27.05.2024 11:01:17 - dpa-AFX: SPORT/Conference League: Griechischer Traum oder italienische Erfolgsstory?

ATHEN (dpa-AFX) - Während die Conference League in der deutschen
Öffentlichkeit seit ihrer Einführung vor drei Jahren wegen des schwachen
Abschneidens der Bundesliga-Clubs ein Schattendasein fristet, steigt die
Spannung bei den Fußball-Anhängern von Olympiakos Piräus und der AC Florenz. Vor
dem Finale in Athen am Mittwoch (21.00 Uhr) könnte eine Sache allerdings noch
zum Problem werden: das Thema Sicherheit.

Das Endspiel bereitet der griechischen Polizei nämlich Kopfzerbrechen.
Gewalt und Ausschreitungen bei Sportevents gehören in dem Land quasi zum Alltag.
Im Rahmen des Champions-League-Qualifikationsduells zwischen AEK Athen und
Dinamo Zagreb im vergangenen August starb ein 22 Jahre alter AEK-Fan nach
mehreren Messerstichen. Wenige Monate später erlag ein Polizist nach Krawallen
beim Volleyball-Spitzenspiel zwischen Olympiakos und Panathinaikos Athen seinen
Verletzungen.

Die Europäische Fußball-Union (UEFA) und die griechische Polizei sind
gewarnt. Es gelten strenge Sicherheitsmaßnahmen und Verkehrsregelungen, um einen
reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, wie die Polizei mitteilte. Die Behörden
haben nach eigenen Angaben sogar einen speziellen Einsatzplan erstellt.

Florenz hofft auf Ende der titellosen Zeit, Piräus auf eine Premiere

Währenddessen wollen die Finalteilnehmer ihre Sehnsucht stillen. Die AC
Florenz könnte die italienische Erfolgsstory in dem noch jungen Wettbewerb
Conference League fortschreiben. Die AS Rom gewann die erste Auflage vor zwei
Jahren, die Fiorentina selbst verlor 2023 im Finale gegen West Ham United - und
will sich nun im zweiten Anlauf krönen. "Die Zukunft jedes einzelnen
Fiorentina-Spielers rückt in den Hintergrund, jetzt konzentrieren sich alle auf
das Finale in Athen, das ist der einzige Gedanke", sagte Coach Vincenzo
Italiano. "Wir wollen Florenz eine Trophäe schenken, die Stadt hat es verdient."

Den Pokal wolle die Mannschaft aber auch dem ehemaligen Club-Manager, Joe
Barone, widmen, der im März überraschend vor einem Serie-A-Spiel am plötzlichen
Herztod starb. Der letzte große Titel für die AC, für die einst auch die
deutschen Ex-Profis Stefan Effenberg, Jörg Heinrich und Mario Gómez spielten,
liegt mehr als 20 Jahre zurück. 2001 gewann Florenz den italienischen Pokal.

Der Gegner aus Piräus hat ausgerechnet in Athen die Chance, erstmals einen
Europacup zu gewinnen. Die Fans träumen vom Titel. Olympiakos' Besitzer
Evangelos Marinakis bezeichnete den Finaleinzug als den Höhepunkt in der
bisherigen Clubhistorie. Erst einmal zuvor - im Jahr 1971 - hatte ein
griechischer Verein ein Endspiel in einem europäischen Clubwettbewerb erreicht.
Damals verlor Piräus' Erzrivale Panathinaikos mit 0:2 gegen Ajax Amsterdam im
Europapokal der Landesmeister, dem Vorgänger der Champions League.

Dem Sieger winkt außer der 57,5 Zentimeter hohen und 11 Kilogramm schweren
Trophäe auch ein Ticket für die Europa League in der kommenden Saison.
Finanziell hat sich der Weg ins Finale schon für beide Teams gelohnt - mehrere
Millionen Euro erhielten sie im Laufe des Wettbewerbs. Der Endspielsieger erhält
noch einmal zwei Millionen Euro obendrauf.

Deutsche Erfolglosigkeit - macht's Heidenheim besser?

Hierzulande dürfte das Finale wenig Aufmerksamkeit genießen. Lediglich im
Spartensender Nitro und auf RTL+ wird das Endspiel zu sehen sein. Der einzige
deutsche Teilnehmer Eintracht Frankfurt schied früh aus und setzte damit das
schwache Abschneiden der Bundesliga-Clubs fort. Auch der 1. FC Union Berlin in
der Saison 2021/2022 und der 1. FC Köln eine Spielzeit später scheiterten im
drittwichtigsten europäischen Wettbewerb vorzeitig. In der nächsten Saison
versucht der 1. FC Heidenheim, es besser zu machen. Die Mannschaft von der
Ostalb muss bei ihrer Premiere im internationalen Geschäft aber zunächst einmal
die Playoffs im August überstehen.

Nach den Qualifikationsduellen wird die Gruppenphase in der Conference
League im Vergleich zu den Vorjahren dann analog zur Champions League und Europa
League durch eine Ligaphase mit 36 Mannschaften ersetzt, wobei jedes Team sechs
Partien mit drei Heim- und drei Auswärtsspielen absolviert. Die besten acht
Mannschaften ziehen direkt ins Achtelfinale. Die Teams auf den Rängen 9 bis 24
bestreiten Playoffs. Ab dem Achtelfinale geht es wie gewohnt in K.o.-Duellen
weiter, bis der Sieger am 28. Mai im polnischen Breslau ermittelt
wird./cjo/DP/jha

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