23.05.2024 11:39:32 - dpa-AFX: ROUNDUP: Gerresheimer baut Pharmageschäft mit Übernahme aus

DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Verpackungshersteller Gerresheimer
erweitert sein Pharmageschäft durch die Übernahme der italienischen Bormioli
Pharma Gruppe. Den Unternehmenswert bezifferte Gerresheimer am Donnerstag auf
800 Millionen Euro. Mit dem Zukauf will das Management um Konzernchef Dietmar
Siemssen Wachstum und Profitabilität steigern. Die Prognose für das laufende
Geschäftsjahr 2023/24 (per Ende November) bekräftigte das Unternehmen.
Investoren feierten den Zukauf mit einem Kurssprung.

"Mit der Transaktion setzen wir ein Ausrufezeichen hinter unsere
Wachstumsambitionen", kommentierte Siemssen die Übernahme. "Bormioli Pharma
passt strategisch ideal zu uns und beschleunigt unsere Transformation zum
integrierten System- und Lösungsanbieter." Beide Unternehmen ergänzten sich
sowohl im Produktportfolio als auch in der regionalen Abdeckung mit
Produktionsstandorten in Europa. Die Überschneidungen seien sehr begrenzt.

Die im MDax notierte Aktie sprang zwischenzeitlich um bis zu 14 Prozent an,
bevor sie leicht zurückfiel. Am späten Vormittag notiert sie jedoch weiterhin
zweistellig im Plus. Damit scheint die jüngste Talfahrt vorerst beendet zu sein.
In den vergangenen vier Handelstagen waren die Titel in der Spitze um mehr als
12 Prozent abgesackt. Im bisherigen Jahresverlauf stand bis Mittwoch ein Minus
von gut einem Prozent zu Buche.

Der Zukauf dürfte die Gerresheimer-Anleger nach den jüngsten Spekulationen um eine mögliche Gewinnwarnung beruhigen, schrieb Jefferies-Analyst James
Vane-Tempest in einer ersten Reaktion. Zuletzt hätten die Papiere angesichts
schlechter Botschaften der Branchenkollegen Schott Pharma und Stevanato einen
schweren Stand gehabt. Konzernchef Siemssen versuchte dagegen auf der
Telefonkonferenz, solche Sorgen zu zerstreuen. Es gäbe derzeit keinen Grund, die
Prognose für das laufende Geschäftsjahr zu ändern, stellte er klar.
JPMorgan-Analyst David Adlington lobte die Übernahme unterdessen als
"gewinnbringend".

Bormioli Pharma stellt pharmazeutische Primärverpackungen aus Glas und
Kunststoff sowie Verschlusslösungen, Zubehör und Dosiersysteme her. Das
Unternehmen verfügt den Angaben zufolge über neun Produktionsstandorte in Europa
und kommt auf einen Jahresumsatz von rund 370 Millionen Euro sowie eine
bereinigte Marge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von etwa 21
Prozent. Finanzvorstand Bernd Metzner stellte in einer Telefonkonferenz für die
Zukunft im Schnitt ein mittleres zweistelliges Umsatzwachstum pro Jahr sowie
eine steigende Ebitda-Marge für das Geschäft in Aussicht. Die Synergien
bezifferte er kurz- und mittelfristig auf drei bis fünf Prozent des
Bormioli-Umsatzes.

Mit der Akquisition stärke Gerresheimer seine europäische Präsenz mit
weiteren Produktionsstandorten vor allem in Südeuropa, hieß es. Die Akquisition
soll das Ergebnis pro Aktie um mehr als 10 Prozent ab dem ersten Jahr nach
Abschluss der Transaktion steigern. Zudem sieht Gerresheimer einen kurzfristigen
positiven Effekt von 0,5 bis 1,0 Prozentpunkte auf das mittelfristige Margenziel
von 23 bis 25 Prozent. Die Transaktion muss noch von verschiedenen Seiten
genehmigt werden und soll im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2023/24
abgeschlossen werden. Finanziert werden soll die Übernahme durch einen
Brückenkredit eines Bankenkonsortiums.

Gerresheimer könne dank des Zukaufs künftig verstärkt integrierte Lösungen
aus Primärverpackung und passender Verschlussoption anbieten und werde zu einem
der führenden Komplettanbieter für die Pharma- und Biotech-Branche, hieß es vom
Unternehmen weiter. Bormioli soll Teil einer neuen Sparte (Moulded Glass)
werden, in dem die Geschäfte mit Pharma, Kosmetik sowie Lebensmitteln und
Getränke zusammengefasst werden. Dieses werde künftig 30 Prozent des
Gesamtumsatzes umfassen. Das kombinierte Moulded-Glass-Geschäft würde pro forma
2024 einen Umsatz von rund 750 Millionen Euro bei einer Ebitda-Marge von rund 21
Prozent vor Synergien erzielen.

Gerresheimer hatte zu Jahresbeginn weiter unter Abbau der Lagerbestände von
Pharmakunden gelitten. Den Lagerabbau bekommt vor allem das Geschäft mit
pharmazeutischen Primärverpackungen der Sparte PPG rund um Glas-Fläschchen,
Karpulen und Ampullen zu spüren. Das Management setzt jedoch auf eine bessere
zweite Jahreshälfte. Für das Geschäftsjahr 2024 peilt der Konkurrent von Schott
Pharma ein Umsatzplus aus eigener Kraft von 5 bis 10 Prozent an.
Das bereinigtes Ebitda soll organisch 430 bis 450 Millionen Euro erreichen.
Dabei hatte Gerresheimer bei der Vorlage der Zahlen zum ersten Quartal eine
mögliche Präzisierung zum Halbjahresbericht im Juli nicht
ausgeschlossen./nas/ngu/stk
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
GERRESHEIMER AG A0LD6E Xetra 100,800 14.06.24 17:35:19 -2,900 -2,80% 0,000 0,000 103,900 100,800

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