Kammer hinterzog der Angeklagte zwar nicht absichtlich Steuern.
Als gelernter Buchhalter müsse ihm aber bewusst gewesen sein, dass sich
Bilanzfälschungen auch auf die Steuer auswirken.

Bei dem Strafmaß seien auch zwei andere Urteile gegen den Geschäftsmann
eingeflossen, sagte der Gerichtssprecher. Das Gericht hatte den Ex-Manager schon
zuvor wegen privater Steuerhinterziehung von rund 2,9 Millionen Euro und
unrichtiger Darstellung in Bilanzen verurteilt. Er erhielt damals eine
Bewährungsstrafe, eine Geldstrafe und eine Freiheitsstrafe von drei Jahren und
drei Monaten. Diese Strafen hätten sich mit dem Urteil vom Montag nun erübrigt,
erklärte der Gerichtssprecher.

Steinhoff mit Sitz in Westerstede galt lange als Europas zweitgrößter
Möbelkonzern. In Deutschland war die Firma für die Kette Poco bekannt, die
mittlerweile an den Konkurrenten XXXLutz verkauft worden ist. Das Bekanntwerden
der Bilanzmanipulationen vernichtete 2017 den Börsenwert des Unternehmens fast
vollständig./miu/DP/men

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