25.04.2024 17:41:13 - dpa-AFX: ROUNDUP/Bilanz: Zu wenig Tempo für weniger Zucker

BERLIN (dpa-AFX) - Quarkspeisen, Müslis, Limonaden: Bei vielen
Fertigprodukten aus dem Supermarkt kommt eine angestrebte Verringerung von
Zucker, Fett und Salz nach einer Auswertung für die Bundesregierung zu wenig
voran. Die Ergebnisse zeigten, dass bisherige Änderungen der Rezepturen noch
nicht ausreichten, um eine ausgewogene Ernährung im erforderlichen Umfang zu
unterstützen, heißt es in einem am Donnerstag vorgelegten Bericht des
bundeseigenen Max-Rubner-Instituts. Ernährungsminister Cem Özdemir (Grüne)
machte klar, dass die Hersteller nachlegen müssten. Verbraucherschützer
forderten deutlich weitergehende Maßnahmen.

Erneut amtlich überprüft wurden jetzt die Fortschritte einer Strategie, die
noch die Vorgängerregierung 2018 gestartet hatte. Danach verpflichteten sich
mehrere Branchen auf freiwilliger Basis zu Reduktionszielen bei Zucker, Fett und
Salz bis 2025. Um die Zusagen zu Änderungen bei den Zutaten zu beobachten, macht
das Institut ein Monitoring und legte nach dem ersten Zwischenbericht 2020 nun
einen zweiten vor.

Bisherige Bemühungen reichen nicht aus

Zentrales Ergebnis: Zucker-, Fett- und Salzgehalte seien in einigen
Produktgruppen reduziert worden. Die Daten verdeutlichten aber auch, dass
Reduktionsbemühungen "in den letzten Jahren teilweise nachgelassen haben oder
zum Stillstand gekommen sind." Bei einigen Produkten gebe es sogar Erhöhungen
beim Nährstoffgehalt. Bei Produkten mit Kindermotiven auf der Packung hätten
sich trotz teils erfolgter Reduktion vielfach weiter hohe Zuckergehalte gezeigt
- und manchmal auch mehr Energie, Zucker und Fett als bei vergleichbaren
Produkten ohne Kinderoptik.

Özdemir sagte: "Eine gute und ausgewogene Ernährung wird schwierig, wenn in
verarbeiteten Lebensmitteln viel Zucker, Salz oder Fett enthalten ist." Der neue
Zwischenbericht mache leider deutlich, dass die bisherigen Reformulierungen
nicht ausreichten. Daher sei das Institut beauftragt worden, wissenschaftlich
unterlegte Reduktionsziele zu entwickeln. Auf dieser objektiven Grundlage werde
das Ministerium weitere Änderungen von Rezepturen bei der Wirtschaft einfordern.

Beispiel Milchprodukte: Bei Joghurtzubereitungen sei "eine kontinuierliche
Zuckerreduktion" sichtbar - im Vergleich zur ersten Zwischenbilanz um sechs
Prozent, heißt es im Bericht. "Bei gesüßten Quarkzubereitungen fand hingegen
seit 2019 keine statistisch signifikante Veränderung statt." Die Zuckergehalte
in gesüßten Milchprodukten mit Kinderoptik seien mit durchschnittlich 11,5 Gramm
pro 100 Gramm 2022 weiterhin hoch, das Reduktionstempo habe sich verlangsamt.

Bei Getränken teils wieder höherer Zuckergehalt

Beispiel Getränke: Bei gesüßten Erfrischungsgetränken habe sich ein zunächst deutlicher Rückgang der Zuckergehalte zuletzt nicht fortgesetzt. Bei einigen
Untergruppen wie Light-Limonaden und Wasser mit Aromen seien teils Erhöhungen im
durchschnittlichen Zuckergehalt beobachtet worden. Bei gesüßten Getränken mit
Kinderoptik habe es von 2018 bis 2022 keine signifikante Veränderung gegeben -
die Zuckergehalte lagen demnach auch über dem Niveau der Gesamtstichprobe.

Beispiel Müsli und Co.: Bei Frühstückscerealien seien die Zuckergehalte
gesunken - bis 2022 um 20 Prozent im Vergleich zu einer ersten Ausgangserhebung.
Beobachtet wurde allerdings gleichzeitig eine Erhöhung des durchschnittlichen
Fettgehaltes. Im Blick steht bei anderen Produkten auch der Salzgehalt. Der ging
etwa bei Nudelsoßen von 2016 bis 2021 spürbar zurück - bei gefragten
Bolognese-Soßen mit Fleisch um 15 Prozent. Bei hellen Nudelsoßen mit Käse oder
Sahne seien aber trotz Reduzierungen weiter relativ hohe Energie- und
Fettgehalte aufgefallen.

Kritik von Verbraucherorganisation

Die Verbraucherorganisation Foodwatch kritisierte: "Die lächerlichen
Fortschritte bei der Reduktion von Zucker, Fett und Salz zeigen wieder einmal:
Mit freiwilligen Selbstverpflichtungen der Lebensmittelindustrie allein kommen
wir nicht weiter." Die Regierung müsse endlich wirksame Maßnahmen auf den Weg
bringen, um Diabetes und Adipositas in den Griff zu bekommen - etwa mit einer
Limo-Steuer auf gesüßte Getränke und einem überfälligen Schutz von Kindern vor
Junkfood-Werbung.

Die Zuckerwirtschaft erklärte, beim Kampf gegen Übergewicht müssten die
Kalorien in den Mittelpunkt gestellt werden - da zeige der neue Bericht Lücken
auf. Grünen-Expertin Renate Künast forderte: "Die Lebensmittelindustrie muss
endlich liefern und das Angebot bei verarbeiteten Lebensmitteln - speziell auch
für Kinder - verändern." Außerdem müsse das Gesetz, das Kinder und Jugendliche
vor Werbung für Zuckerbomben schütze, in die parlamentarische Beratung kommen.
In der Koalition werden Pläne für Werbeverbote, die Özdemir vor mehr als einem
Jahr vorlegte, von der FDP blockiert./sam/DP/zb
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
DANONE S.A. EO -,25 851194 Frankfurt 65,120 31.10.24 18:49:57 -0,620 -0,94% 0,000 0,000 65,700 65,740
SUEDZUCKER AG O.N. 729700 Frankfurt 11,220 31.10.24 08:00:15 +0,010 +0,09% 0,000 0,000 11,220 11,210
NESTLE NAM. SF-,10 A0Q4DC Hamburg 0,000 01.11.24 01:38:38 ±0,000 ±0,00% 0,000 0,000 0,000 91,110

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