17.06.2024 14:52:59 - dpa-AFX: WDH/EM 2024/Schewtschenko vor kriegszerstörter Tribüne: 'Wir leben noch'

(Im 2. Absatz wurde berichtigt, dass es sich bei dem Stadion nicht um das
EM-Stadion handelt, in dem unter anderem die deutsche Mannschaft gespielt hatte,
sondern ein Trainingsstadion. Der Satz zu den deutschen Fans wurde gestrichen.)

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Kurz vor dem ersten EM-Spiel der Ukraine hat
Stürmer-Legende und Verbandsboss Andrij Schewtschenko gemahnt, auch in der
größten Fußball-Euphorie den Krieg in der Heimat nicht zu vergessen. "Heute
stehen elf Spieler auf dem Platz, aber zuhause kämpfen Millionen für den Sieg",
sagte der 47-Jährige am späten Montagvormittag in München. Dort hatte sein
Verband im Vorfeld des Gruppenspiels gegen Rumänien eine Kundgebung organisiert,
um die Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und den dortigen
Sport darzulegen.

Auf dem Wittelsbacherplatz im Stadtzentrum waren 21 Sessel der Tribüne des
Sonjatschnyj-Stadions von Charkiw aufgebaut, die russische Bomben im Mai 2022
zerstört hatten. Das Stadion war für die EM 2012 als Trainingsstätte gebaut
worden. Die Vorrundenspiele - unter anderem das 2:1 der DFB-Auswahl gegen die
Niederlande - fanden im größeren Metalist-Stadion statt.

"Zeigen, dass wir noch leben"

Nach Angaben des ukrainischen Verbandes wurden insgesamt rund 500
Sporteinrichtungen in dem seit mehr als zwei Jahren währenden russischen
Angriffskrieg zerstört. "Auch wenn Fußballplätze oder Tribünen den russischen
Granaten nicht standhalten können, werden wir nie aufhören, für unser Land zu
kämpfen und der Welt über diesen unbarmherzigen Krieg zu berichten", sagte
Schewtschenko, einst Stürmerstar von Dynamo Kiew, AC Mailand und FC Chelsea
sowie später Nationaltrainer. "Wir sind auch hier, um zu zeigen, dass wir noch
leben."

Mehrere Hundert Menschen und Dutzende Reporter sowie Kamerateams waren zu
der Kundgebung gekommen. Vor und nach dem Auftritt von Schewtschenko als
Stargast wurden unter anderem Lieder und Tänze aufgeführt. Redner skandierten
ukrainische Schlachtrufe; zwischendurch wurden auch ganz konkret schwere Waffen
für das angegriffene Land gefordert. Unter den Leuten auf dem Platz waren viele
Ukrainer, teils mit Fahnen, Trikots oder blau-gelben Blumenkränzen im Haar.

Kundgebung in anderen deutschen Städten

Schewtschenko äußerte zum Abschluss, dass er sich ein positives Abschneiden
seiner Auswahl bei der Europameisterschaft in Deutschland wünsche - auch als
Mutmacher für die Menschen daheim. Nach dem Auftaktspiel gegen Rumänien stehen
für das Team noch Duelle gegen die Slowakei in Düsseldorf und gegen das Topteam
von Belgien in Stuttgart an. Dann soll auch in jenen Städten die zerstörte
Tribüne von Charkiw als Mahnmal aufgebaut werden./msw/DP/jha

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