26.06.2024 11:51:05 - dpa-AFX: AKTIE IM FOKUS: Kooperation mit Rivian hilft VW nicht - Kritik auch an Kosten

FRANKFURT/PARIS/NEW YORK (dpa-AFX Broker) - Die Freude der Volkswagen
-Aktionäre über eine Kooperation mit dem US-Elektroautobauer
Rivian hat am Mittwoch nicht lange angehalten. Beobachter
begrüßten diese zunächst. Doch dann verschafften sich zunehmend kritische
Bewertungen Gehör - auch mit Blick auf die geplanten, hohen Investitionen der
Wolfsburger.

Nach moderaten vorbörslichen Gewinnen starteten die Anteilsscheine des
Autoherstellers schwach in den Xetra-Handel. Gegen Mittag büßten sie als
Dax-Schlusslicht 1,5 Prozent auf 104,95 Euro ein. Damit brachen sie die jüngst
vorsichtige Erholung ab und nahmen wieder Kurs auf ihr jüngstes Tief seit
November bei 103,80 Euro. Mit einem Jahresverlust von rund 6 Prozent hinken sie
dem deutschen Leitindex weiter klar hinterher.

Die VW-Titel waren zur Wochenmitte auch im europäischen Branchenvergleich
unter den größten Verlierern. Der Sektor selbst, über dem noch
immer das Damoklesschwert des ungelösten Zollstreits zwischen der EU und China
hängt, war mit minus 0,6 Prozent am Ende der Branchenübersicht .

Dagegen zeichnet sich bei Rivian vorbörslich ein Kurssprung um mehr als ein
Drittel auf 16,36 US-Dollar ab. Im bisherigen Jahresverlauf haben die
Rivian-Aktien knapp die Hälfte ihres Werts verloren. Von den historischen
Höchstständen bei fast 180 Dollar sind sie ungeachtet der zu erwartenden
Erholung weit entfernt.

VW will in den kommenden Jahren bis zu 5 Milliarden US-Dollar in Rivian
stecken. Zunächst erwirbt das Unternehmen Wandelanleihen. Danach wollen die
Wolfsburger ein Gemeinschaftsunternehmen mit den Amerikanern gründen. Die
Kooperation dürfte zwar langfristig strategisch sinnvoll sein, falls sie Erfolg
habe, kommentierte ein Händler. Zunächst belaste allerdings der damit verbundene
Barmittelabfluss.

Ein weiterer Börsianer merkte an, dass VW die Partnerschaft weniger als ein
Jahr nach Abschluss einer ähnlichen Kooperation mit dem chinesischen
Elektroautobauer Xpeng bekannt gegeben habe. Dies belege einmal mehr die
fehlende eigene Kompetenz im Bereich Elektronikkomponenten und Software. VW
scheine sein Schicksal damit in die Hände von zwei Unternehmen zu legen, die
Verluste schrieben.

Die Analysten der UBS verwiesen zudem auf die generell durchwachsenen
Erfolgsgeschichten von Gemeinschaftsunternehmen in der Branche. Es bleibe
abzuwarten, wie gut die Start-Up-Kultur von Rivian und der "Supertanker" VW
letztlich wirklich zusammenpassten.

Es gab aber auch lobende Stimmen. Analyst Jose Asumendi von der US-Bank
JPMorgan sprach von einem Schritt in die richtige Richtung, auch wenn es noch an
Details zur geplanten Zusammenarbeit mit Rivian mangele. Citigroup-Experte
Harald Hendrikse betonte, entscheidend sei die Bestätigung, dass VW dank des
Deals der Zugriff auf eine funktionierende Technologie billiger gelinge als bei
einer eigenen Entwicklung. Der Deal könnte VW in der Entwicklung elektrischer
beziehungsweise elektronischer Architektur für die Fahrzeuge sofort mehrere
Schritte voranbringen, ergänzte Warburg-Analyst Fabio Hölscher./gl/ajx/jha/




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