28.06.2024 10:30:53 - dpa-AFX: POLITIK: Bayern-AfD sammelt Hinweise auf 'Verfehlungen anderer Parteien'

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die AfD in Bayern sammelt per E-Mai von ihren
Mitgliedern vermeintlich belastendes Material zu Vertretern der politischen
Konkurrenz. "Wir haben eine Mail eingerichtet, bei der sich AfDler melden
können, wenn es Verfehlungen anderer Parteien gibt", bestätigte der Vorsitzende
des Landesverbands, Stephan Protschka, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur.
Es gehe darum, Parteimitglieder vor Ort "eventuell zu unterstützen und das Ganze
natürlich auch öffentlich zu machen". Zuerst hatte der BR über die Sammlung
berichtet.

Aktion firmiert unter dem Namen "Demokratiewächter"

Protschka nannte als Grund für die Sammelaktion unter dem Schlagwort
"Demokratiewächter" eine aus seiner Sicht nicht ausgewogene mediale Darstellung
seiner Partei im Vergleich zu den anderen. Die Aktion sei auf Bayern begrenzt
und seines Wissens die erste ihrer Art der AfD im Freistaat, sagte der
Landesvorsitzende. "Die Mail gibt es seit circa einer Woche und war ein Wunsch
unserer Kommunalpolitiker."

In einer internen Rundmail des Landesvorstands zu der Aktion, die der dpa
vorliegt, bat Protschka die AfD-Mitglieder, sich rege zu beteiligen und
"Verfehlungen von Mandatsträgern unserer Mitbewerber auf Kommunal-, Bezirks oder
Landesebene" zu melden - verbunden mit dem Hinweis: "am Besten mit zugehörigen
Beweismitteln in Form von Zeitungsberichten, Posts in sozialen Medien etc.".

Scharfe Kritik von Vertretern anderer Parteien

Vertreter anderer Parteien in Bayern reagierten mit scharfer Kritik auf die
Aktion. Der CSU-Fraktionschef im Landtag, Klaus Holetschek, bezeichnete die
Aktion gegenüber dem BR als "Stasimethode": "Man ruft auf zum Denunzieren und
das systematisiert auf einer eigenen Plattform unter dem Stichwort
"Demokratiewächter". Ich finde das unglaublich."

SPD-Fraktionschef Florian von Brunn sagte dem BR: "Es ist ein
Denunziationsportal. So etwas gibt es eigentlich nur in Diktaturen.
Offensichtlich hat man sich orientiert an solchen Modellen." Der
stellvertretende Fraktionschef der Grünen im Landtag, Johannes Becher,
bezeichnete die Aktion als Angriff auf die Demokratie: "AfD steht offenbar für
"Alternative für Denunziantentum"." Das Ziel sei, Menschen einzuschüchtern und
mundtot zu machen./fjm/DP/jha

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