24.06.2024 08:00:24 - dpa-AFX: POLITIK/Laumann über Organspenden: 'Wir haben eine katastrophale Situation'

DÜSSELDORF (dpa-AFX) - NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat
sich für eine Änderung der Organspende-Regeln und die Einführung einer
Widerspruchslösung ausgesprochen. "In Deutschland haben vielleicht 40 Prozent
der Menschen einen Organspendeausweis. Umfragen sagen: 80 Prozent sind für
Organspende", sagte Laumann im ZDF-"Morgenmagazin". "Wir haben eine
katastrophale Situation auf den Wartelisten. Viele Menschen sterben, bevor sie
ein Organ bekommen."

Der CDU-Politiker hält es für zumutbar, dass Menschen sich zu Lebzeiten mit
der Frage einer Organspende auseinandersetzen und darüber entscheiden. "Die
Entscheidung des einzelnen Menschen ist immer moralisch in Ordnung - egal, ob er
sich für oder gegen eine Organspende entscheidet. Ich bin sicher, dann kommen
wir zu einer viel positiveren Einstellung zu diesem Thema." Auf Dauer könne das
dazu beitragen, dass es wie in anderen europäischen Ländern etwas Normales sei,
Organe zu spenden. Der NRW-Gesundheitsminister hatte die Bereitschaft zur
Organspende kürzlich bereits als einen "Liebesbeweis an die Menschheit"
bezeichnet.

Im Ringen um mehr lebensrettende Organspenden kommt ein neuer Anlauf für
eine Reform der Spenderegeln im Bundestag. Eine Gruppe von Abgeordneten will am
Montag (10.00 Uhr) in Berlin eine fraktionsübergreifende Initiative vorstellen.
Dabei geht es um die "Einführung einer Widerspruchsregelung". Kürzlich hatte
bereits Nordrhein-Westfalen mit mehreren weiteren Ländern einen Vorstoß in diese
Richtung unternommen, über den derzeit im Bundesrat beraten wird. Ziel ist es,
die Bereitschaft zu Organspenden zu erhöhen.

Hintergrund ist, dass es weiterhin zu wenig Senden gibt. Rund 8400 Menschen
stehen deswegen auf Wartelisten. Bei einer Widerspruchslösung sollen zunächst
alle als Spender gelten - außer, man widerspricht. Derzeit sind Organentnahmen
nur mit ausdrücklicher Zustimmung erlaubt. Ein erster Anlauf für eine
Widerspruchslösung war 2020 im Bundestag gescheitert./cr/DP/mis

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