25.06.2024 15:34:43 - ROUNDUP: Grüne warnen vor Verschiebung von Bahngeldern zu Autobahnen
BERLIN (dpa-AFX) - Der Grünen-Verkehrspolitiker Matthias Gastel hat vor einer Verschiebung von Bahngeldern zur Finanzierung der Autobahnen gewarnt. Gastel sagte am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur: "Die Schiene hat nach Jahren der sträflichen Vernachlässigung einen großen Mittelbedarf. Statt Kürzungen sind klare, verlässliche und auskömmliche Finanzierungswege erforderlich. Geld jetzt in die Straße zu schmuggeln, wäre das Gegenteil und damit Gift für eine funktionstüchtige Infrastruktur."
Berichten zufolge sollen die finanziellen Mittel für die bundeseigene Autobahn GmbH im kommenden Jahr im Vergleich zur bisherigen Planung um 20 Prozent auf rund fünf Milliarden Euro zusammengestrichen werden. Dagegen gibt es breite Proteste. Bauverbände zum Beispiel hatten gewarnt, dadurch würde sich die Sanierung maroder Brücken verzögern - zu Lasten von Autofahrern. Ein Sprecher des Verkehrsministeriums verwies auf die laufenden Verhandlungen über den Bundeshaushalt 2025.
Die "Süddeutsche Zeitung" berichtete, das Verkehrsministerium erwäge, das Haushaltsloch bei der Autobahn GmbH zu stopfen, indem es Geld von der Schiene zur Straße umschichte. Die geplante Eigenkapitalerhöhung bei der Deutschen Bahn von insgesamt 20 Milliarden Euro, die in Tranchen ausgezahlt wird, solle vorgezogen werden. Außerdem solle es bei der Vergabe von Straßen-Neubauten einen Stopp geben.
Gastel sagte, die Koalition habe sich ambitionierte Ziele für die Bahn gegeben, dafür brauche es Geld. "Die Autobahn GmbH hat zu lange Aus- und Neubauprojekte finanziert, wohlwissend, dass die Sanierung problematisch wird. Dieses unverantwortliche Vorgehen darf jetzt nicht auf dem Rücken der Schiene ausgetragen werden. Die Ampel-Koalition hat sich in einem Koalitionsausschuss geeinigt, dass die Schiene 45 Milliarden Euro zusätzlich bekommt. Das Ministerium ist gehalten, diesen Beschluss umzusetzen."
Verbände fordern Stopp von Neubauprojekten
Jens Hilgenberg, Leiter Verkehrspolitik beim Umweltverband BUND sagte, die Bundesregierung habe sich Ziele bei der Verlagerung von Güter- und Personenverkehr auf die Schiene gesteckt. "Damit ausreichend Geld für die Sanierung von Brücken bereitsteht, sind unwirtschaftliche und naturzerstörende Neubauprojekte bei Autobahnen und Bundesstraßen sofort zu stoppen." Greenpeace-Verkehrsexpertin Lena Donat sagte, der weitere Ausbau der Autobahnen gehöre jetzt auf Eis gelegt. "Wenn Tausende Brücken bröseln, dann gehören die erst mal repariert, bevor noch mehr gebaut werden." Für die Allianz pro Schiene sagte Andreas Geißler: "Mittelumschichtungen nach Tageslaune sind Gift für den überfälligen Aus- und Neubau des Schienennetzes."/hoe/DP/jha
Quelle: dpa-AFX