24.05.2024 14:19:54 - dpa-AFX: Neuer UN-Vertrag soll besser vor Biopiraterie schützen

GENF (dpa-AFX) - Ein neuer UN-Vertrag soll Biopiraterie einen weiteren
Riegel vorschieben. Firmen, die traditionelles Wissen und Pflanzen oder andere
Organismen indigener Völker nutzen, um Produkte entwickeln, müssen die Herkunft
künftig bei Patentanträgen offenlegen. Ziel ist es, zu verhindern, dass
traditionelles Wissen für Profite ausgeschlachtet wird, ohne dass die
ursprünglichen Kenner beteiligt werden. Mit dem Vertrag, der am Freitag in Genf
beschlossen wurde, werden erstmals die Belange indigener Gruppen in einem
internationalen Abkommen über Patentregelungen berücksichtigt, wie die
UN-Organisation für geistiges Eigentum (Wipo) mitteilte. Viele nutzten solches
Wissen seit Jahrtausenden.

"Wir haben heute Geschichte geschrieben", sagte Wipo-Generaldirektor Daren
Tang in der Nacht zu Freitag, als der Vertragstext fertig war. Über den Vertrag
wurde mehr als 20 Jahre verhandelt. Er tritt in Kraft, wenn 15 der 193
Wipo-Mitgliedsländer ihn ratifiziert haben.

Wie traditionelles Wissen ausgeschlachtet wird

Tausende Kosmetikartikel, Medikamente und andere Produkte werden aus
Naturprodukten entwickelt. Dazu gehört zum Beispiel das Süßmittel aus der
Steviapflanze, die in Südamerika schon immer zum Süßen verwendet wurde. Der
Effekt verwaschener Jeans wird mit Bleichmitteln erzielt, die auf ein Enzym
zurückgreifen, das unter extremen Bedingungen arbeiten kann. Es stammt aus
Salzseen in Kenia oder Tansania in Afrika. Vielfach ist das Wissen über die
Wirkung von Pflanzen oder Organismen über Studien bekannt und dann von Firmen
zur Entwicklung von Produkten ausgenutzt worden, ohne dass die Menschen vor Ort
etwas davon hatten.

Was der neue Vertrag leistet

Die Nutzung solcher Ressourcen ist eigentlich bereits im Rahmen des
internationalen Übereinkommens über die biologische Vielfalt geregelt.
Allerdings halten sich nicht alle daran und viele Länder haben wenig Mittel, um
ihr traditionelles Wissen effektiv zu schützen. Der Wipo-Vertrag gilt als
zusätzliche Möglichkeit, Gerechtigkeit herzustellen. Künftig müssen Firmen bei
Patentanmeldungen Herkunft von Material und Wissen veröffentlichen. Dann können
die betreffenden Länder prüfen, ob die Firmen alle vorgesehenen Genehmigungen
hatten und angemessene Verträge über die Nutzung abgeschlossen wurden./oe/DP/ngu

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