11.07.2024 15:59:42 - dpa-AFX: Muschelzüchter blicken zum Start positiv auf die Saison

HÖRNUM (dpa-AFX) - Muschelliebhaber können sich in dieser Saison auf eine
Spitzenqualität bei Sylter Muscheln freuen. "Bereits bei den ersten
Probeentnahmen konnten wir bis zu 39 Prozent Fleischanteil bei unseren Sylter
Muscheln feststellen", sagte der Vorsitzende der Erzeugerorganisation
schleswig-holsteinischer Muschelfischer, Heinz Maurus. Das sei ein absoluter
Spitzenwert und zeuge von einer Superqualität der diesjährigen Ernte. Auf eine
Preisprognose wollten sich die Erzeuger noch nicht festlegen.

Im Schnitt wurden in den vergangenen Jahren rund 12.000 Tonnen angelandet.
In diesem Jahr werde mit 15.000 Tonnen gerechnet, wie der 2. Vorsitzende der
Erzeugerorganisation, Torben Wagner, sagte. Wagner ist zugleich Inhaber eines
der sieben aktiven Muschelzuchtbetriebe. Er und seine Kollegen betreiben sieben
Muschelkutter sowie zwei Spezialschiffe für die Saatmuschelgewinnungsanlagen mit
insgesamt 42 Beschäftigten an Bord.

Im größten Teil des Wattenmeers dürfen Muscheln nicht gefischt werden

Die Muschelfischer arbeiten direkt im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches
Wattenmeer. Dies bringt einige Einschränkungen mit sich. So umfasst der
Nationalpark eine Fläche von rund 441.000 Hektar. Davon sind nach Angaben der
Muschelfischer 87 Prozent frei von Muschelfischerei und Muschelkulturwirtschaft.
Rund 13 Prozent könnten die Muschelzüchter also nutzen. Tatsächlich nutzten die
Muschelzüchter nur etwa 0,39 Prozent der Fläche des Nationalparks, sagte Maurus.

Muschelzüchter stehen vor Herausforderungen

Ungeachtet der guten Aussichten für die Saison 2024 blicken die
Muschelzüchter angesichts erschwerter Rahmenbedingungen nicht nur positiv in die
Zukunft. "Es könnte alles so schön sein", sagte Maurus. "Aber unser Hafen
zerbröckelt." Es gebe beispielsweise Probleme beim Löschen der Ladung, weil die
Hafenanlagen so marode und teilweise gesperrt seien. Er fordert die Politik auf,
sich endlich um den Hafen zu kümmern, der auch aus touristischen Gründen wichtig
für Hörnum und die Insel sei.

Auch die zunehmende Versandungen von Muschelkulturbezirken erschwere
Aufzucht und Ernte massiv oder mache sie unmöglich, sagte Maurus.

Sorge bereitet auch die neue Riffkartierung aus 2022, durch die es laut
Erzeugergemeinschaft zu einer weiteren Einschränkung des Wirtschaftsgebietes um
bis zu 2.000 Hektar kommt. Denn die Muschelfischerei ist auf Riffen tabu. Seit
mehr als zwei Jahren wird zwischen der Nationalparkverwaltung, dem
Umweltministerium, der Fischereiaufsicht, den Naturschutzverbänden und der
Erzeugerorganisation über die Ausgestaltung der Kompensationsregeln verhandelt.
Eine abschließende Einigung ist demnach noch nicht in Sicht.

Maurus: Brauchen Planungssicherheit

Es brauche vernünftige Rahmenbedingungen, um die Produktionsfähigkeit zu
gewährleisten, sowie Planungssicherheit für die Zukunft, sagte Maurus. Nur so
könne die derzeitig betriebene Aquakultur gesichert und weiter entwickelt
werden.

Auch in Niedersachsen gibt es noch Muschelfischer

Im niedersächsischen Wattenmeer gibt es ebenfalls Muschelfischer. Allerdings spielt dieser Fischereizweig dort eine untergeordnete Rolle. Es gibt nur noch
drei verbliebene Betriebe in Greetsiel, Norddeich und Hooksiel. Sie
bewirtschaften zwischen Ems und Jade eine Kulturfläche von 1.300 Hektar mit
maximal fünf Kuttern. Im Vergleich zu den Anlandungsmengen in Schleswig-Holstein
sind die der niedersächsischen Muschelfischer deutlich geringer: Von 2010 bis
2020 lag die Menge bei im Schnitt 2.841 Tonnen. Noch schlechter sah es in den
vergangenen drei Jahren aus mit im Mittel 1.284 Tonnen. Die dortigen
Muschelkulturen leiden nach Angaben der Muschelzüchter, vor allem durch zu viel
Schlick und Baggergut, das infolge von Ausbaggerungen von Flüssen, Häfen und für
den Bau von LNG-Terminals an der Küste bewegt wird. Denn durch das Ausbaggern
von jährlich mehreren Millionen Kubikmetern Sand werde viel Sediment im Wasser
aufgewirbelt./gyd/DP/men

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